Serie

Nieten in schwatzgelb - Teil 1: Sergej Barbarez

16.11.2000, 13:00 Uhr von:  Sebi
Nieten in schwatzgelb - Teil 1: Sergej Barbarez

Nach seinem komententaften Aufstieg bei Hansa Rostock in der Saison 1997/98, dem nur noch die Krönung durch die UEFA-Cup-Teilnahme versagt blieb, wechselte Sergej Barbarez ablösefrei zum BVB. Dort traf er mit Rene Schneider auf einen alten Weggefährten aus Rostocker Zeiten, dem es allerdings in den Jahren zuvor nicht gerade überragend ergangen war. So sollte es bei Sergej Barbarez nicht laufen und tatsächlich ließ es sich auch überaus gut an. Im ersten Heimspiel traf er gleich im Doppelpack und die Fans, erstaunlich viele mit seinem Trikot, jubelten ihm zu.

Doch schon im nächsten Auswärtsspiel beim 1.FC N*rnb*rg gab es den ersten herben Dämpfer für den übermotivierten Bosnier. Durch eine Unbeherrschtheit kurz vor dem Spielende handelte er sich eine völlig überflüssige Rote Karte ein und wurde für drei Spiele gesperrt. Im Heimspiel gegen seinen Ex-Klub aus Rostock war er dann endlich wieder dabei, legte sich jedoch schon im zweiten Spiel vor heimischen Publikum mit den eigenen Fans an, weil sie seine Einstellung als zu lasch angesehen hatten. Da half auch sein entscheidender Treffer zum 2:0 nichts, er wurde mit Pfiffen verabschiedet. Das Verhältnis blieb von jenem Spiel ausgehend angespannt und erlitt immer wieder weitere Rückschläge. Anfänglich beschränkten sich die Vorwürfe noch darauf, dass sein Auftreten phlegmatisch wirke und er viele Zweikämpfe, vor allem Kopfballduelle meide. Aber insbesondere im zweiten Jahr, als es nach einem guten Start mit dem gesamten Verein nur noch bergab ging, begann das Verhältnis zwischen Fans und Spieler immer weiter zu leiden.


Höhepunkt war sicherlich das Heimspiel gegen den VFB Stuttgart als sich beschämende Szenen abspielten. Barbarez spielte nicht schlechter oder besser als irgendein anderer seiner Mitspieler. Das Verhältnis zwischen Fans und Spieler war scheinbar jedoch schon so sehr zerrüttet, dass der erste Fehlpass ein gellendes Pfeifkonzert nach sich zog. Die Unsicherheit beim Spieler wuchs und schließlich schalten laute "Barbarez raus" Rufe durch das Stadion. Ab dem Zeitpunkt gab es selbstredend kein zurück mehr. Und alle Überredungskünste zum Saisonende als er sich noch einmal beträchtlich gesteigert hatte, blieben erfolglos. Für knapp vier Millionen wechselte er zum HSV und somit in die Arme seines Entdeckers Frank Pagelsdorf. Seitdem läuft es wieder rund für den bosnischen Nationalspieler. Mit neun Toren ist er alleiniger Anführer der Torschützenliste und aus dem HSV-Team nicht mehr wegzudenken. Zahlreiche seiner Treffer erzielte er per Kopf und auch wenn der HSV momentan unter dem BVB steht, scheint er in Hamburg sein Glück gefunden zu haben.

In der Nachbetrachtung seiner Zeit beim BVB muss man ihm trotz manch guter Ansätze tatsächlich ein gewisses Phlegma und auch seine Unbeherrschtheit (2 Rote Karten) vorwerfen. Nichtsdestotrotz war er aber ungewöhnlich schnell bei den Fans unten durch und hatte auch keine Chance mehr sich zu rehabilitieren. Für ihn und den HSV war der Wechsel ganz sicher ein Gewinn. Und für den BVB (für den er allerdings auch nicht mehr länger tragbar war)? Diese Frage sollte jeder für sich alleine beantworten...

Unterstütze uns mit steady

Weitere Artikel