Spielbericht Profis

BVB scheidet aus der Champions League aus Raus mit Applaus

17.04.2025, 09:00 Uhr von:  Roger K.  
Dreikampf zwischen BVB und Barca Spieler

Trotz eines 3:1 Erfolgs gegen den FC Barcelona war die Hypothek aus dem Hinspiel zu groß. Auch wenn die Champions League ohne den BVB in ihre Endphase geht, ist es doch eine feine Sache, wenn man als Fan für seinen treuen Dienst mit den packendsten fünf Minuten der Saison belohnt wird.

Hingehen oder nicht, das war die Frage für erstaunlich viele Menschen aus dem Bekanntenkreis vor dem Halbfinal-Rückspiel am Dienstag Abend gegen den FC Barcelona. 

Blick auf die Südtribüne mit schwenkenden Fahnen

Da ist es schon von Vorteil in Dortmund zu wohnen, aus Berlin wäre ich, wie ein anderer Kollege, wahrscheinlich auch nicht angereist. Zu deutlich war die 0:4-Klatsche im Hinspiel gewesen, zu groß der Klassenunterschied zwischen einer Bundesliga-Durchschnittstruppe und dem katalanische Starensemble.

Dank Zweitmarkt und vielen Fans, die einfach nur mal den berühmten FC Barcelona live sehen wollten, war das Stadion dennoch ausverkauft, auch wenn es bei uns im Block schon mal voller war. Und eine Defensivreihe mit Süle, Anton und Bensebaini auf dem Aufstellungsbogen gegen den im Kalenderjahr 2025 noch unbezwungenen Tabellenführer der spanischen Liga ließ die Zuversicht nicht gerade ins Unendliche steigen.

Pyro im Barca Block

Die Truppe von Hansi Flick muss ähnliches gedacht haben, denn in den ersten 10 Minuten waren die Katalanen im Gefühl des sicheren Vorsprungs noch nicht so recht auf dem Platz. Der BVB dagegen war von Beginn an hellwach und offensiv extrem präsent. Allen voran Serhou Guirassy, der in der Anfangsphase gleich zwei Gelegenheiten hatte. 

In der 11.Minute belohnte er sich dann allerdings für seinen Einsatz, als er einen von Barca- Keeper Szczesny an Groß verursachten Foulelfmeter zur 1:0 Führung verwandelte. Geht da vielleicht doch noch was? Wird Barcelona jetzt nervös? Wie magisch kann der Abend noch werden? Das Stadion war plötzlich in bester Europacup-Laune, auch wenn die technische Fähigkeiten und schön anzusehende Ballstafetten der Gäste den BVB immer wieder von weiteren Offensivaktionen abhielten. Dennoch waren die Barca- Angreifer, anders als im Hinspiel, weites gehend bei Süle & Co. abgemeldet.

Zweikampf zwischen Gross und Lewandowski

Die 1:0 Pausenführung war hochverdient und der beim Halbzeit-Plausch meistgehörte Satz war „Jetzt gleich noch ein schnelles Tor“. Und das kam wie bestellt und geliefert nach einer Ecke (49.), als Goalgetter Guirassy einfach nur noch den Kopf hinhalten musste. Auch in meinem Kopf und seinem Kino liefen nun nach dem frühen 2:0 rasend schnell die spanischen Klassiker La Coruna, Malaga und Atletico ab. Und ganz ehrlich - auch wenn die Separatisten Sympathisanten aus Barcelona es nicht gerne hören, auch ihr seid Spanier. Nun folgten die wahrscheinlich intensivsten fünf Minuten dieser rätselhaften Saison, für die allein sich der Stadionbesuch gelohnt hat.

Das ganze Westfalenstadion steigerte sich auf aller höchster Betriebstemperatur, das Wunder erschien plötzlich im Bereich des Möglichen und paarte sich mit ganz pragmatischen Gedanken, wie die Reise nach Mailand zum Halbfinale denn am Besten zu gestalten sei.

Guirassy vor dem Barca Tor

Fünf Minuten wie ein Traum, aus dem wir in 54. Minute jäh erwachten, als Bensebaini, der vielleicht sein bestes Spiel im schwarz-gelben Trikot machte, eine scharfe Hereingabe von Fermin unglücklich ins eigene Tor versenkte. Interessant danach das feine Gespür des Publikums, das die Mannschaft mit Applaus aufzumuntern versuchte.

Klasse auch die Reaktion des Teams, das, wenn Barcelona den Ballbesitz gestattete, mutig nach vorne spielte. Vor allem Joker Julian Duranville, am Sonntag noch in der 3. Liga gegen Cottbus im Einsatz, belebte die BVB- Offensive. Mit feinem Dribbling und guter Hereingabe bereitete er Guirassys dritten Treffer vor (76.).

Kurz danach der zweite magische Moment des Abends, wenn auch nur für fünf Sekunden statt der fünf Minuten nach dem 2:0. Julian Brandt hatte in der 79. Minute das vermeintliche 4:1 erzielt und hätte damit die Schlussphase unseres Lebens einläuten können, bis die Fahne des Linienrichters, der völlig zu Recht eine Abseitsstellung erkannt hatte, mich dann wieder in die Realität zurück holte. Das war es dann auch, weil wir die fette Portion Spielglück, die Du an solch einem Abend brauchst, schon in der vergangenen Saison gegen Paris verprasst haben.

Fazit: dem BVB gelang ein äußerst würdiger Abschied aus der Champions League und er bescherte seinen Fans zum Abschied einen tollen Fußballabend. Die Frage, warum derartige Leistungen im Bundesliga-Alltag so selten erbracht werden, haben wir bei schwatzgelb schon oft gestellt, aber noch nicht beantworten können.

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