BVB gewinnt 3:1 gegen Schachtar Donezk Playoffs erreicht und neuen Trainer gefunden
Im sechsten Anlauf gelang gegen Donezk endlich der erste Sieg des Jahres. Unser Bericht zum Spiel gegen den ukrainischen Meister.
Wohl selten waren meine Erwartungen vor einem Champions League-Spiel so niedrig wie am gestrigen Abend. Zu gering waren die Aussichten auf knisternde Stimmung und einen rauschenden Fußballabend unter Flutlicht. Zu lausig der Start ins Jahr 2025. Auch wenn die letzte Partie gegen Werder insgesamt in Ordnung war, steckte mir immer noch der erbärmliche Auftritt des Teams vor einer Woche in Bologna (und nicht nur da) in den Knochen, wo man eine fette Chance auf die direkte Qualifikation in den TOP 8 herschenkte und obendrein den Trainer ans Messer lieferte. Das Ticket war aber nun schon bezahlt und so blieb mir nichts anderes übrig.
Dazu kommt, dass der Verein mit all den Querelen in der Führungsebene im Moment ebenfalls kein gutes Bild abgibt. Interne Unstimmigkeiten und Planlosigkeit nicht nur bei der Trainersuche sind kein gutes Programm.
Und dennoch sind das alles nur sehr mickrige Sorgen im Vergleich zu denen des Gegners aus Donezk. Das neue Stadion wurde bereits 2014 zerstört und nach dem russischen Überfall auf die Ukraine verlor der Club einige Spieler, ohne dafür Ablösesummen zu erzielen. Seine Heimspiele hat Schachtar seitdem in 10 (!) verschiedenen Stadien austragen müssen. Zuletzt in der CL sogar bei den Blauen in GE. „Wir sind sehr zufrieden mit Gelsenkirchen“, sagte dazu Donezk Geschäftsführer Serhij Palkin im Gespräch mit der Hamburger Morgenpost. Das belegt deutlich, wie dramatisch die Lage in der Ukraine tatsächlich sein muss.
Auf dem Rasen wollte Interimstrainer Mike Tullberg Einsatz und Laufbereitschaft von seinem Team sehen. Das bekam er, denn der BVB dominierte die Anfangsphase, ohne sich klare Chancen zu erspielen. Die hatten dann die Gäste (12.), doch Kobel rettete gegen Zubkov. Taktisch interessant beim BVB auch die Variante mit Beier und Guirassy als eine Art Doppelspitze, die allerdings nur bedingt funktionierte. Maxi Beier ist sicherlich ein netter Kerl und für die Ablösesumme von 30 Millionen kann er auch nichts, aber es scheint, als habe der BVB überhaupt keine für ihn passende Position im Spielsystem zu bieten. Irgendwie hatte das was von einem eifrigen Auszubildenden, der dem Meister auf der Baustelle ständig im Weg steht.
Wie man es richtig macht, zeigte ihm dann der Chef höchstpersönlich. Zuerst hielt Guirassy beim 1:0 (17.) mal eben seinen Oberschenkel in einen Schuss von Adeyemi und kurz vor der Pause veredelte er ein tolles Zuspiel von Brandt, dessen Talent hier nach wochenlanger Schwächephase mal wieder aufblitze, eiskalt zum 2:0 (44.). Sehenswert dabei auch der emotionale Torjubel von Aushilfstrainer Tullberg. Dank Guirassys Effizienz ging es so mit einer 2:0 Führung in die Kabine und man konnte spekulieren, ob es vielleicht doch noch was werden könnte mit Platz 8 und der direkten Quali für das Achtelfinale.
Dass die Partie nach dem Wechsel doch noch spannend wurde, war dann der Verdienst von Gregor Kobel. Das Aufbauspiel ist nicht gerade seine Kernkompetenz, aber diesmal ging es richtig schief. Bei einem Rückpass von Groß konnte er die Kugel nicht sauber kontrollieren und Marlon Gomes bedankte sich mit dem Anschlusstreffer (50.). Sofort war die Verunsicherung bei schwarzgelb zu spüren. Was folgte, war nicht schön anzusehen: eine etwa 25-minütige diffuse Phase mit vielen Ballverlusten, in der dem BVB die Spielkontrolle entglitt und die – so ehrlich sollte man nach den Spielen gegen Hoffenheim und Werder sein- von einer besseren Truppe als Donezk bestraft worden wäre.
Die Ukrainer fanden trotz einiger ansehnlicher Ballstafetten keinen Zug zum Tor und so reichten dem BVB ein feiner Hackentrick des eingewechselten Reyna und die technisch anspruchsvolle Vollendung durch Bensebaini (79.), um mit dem 3:1den Deckel drauf zu machen. In der Schlussphase konnte man sich dann schon mal mit potentiellen Gegners für Playoff Spiele beschäftigen. Am Freitag wird ausgelost, ob es im Februar dann gegen Brügge oder Sporting Lissabon (zuerst auswärts) weiter geht. An der Seitenlinie wird dann mit Niko Kovac (Vertrag bis 2026) ein neuer Trainer stehen. Wie der BVB bekannt gab, wird der Kroate das Team nach dem Heidenheim-Spiel in der kommenden Woche übernehmen.
Statistik
BVB: Kobel, Ryerson, Can, Schlotterbeck, Bensebaini (89. Anton), Sabitzer, Brandt (64. Reyna), Adeyemi (64.Duranville), Guirassy, Beier (46. Groß), Gittens (85. Couto)
Tore: 1:0 Guirassy (17.), 2:0 Guirassy (44.), 2:1 Marlon Gomes (50.), 3:1 Bensebaini (79.)
Zuschauer: 81.365