Unsa Senf

Watzke greift Kritiker an Aki im Land des Lächelns

06.07.2025, 07:54 Uhr von:  Michael    
Ein lachender Watzke

Mangelnde Begeisterung in Deutschland für die Klub-WM? Klarer Fall. Alles dauergrantelnde Nörgler. Glücklicherweise verordnet uns eine sauerländische Frohnatur eine ordentliche Portion Heiterkeit.

Ich muss gestehen, rein aus sportlicher Sicht könnte ich mich schon für die Klub-WM erwärmen. Eine gute Mischung aus fußballerisch starken und unbekannten Klubs, Gegner, gegen die der BVB noch nie gespielt hat und Fanszenen, die auf ihre Art ganz anders und doch nicht minder bunt, laut und kreativ sind, als die bekannten Kurven in Europa. Also irgendwie schon ein cooles Zwischending aus Champions League und erster Runde im DFB-Pokal. Hinzu kommt, dass ich den kompakten Turniermodus mag und auch bei WM und EM gerne möglichst viele Spiele live mitnehme. Und dazu sind Vereinsmannschaften, die dauerhaft im Training sind, fußballerisch auch noch einmal eine andere Hausnummer als Nationalmannschaften.

Tatsächlich hatte ich sogar kurz erwogen, eine Erwiderung zu Caros Text zu schreiben, das aber aus Zeitgründen verworfen.

Und organisatorisch habe ich natürlich doch schon einige Kritikpunkte: Die Gefahr der zu hohen Belastung sehe ich auch und dass die Klub-WM das Potential hat, die Aufmerksamkeit von Frauen- und U21-EM wegzulenken, ebenfalls. Und auch weiterhin habe ich arge Bedenken, wenn die finanzielle Schere immer weiter auseinandergeht. Aber das sind Bedenken, die momentan für so gut wie jeden Wettbewerb gelten.

Dass meine Bedenken in erster Linie organisatorischer Natur waren, unterscheidet die Klub-WM für mich von der WM-Vergabe nach Katar, die auch aus menschlicher Sicht ein Desaster war. (Halten wir der FIFA hier mal zu Gute, dass die Entwicklung in den USA bei der Vergabe der Klub-WM nicht absehbar war.)

Warum schaue ich trotzdem kein Spiel? Weil es mir widerstrebt, das Leuchtturmprojekt eines Gianni Infantino zu unterstützen. Ein Mensch, der aus einer an Unsympathen nicht armen Branche noch einmal meilenweit heraussticht und in seiner ganz eigenen Bescheidenheit sowohl seinen Namen als auch seine Unterschrift in den Pokal hat eingravieren lassen. Auch die Finanzierung des Wettbewerbs wirft kein gutes Licht auf das Turnier. Lange Zeit fand sich kein TV-Unternehmen, das die horrenden Forderungen der FIFA erfüllen wollte, ehe das ewig klamme DAZN die Rechte für eine Milliarde US-Dollar kaufte. Dass kurze Zeit später der saudi-arabische Staatsfonds mit exakt dieser Summe bei DAZN einstieg, also das Land, in das unmittelbar zuvor von der FIFA die WM 2034 hingemauschelt…ääääh transparent vergeben wurde, hat natürlich alles nichts damit zu tun. Sport Inside hat das alles in einem, wie üblich hörenswerten, Podcast wenige Wochen vor der Klub-WM sehr gut aufgearbeitet. Alles in allem kam ich für mich zum Enschluss: kein Fußball für mich während der Klub-WM.

Soweit meine Entscheidung, die ich für mich getroffen habe. Dabei habe ich auch überhaupt kein Problem, wenn Menschen das anders sehen, sich die Spiele ansehen oder sogar dafür in die USA reisen. 

Nun scheinen sich aber viele Menschen in Deutschland aus welchen Gründen auch immer meiner Sichtweise anzuschließen und die Klub-WM zu ignorieren. Ein Umstand, der nun Aki Watzke auf den Plan gerufen hat.

Im Gespräch mit RTL/ntv stellt der Noch-Geschäftsführer seine Sicht auf die maue Zustimmung dar. Das ganze leider in der, mittlerweile gewohnten, oberlehrerhaften Sicht. Die deutschen Kritiker leiden unter dem „Katar-Syndrom“, die ganze Welt feiert nur in Deutschland schafft man es mal wieder nicht „über den Tellerrand zu blicken“.

Nun ist es erstmal amüsant, wenn der sauertöpfische Sauerländer seinen Landsleuten mehr Heiterkeit empfiehlt. Doch darüberhinaus ist es leider wieder ein typischer Watzke oder, globaler gefasst, ein typischer Fußballfunktionärsmove. Wer Kritik übt, ist einfach ein unverbesserlicher Nörgler und, im Gegensatz zu Watzke, eben nicht in der Lage, über den Tellerrand hinauszuschauen.

Immerhin ist „die Klub-WM nunmal da“, also, lieber Fußballfan, friss oder stirb. Und außerdem ist es doch nur alle vier Jahre. Und dafür wird Aki sich auch ganz doll einsetzen, weil sonst „die Belastung einfach zu groß wird.“ Ach Aki, meinst du wirklich, dass sich Infantino und der Rest der Welt von dir aufhalten lassen, wenn sie feststellen, dass theoretisch ja alle 2 Jahre Platz im Kalender ist und zur Belohnung mit ein paar mehr Scheinchen winken?

Nun hat Watzke natürlich Recht, dass Veränderungen im traditionsbewussten Fanumfeld sehr häufig auf „Widerstand per se“ treffen und als Vereinsvertreter dieser stetige Konflikt vermutlich sehr ermüdend werden kann. Doch Watzke legt mit der Begrifflichkeit „Katar-Syndrom“ noch einen drauf. Die Sichtweise, mit ein bisschen mehr Lächeln und Optimismus, wäre das unfassbare Leiden der Arbeitssklaven und die problematische Menschenrechtssituation in Katar doch halb so schlimm gewesen, ist mit „sehr kurz gegriffen“ noch sehr euphemistisch umschrieben und hat auch nichts mehr damit zu tun, dass er als Geschäftsführer der KGaA eine andere wirtschaftliche Sicht auf den Fußball hat als der Ultra aus Block Drölf.

Natürlich hätte Watzke in dem Interview auch auf die Argumente der Klub-WM-Gegner eingehen können. Erklären, warum er es anders sieht, für Verständnis werben. Leider ist das aber häufig nicht (mehr) seine Art. Aber Aki, wie wäre es, wenn du mit gutem Beispiel vorangehst und einfach mal lächelst, wenn dir etwas nicht passt? Der Investoreneinstieg wird abgeblasen? Keine beleidigte Pressekonferenz, sondern einfach mal lächeln. Auf der MV gibt es Beschlüsse, die dir nicht passen? Kein Infragestellen auf der Aktionärsversammlung, sondern einfach mal lächeln. Schaffst du schon!

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