
Vor dem Spiel
Vor dem Spiel rauscht als erstes folgende Nachricht auf mein Handy: "BVB ohne Guirassy gegen Mainz", was für ein gar nicht mal so dezentes Anheben meiner Augenbrauen sorgte. Unser erfolgreichster Stürmer fehlt uns auf Grund muskulärer Probleme (Grüße gehen raus an die Länderspielunterbrechung) gegen den Tabellendritten, der zuletzt sechs Spiele in Folge ungeschlagen war und vier Spiele davon gewann. Stimmte nicht gerade optimistischer, da der BVB hingegen zuletzt zwei Niederlagen in den Knochen hatte. Das Gute an der Länderspielunterbrechung hingegen für mich ist: ich vergesse da immer einen Teil des BVB-Frusts und hab danach wieder Lust auf Stadion.
Dort gab es es dann zwei Aktionen, die mit Schals zutun hatten: Zum einen verteilte der BVB in Kooperation mit einem sehr bekannten Anime Geschenkpakete mit Sammlerkarten und einem Schal. Einen Tag nach dem Spiel trudelten im Schwatzgelb-Redaktionschannel die ersten Hinweise ein, dass die für ziemlich unverschämte Preise auf eBay angeboten werden. Es wurde kurz diskutiert, ob diese Kooperation überhaupt zum BVB passe, endet dann aber recht zügig wieder, da einige andere Kooperationen des BVB auch ziemlich bescheuert sind. Kompromiss: Wem's gefällt.
Die zweite Aktion hatte tatsächlich auch etwas mit einem Schal und sogar in Teilen auch mit eBay zu tun: das Bündnis Südtribüne hat am Spieltag Schals im Stadion verkauft und gleichzeitig Flyer verteilt, in denen unter anderem der Kauf oder Verkauf von SÜDTRIBÜNE-Klamotten auf eBay schärfstens verurteilt wurde. Hier der Flyer zum nachlesen:
1. Halbzeit
Genug von Schals und eBay! Es wurde ja auch noch Fußball gespielt. Trainer Kovac reagierte mit einer Doppelspitze aus Beier und Adeyemi auf den Ausfall von Guirassy.
Die ersten Minuten waren von beiden Mannschaften verhalten. Vor allem Mainz überraschte mich mit einer relativ defensiven Ausrichtung, überlies dem BVB den Ball und lauerte auf schnelle Gegenstöße. Eine Taktik, das gehört aber auch zur Wahrheit, mit der viele Mannschaften gut gegen den BVB gefahren sind.
Borussia und Mainz näherten sich in den ersten 15 Minuten jeweils einmal dem gegnerischen Tor, ohne besonders gefährlich zu werden. Zwischendurch gab es eine verspätete Pyroshow im Gästeblock und in der 24. Minute einen Distanzschuss von Schlotterbeck, mit dem der Mainzer Keeper Zentner ein paar Probleme hatte, aber sonst blieb es wirklich ruhig. Aus meiner Sicht drohte es ein typisches BVB-Spiel der Saison 2024/25 zu werden, bei der Dortmund viel Ball und wenig Chancen hat, nur um dann hinten ein- bis zweimal total schlecht auszusehen und sich so Gegentore zu fangen. Ich hatte meine Rechnung jedoch ohne das Sturmduo Beiadeyemi gemacht, die in einer sehr schönen, wenn auch etwas glücklichen, Doppelpasssituation in der 39. Minute den BVB in Führung brachten. Beier schoss nach guter Übersicht von Adeyemi das 1:0!

In der 41. Minute hatten die Hausherren einen Eckball und eigentlich weiß jede*r Boruss*in: jetzt kann ich Bier holen gehen. Doch wer marschiert da zur Eckfahne? Nico Schlotterbeck? Die ersten Flüche, wieso der lange Schlotterbeck die Ecke schießen soll flogen mir in den Nacken, doch dann tritt er an und der Ball wird lang und länger und landet am 2. Pfosten auf der Birne von Emre Can, der das Ding auch noch im Tor unterbringt. 2:0! Keine Flüche mehr, sondern großer Jubel machte sich breit.
Mit 2:0 ging es in die Pause.
2. Halbzeit
Mainz hatte sich was vorgenommen, das war nach wenigen Sekunden in der zweiten Halbzeit offensichtlich. Die Mainzer wirkten sofort griffiger als in der ersten Halbzeit brauchten aber bis zur 60. Minute, um den BVB in ernste Gefahr zu bringen: Couto verlor stümperhaft im Aufbau den Ball, was Mainz zu einer dreifach-Chance verhalf. Die Karnevalstruppe beließ es aber bei einem dreifachen Tusch, der zweimal stark von Kobel pariert wurde und letztendlich von Can geblockt wurde. Glück gehabt!

Dann trat in in der 71. Minute erneut Eckenkönig Schlotti an die Fahne und zog eine scharfe Ecke von rechts vor den Kasten. Dort lief Beier ein, der das Ding mit viel Wumms in die Maschen köpfte. 3:0! Man mochte es garnicht glauben! Mir viel sofort die schöne Floskel "Todgesagte leben länger" ein, die ich mir gedanklich für den Spielbericht notierte. Währenddessen wäre Borussia Dortmund aber nicht Borussia Dortmund, wenn sie es nicht doch nochmal spannend machen würden: in der 76. Minute kam Mainz durch eine zu passive BVB-Abwehr zum Anschlusstreffer, sodass ich hinter meinen Spielberichtstitel nochmal ein Fragezeichen setzte.
In der 83. Minute setzte Pascal Groß den Ball leider nur an den Pfosten, sodass sich alle Fans noch ein paar Minuten gedulden mussten, um den Sieg zu feiern. Doch die Mainzer waren merklich erschöpft und es blieb beim wichtigen 3:1 Sieg für den BVB.
Aufholjagd?
Der BVB konnte die Patzer einiger Vereine vor ihm in der Tabelle nutzen und rückt auf Platz 10 auf und steht nun aktuell 7 Punkte hinter einem Champions League-Platz. Rechnerisch ist die Champions League somit noch drin, aber es bleibt unwahrscheinlich. Zum einen sind 7 Punkte nach wie vor ein recht deutlicher Rückstand und zum anderen zeigte der BVB in dieser Saison wirklich alles, aber keine Konstanz. Und die wäre nötig, wenn man noch eine Chance auf die Champions League-Plätze haben möchte. So bleibt die Freude über einen unverhofften BVB-Heimsieg und etwas Vorfreude auf das kommende Wochenende.
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