
BVB vs. Union Berlin Eisern (gui)rasiert!

Sorry Leute für die Verspätung. Die Nachwehen dieses zauberhaften Tages im Leben eines Borussen wirken noch nach. Was war das denn bitte für ein Fest gestern? Ein Torfestival, wie wir es schon lange nicht mehr gesehen haben. Doch von vorne:
Der BVB erinnerte vor dem Spiel zuerst einmal daran, dass jede abgegebene Stimme (sofern man alle Tassen im Schrank hat!) eine Stimme gegen Rechts ist. Als BVB Fan wählt man einfach nicht die Blauen. So ist es und so bleibt es. Und ja, Politik gehört ins Stadion, denn sie fängt beim Umgang mit deinem Nebenmann an.
Worauf ich mich aber vor allem freute, war das geplante Spektakel auf der Südtribüne, das mit Anpfiff begann. Unzählige Blinker und Fahnen ließen die Süd strahlen wie schon lange nicht mehr. Beeindruckend wirkte es durch die Größe dieser Tribüne, unserem Zuhause. Egal, wie das Spiel ausgehen sollte, dafür hatte sich die Fahrt allemal gelohnt. Der Gästeblock wartete währenddessen netterweise ab, bis auch der allerletzte Blinker erloschen war, um sich der Süd gleich darauf anzuschließen. Auch hier brannte der Block, die Berliner waren dabei schick in roten und weißen Plastikoveralls gekleidet.

Auf dem Rasen mussten an diesem Samstagabend dringend drei Punkte her, denn selbige waren schon so lange her, dass sich keiner um mich herum mehr daran erinnern konnte. In der 25. Minute kam der erste Mutmacher wie gerufen. Ein Schüsschen von Ryerson wird dank Unions Leite unglücklich zum unhaltbaren ersten Treffer für Schwarzgelb. Doch auch vom eigenen Mann folgten nach und nach Versuche, die Kugel im Unioner Tor zu versenken. Guirassy fungierte in der 40. Minute als Erlöser und sollte sich im Laufe des Spieles noch zum Mann des Abends schießen. Eingeleitet durch Pascal Groß war es ihm ein leichtes, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Kurz darauf erfolgte der Pausenpfiff.
Glücklich schnaufte man durch - auf und neben dem Platz.

Eine ganze halbe Stunde mussten wir uns in der zweiten Halbzeit gedulden, bis wieder einmal Guirassy die Berliner rasierte. Wieder einmal eingeleitet von Pascal Groß, der ein Auge für den völlig frei stehenden Ex-Stuttgarter hatte. Schlag auf Schlag ging es weiter - fünf Minuten später leitete Beier statt Groß ein und wieder hatte Guirassy leichtes Spiel gegen sich bereits aufgebene Unioner. Wollte da jemand innerhalb eines Spiels Torschützenkönig werden oder was ging hier ab? In der mittlerweile 83. Minute folgte der 5. Treffer. Von wem vorbereitet und von wem verarbeitet, muss ich nun ja nicht mehr erwähnen, oder?
Kaum jemand kam zwischen Bierduschen und totaler Eskapade noch zum Durchschnaufen. Waren die Zwillinge aus der Champions League etwa heute für ihre Bundesliga-Double am Start? Was fehlte jetzt noch zu einer würdigen Party auf der Süd? Richtig: „Borussia Dortmund, du bist unsre Droge!“ Ich schnallte mich an, peilte den Wellenbrecher vier Reihen unter mir als Bremse an und hoffte auf wenige Prellungen und Verletzungen. Schon vor zehn Jahren hatte ich vor diesem Lied und der Selbstbeherrschung meiner Mitmenschen größten Respekt. Es gab kein Zurück mehr, man schepperte die letzte Zeile „Borussia Dortmund, du bist unser Leben!“ heraus und los ging die kostenlose Flugstunde. Wie ein Ping-Pong-Ball bewegte ich mich auf Wellenbrecher 3 zu und verfehlte ihn dieses Mal nur knapp.

Puh! Durchschnaufen! Wie lange hatten wir noch durchzuhalten? Zwei Minuten? Alles klar Herr Kommisar, auf geht’s in große Finale. Der Held des Abends, Guirassy, verabschiedete sich in den wohl verdienten Feierabend und streichelte gedanklich bereits seinen „man of the match“ Pokal. Der neben Gittens eingewechselte Özcan setzte sich zum Ziel, dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen. Auf dem allerletzten Millimeter fischte Unions Torwart Rünnow die Kugel von der Linie. Denn Maxi Beier sollte in der 89. Minute derjenige sein, der das i-Tüpfelchen setzen durfte. Die Vorlage erfolgte zum vierten Mal an diesem Abend natürlich durch: …. Pascal Groß!
6:0! Sechs zu null! Irre, was für ein Abend und was für ein Spiel! Das war ein wirklich ansehnlicher Auftritt! Wie leicht es doch sein kann, 80.000 Leute zufrieden zu stellen und die letzten Spiele vergessen zu machen. Jungs, es ist kein Hexenwerk, dieses Stadion zu einem Hexenkessel zu machen. Es liegt einzig und allein an euch. Es geht nicht ums verlieren oder gewinnen, nicht ums können, sondern einzig und allein um das Wollen! Macht weiter so, es kann so einfach sein.
Weitere Artikel
