Spielbericht Profis

FCB vs. BVB Surprise, surprise!

13.04.2025, 21:47 Uhr von:  Michi  
Surprise, surprise!
Freudige Gesichter in Schwarzgelb

Wir nehmen einen Punkt aus München mit, der sich wie drei anfühlt und können so die Saison doch noch besser als erwartet abschließen. Wer hätte das gedacht? Vor dem Spiel zumindest nur wenige. Unser Spielbericht:

Früher als gedacht und gut gelaunt strandeten wir in München. Ich weiß noch nicht, ob ich eher auf Reginas Seite stehe oder doch eher auf Günthers. (Zur Erinnerung: Regina war die rüstige 84-jährige mit dem Blümchenkleid, die mir heute Morgen noch ein „Haut se wech!“ mit auf den Weg gab und Günther mein pragmatischer Nachbar, der meinen Aufbruch nicht ganz unberechtigt mit „was willst’n da überhaupt?“ kommentierte.) Dortmund siegen sehen, was sonst?

Hoch erhobenen Hauptes stolzierte ich an den Bussen der Heimfans vorbei, die von bayrischen Organisationstalenten in „unser“ Parkhaus gelotst wurden. Viel zu viele Günthers hier, die sich darüber lustig machten, wie man bei einer kommenden Niederlage noch so optimistisch sein kann. Und genau das ist der Grund, warum ich diesen Haufen so unsympathisch finde. Ich konzentrierte mich also lieber auf Atemübungen, denn schon in 150 Metern stand mir die Generalprobe für den Berlin-Marathon bevor: die berühmt berüchtigten 1000 Treppenstufen in Richtung Gästeblock, die auch den motiviertesten Sportler zuverlässig zum Schnaufen bringen. Oben angekommen gratulierte man sich gegenseitig zum erfolgreichen Erklimmen des Mount Everest.

Das Stadion aus der Sicht des Gästeblocks

Im Gästeblock wurde es dann schnell voll. Voller als sonst und mit den gewohnt ungewohnten fremden Gesichtern, die doch bitte gerne auf Platz 6 in Reihe 2 sitzen (!) wollten, schließlich stünde es so auf ihrer Karte. Da halfen nur die gleichen Atemübungen, die auch vorhin beim Treppensteigen geholfen haben. Einatmen, ausatmen, freundlich umnavigieren. 

Gespannt war ich auf das neue Lied der Münchner, das aus der Feder der Fans kam. Beneidenswert, kann ich mich mit dem eigenen „You‘ll never walk alone“ als direkte Einstimmung auf das Spiel schon längst nicht mehr identifizieren. Was haben mir schöne Lieder - „Leuchte auf“ z.B. Aber ich schweife ab. Ein bisschen zu einschläfernd und stockend kam der neue Gesang der Münchner im Gästeblock an, aber was nicht ist, kann ja noch werden.

Was sollte uns heute auf dem Platz erwarten? In Halbzeit 1 jedenfalls nicht sehr viel, zumindest nichts Schmerzhaftes. Die Bayern wurden einige Male gefährlich, aber nicht brand(t)gefährlich, wenn auch selbiger alles dafür gab. Ein Schatten seiner selbst war er, der Rest der Mannschaft hingegen überraschenderweise nicht. Der Gästeblock stimmte gleich zu Beginn den schnellsten „BVB“ - Wechselgesang der Welt an, lautstark und so schnell, dass von gegenüber kein „Hurensöhne“ dazwischen passt. Die ersten 45 Minuten endeten torlos, gut für uns und schlecht für die.

Die Südkurve München mit wehenden Fahnen

Nach einer kleinen Verschnaufspause, in der man sich unromantisch Nahrung und Hopfenwasser vor den Toren der Tribüne hinunterschlang, folgte ein Torspektakel, das wohl keiner der Anwesenden so erwartet hatte. Der Mythos „El Clásico“ ist zurück, unerwartet und doch beeindruckend. Auch der Gästeblock spürte,  dass dies keine erste Halbzeit 2.0 werden würde und peitschte die Jungs mit einem „Kämpfen und siegen“ lautstark voran.

Kaum rollten Heim- und Gästeblock ihre gemeinsamen Banner mit der Aufschrift „Verbandsstrafen abschaffen“ ein, gingen ausgerechnet wir in Führung. Nach rot-gelbem Gewusel im 16er bugsierte Maxi Beier den Ball drei Minuten nach Wiederanpfiff ins Münchner Netz. Die „Scheiß DFB“-Wechselgesänge gingen im Jubel unter und ich bildete mir ein, eine Bierdusche abbekommen zu haben. Respekt an den Bierschmuggler, ich hasse es trotzdem.

Knapp 20 Minuten dauerte es, bis die Bayern wach wurden und ausgerechnet Raphaël Guerreiro die bis dahin verdiente Führung zunichte machte. Und die Bayern wären nicht die Bayern, wenn sie nicht mit diesem Tor erwachten. Allen voran Gnabry erwachte und nahm sich vor, das Spiel alleine zu drehen. Mehrfach versuchte er es im Alleingang, bis er schließlich dank  Dortmunder Begleitschutz zum Zuge kam. Fünf Dortmunder liefen ohne eine Spur des Verteidigungswillens gleichauf mit Gnabry und somit besser bei Fuß als meine Hunde. Und Gnabry zog ab. Unbedrängt und doch wieder nicht. Dortmunds soziale Ader in allen Ehren, aber hier mal wieder völligst fehl am Platz. Haare raufend und wild fluchend fragte sich der Gästeblock, warum er sich denn überhaupt Hoffnungen gemacht hatte. Aber 20 Minuten hatten wir noch Zeit, die es zu nutzen galt. Ein Punkt ist kein Punkt, aber zwei sicher geglaubte Punkte für die Bayern weniger wären mir ein großes inneres Vergnügen.

Gnabry bejubelt sein Tor mit ausgebreiteten Armen

Und sie erhörten mich, Waldemar Anton um genau zu sein. So hieß der beste Kumpel meines Vaters, das konnte nur gut werden. 15 Minuten vor Schluss glichen wir aus. Wir holten einen Rückstand wieder auf. In München! Dass ich das in dieser Saison noch erleben durfte. Der Gästeblock flippte übertriebener aus als nötig, er schien ähnlich zu denken wie ich.

Wir nehmen also einen Punkt, der sich eher wie drei anfühlte, aus dem Süden mit und schnuppern tatsächlich wieder an den internationalen Plätzen.

Regina, wir ham se quasi wech gehauen!

Unterstütze uns mit steady

Weitere Artikel