Spielbericht Profis

Bitter, blutleer, trainerlos: BVB mit Offenbarungseid in Bologna

22.01.2025, 12:00 Uhr von:  Kevin  
Bitter, blutleer, trainerlos: BVB mit Offenbarungseid in Bologna

Es sollte der Wendepunkt in einer bislang enttäuschenden Saison werden – doch am Ende steht Borussia Dortmund nach dem 1:2 gegen den FC Bologna mit leeren Händen und ohne Cheftrainer da. Wenige Stunden nach der Niederlage wurde Nuri Sahin von seinen Aufgaben entbunden.

Dabei fing alles eigentlich so vielversprechend an. Bereits in der 15. Minute brachte Serhou Guirassy den BVB vom Elfmeterpunkt in Führung, das war zugleich die erste Führung im Kalenderjahr 2025. Eigentlich hätte das einer verunsicherten Mannschaft etwas Halt und Glauben in die eigenen Fähigkeiten vermitteln können. Doch statt die Führung auszubauen, zog sich Dortmund nach dem Treffer zurück und Bologna übernahm mehr und mehr das Kommando. Der BVB wirkte wie gehemmt.

In der zweiten Halbzeit kippte das Geschehen dann komplett. Innerhalb von nur 88 Sekunden drehten die Italiener das Spiel: Erst traf Dallinga in der 71. Minute zum Ausgleich, dann versenkte Iling-Junior kurz darauf den Ball zum 2:1. Beide Tore? Vermeidbar. Bologna hat in der gesamten Saison in der Königsklasse bisher ein Tor erzielt und schenkt dem BVB in nicht mal 90 Sekunden direkt zwei Dinger ein.

Der Doppelschlag war die Konsequenz eines lethargischen, mutlosen und spielerisch erschreckenden Auftritts. Statt ihrem Trainer mit einer überzeugenden Leistung den Rücken zu stärken, präsentierte sich das Team in Bologna passiv und ließ die Dinge einfach über sich ergehen. Zu keiner Sekunde hatte man nach dem Rückstand das Gefühl, dass die Mannschaft selbst daran glaubt, aus dem Stadio Renato Dall'Ara noch etwas zählbares mitnehmen zu können. Hilflosigkeit so weit das Auge reichte. Einen eigenen Torabschluss hat Schwarz-Gelb in der restlichen Spielzeit nicht mehr hinbekommen und war hinten raus mit nur zwei Gegentoren sogar noch gut bedient.

Sammer holt zum Rundumschlag aus

Nach dem Schlusspfiff war die Stimmung – gelinde gesagt – bei allen Beteiligten frostig. Besonders Matthias Sammer, der als Berater in der sportlichen Leitung aktiv und somit selbst in Teilen mitverantwortlich an der aktuellen Situation ist, holte zum verbalen Rundumschlag aus. Von einer körperlichen und geistigen Nicht-Verfassung war die Rede. "Leider kann die Mannschaft nicht verteidigen, aber sie kann auch nicht angreifen." Und weiter: "Die reinen Laufwerte in der Bundesliga et cetera, die sind einfach nicht gut."

Am Morgen nach der Niederlage zog die Vereinsführung die Reißleine und entließ Nuri Sahin. Geschäftsführer Lars Ricken erklärte die Entscheidung so:  „Wir schätzen Nuri Sahin und seine Arbeit sehr, haben uns eine lange Zusammenarbeit gewünscht und hatten bis zuletzt die Hoffnung, dass wir gemeinsam die sportliche Wende schaffen. Nach vier Niederlagen in Serie, bedingt durch lediglich einen Sieg aus den vergangenen neun Spielen und als aktueller Tabellenzehnter der Bundesliga haben wir aber leider den Glauben daran verloren, in der gegenwärtigen Konstellation noch unsere sportlichen Ziele erreichen zu können. Diese Entscheidung tut mir auch persönlich weh, aber sie war nach dem Spiel in Bologna nicht mehr vermeidbar.“ 
 

Dabei reichen die Probleme im Verein viel tiefer. Unter der Oberfläche zeichnen sich langanhaltende strukturelle und strategische Probleme ab. Es sind nicht nur die Ergebnisse, die Sorgen machen. Sorgen, um die sich Sahin nun nicht mehr kümmern muss. Er muss gehen, aber die prinzipiellen Probleme werden bleiben. 

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