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Neues aus Block 11: Im Lauf der Saison gleicht sich alles aus

26.09.2001, 00:00 Uhr von:  Micha D.
Neues aus Block 11: Im Lauf der Saison gleicht sich alles aus
Neues aus Block 11

Es gibt eherne Fußballregeln, die haben wir alle schon beim ersten Sportschaugucken mit acht aufgesaugt und verinnerlicht. Als da wären: Ein Spiel dauert immer 90 Minuten (da hat der kleine Herr Jansen aus Essen genau aufgepasst damals, als Papa den Familien-Opel gewaschen hat und die Fußball-Übertragung im Autoradio lief - und daran hat er sich am Samstag erinnert), das nächste Spiel ist immer das Schwerste, der Ball ist rund (als wenn wir es nicht immer schon irgendwie geahnt hätten) und natürlich die Weisheit, die vom Glauben des Menschen an die tiefe, ultimative Gerechtigkeit, an den weisen, gerechten Fußballgott schlechthin entspringt: Im Lauf der Saison gleichen sich alle Ungerechtigkeiten aus.

Rolf Töpperwien

Ich weiß nicht, ob all die Fußballübertragungen mit Marcel Reif und Rolf Töpperwien, die ich ausgehalten habe, zu diesen Ungerechtigkeiten zählen: Dafür warte ich bis heute auf den gerechten Ausgleich. („Tanze und singe“, sprach der Fußballgott, „denn es könnte schlimmer kommen.“ Ich tanzte und sang – und es kam „ran“.)

Aber beschränken wir uns auf das Wesentliche: Das Spiel mit dem runden Leder und die unmittelbaren Begleiterscheinungen. Und auch da habe ich meine Zweifel: Wann, bitteschön, hat denn der gerechte Fußballgott das 2:4 aus der Saison 91/92 beim VfB Stuttgart eigentlich wieder gutgemacht, das auch nur unter Mithilfe des Pfeifenmanns zustande kam? Bestimmt nicht, als er zu allem Überfluss auch noch in der 86. Minute des letzten Saisonspiels den Ball so maßgerecht auf den Kopf von „Diego“ Buchwald plumpsen ließ, dass selbst der ihn mühelos ins Legokusener Tor einschädeln konnte.

Wenn überhaupt, dann hat sich die Fußballgerechtigkeit damit Zeit bis zur zweiten Halbserie 94/95 gelassen, die Trödelige. Und hat dann Andi Möller beim Spiel gegen Karlsruhe so hinterhältig ein Bein gestellt (das Bein des Fußballgottes, um `mal an einen anderen aus der Branche zu erinnern), dass der durch den Strafraum gesegelt ist und der Schiedsrichter pfeifen musste.

Marcel Reif

Ähnlich lange scheint es auch zu dauern, bis sich die Fußball-Justitia einen Ausgleich für das letzte Spiel vor der Winterpause 1997/98 überlegt hat. Damals, als der Jansen noch geglaubt hat, ein Spiel dauert 94 Minuten und sein Assistent, dass der eine Ecke bekommt, der den Ball ins Aus schießt. Da warte ich heute noch drauf, auf die ausgleichende Gerechtigkeit.

Und deshalb hätte ich `mal ein paar Vorschläge zu machen , an die übergeordnete Fußballgerechtigkeitsinstanz. Nehmen wir `mal das Spiel vom Wochenende: Ungerechter Ausgleich, nachdem ein Herr J. aus E. unbedingt beweisen wollte, dass er kein Heimschiedsrichter ist. Mein Vorschlag: Beim Rückspiel in Legokusen greift „Calli“ Calmund am Buffet in der VIP-Lounge versehentlich die Diät-Wurst und trinkt Cola-Light. Während er noch mit grünem Gesicht im VIP-WC herumhängt, gelingt Ballack in der 90. Minute ein Eigentor zum 1:2 Endstand.

Rudi Cigar

Oder das Match im Buerer Brutkasten: Ausgleich durch Wörns, aber der Linienmann schwenkt sein Fähnchen, weil er Kohler im Abseits wähnte. Mein Vorschlag: Vor dem Rückspiel greift Rudi Cigar beim wöchentlichen Färben daneben und das Haar wird quietschgelb. Deshalb wird er bei der Siegesfeier zum 6:0 (zweimal Rosicky, zweimal Amoroso, einmal Ricken, einmal Koller) für einen Schwatzgelben gehalten, mit ins Kreuzviertel geschleppt und kommt erst am nächsten Morgen nach 23 Siegesbier und ohne Zigarre wieder frei (okay, unter diesen Umständen könnten wir auch 97/98 vergessen).

Nur bei Eiern Hühnchen, ich glaube, da hilft keine höhere Gerechtigkeit. An über 30 Jahre währenden Massel muss auch der gerechteste Fußball-Gott scheitern. Deshalb hab´ich das selbst in die Hand genommen. Ich bin zur Säbener Straße, zum Vereinsgelände gefahren, habe gewartet bis es dunkelte und alle weg waren. Dann hab´ ich mich angeschlichen und kleine schwatzgelbe Vereinsembleme an jeder Ecke verscharrt.. Und dann habe ich ihn gesehen am nächsten Morgen, den Uli, wie er gekommen ist und nix gemerkt hat, nix. Und da hab`ich gewusst: es gibt sie die Gerechtigkeit im Fußball.

P.S. Jo, do schaugst, Wurst-Uli. Wenns des derwissen tätst.

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