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Der BVB als Teil der Hollywoodisierung des Fußballs Der „Ruf“ durch die Irrwege der Bundesliga

08.01.2025, 07:09 Uhr von:  DocKay
Blick auf die spärlich besetzte Südtribüne zu Zeiten von Corona.
Am 3. Spieltag der Saison 2020/2021 spielte der BVB gegen den SC Freiburg vor 11.500 Zuschauern.
© schwatzgelb.de

In seinem neuesten Buch „Genug geredet!“ beschäftigt sich Christoph Ruf mit den Irrwegen der Bundesliga und der Inkonsequenz der Fans.

Christoph Ruf arbeitet als Buchautor und freier Journalist u.a. für die Süddeutsche Zeitung, die taz und die GEW. Er referiert zu fanpolitischen und politischen Themen. Sein im vergangenen Jahr erschienenes Buch gliedert sich in neun Kapitel. Das erste Kapitel ist eine persönliche Abrechnung mit dem Profifußball.

Inzwischen ist er lieber bei den alten Traditionsvereinen in den alten Stadien. Ein Gefühl, das viele von uns nachvollziehen können.

Traditionsvereine und ihre Stadien strahlen etwas aus, das ein RB-Fan nie vermissen und nie verstehen wird, etwas, das sich dem Turbokapitalismus entzieht.


Christoph Ruf

Wir alle erinnern uns noch an die Coronapandemie. Sie hat Spuren in unseren Familien hinterlassen und die  Long-Covid-Fälle beschäftigen die Wissenschaft bis heute, ebenso wie die psychischen Auffälligkeiten unserer Kinder, die letztlich durch politische Fehlentscheidungen verursacht wurden. Entsprechend beginnt Christoph Ruf im zweiten Kapitel mit dem Thema „Corona-Augenöffner für eine Branche, die nichts sehen will“. Er beschreibt die Situation der Vereine, die am Tropf der Fernsehsender und Streamingdienste hängen. Hätten die Profiligen nicht für sich selbst Ausnahmen von den Regeln für den Rest der Gesellschaft durchgesetzt, hätten die Vereine 300 Millionen Euro an Übertragungsrechten zurückzahlen müssen. Ein nachhaltig auf Pump finanziertes Modell wäre wie ein Kartenhaus in sich zusammengefallen. 

Das Bild zeigt das Cover des Buches mit dem Autor und dem Titel
© Verlag DIE WERKSTATT

Auch „Aki“ Watzke beteiligte sich damals gerne an völlig absurden Begründungen für völlig absurde Entscheidungen, wie der Autor zusammenfasst. Einerseits drohe vielen Vereinen der finanzielle Ruin, andererseits beschäftige der Profifußball Tausende von Menschen. Außerdem würden sich viele Menschen nach fröhlicher Abwechslung und Zerstreuung sehnen. Andere Branchen wie die Gastronomie und Hotellerie, aber auch die Veranstaltungsbranche, der Einzelhandel und die Künstler blieben auf der Strecke. Ruf verweist in diesem Zusammenhang auch auf das sehr freundschaftliche Verhältnis zwischen Politik und Profifußball. Inzwischen wissen wir alle, dass der Fußball aus der Zeit der Corona nichts gelernt hat. Die finanzielle Spirale dreht sich weiter nach oben.

Man muss die Proteste auch mal radikal durchziehen. Ein paar Tennisbälle schmeißen und nach dem 25. Spieltag ist wieder alles normal, reicht nicht.


Lukas Podolski

In einem weiteren Schwerpunkt des Buches wendet sich der Autor an uns Fans. Auch wenn wir es nicht wollen, tragen wir zum weltweiten Boom des Fußballsports bei, so der Autor. Dennoch bezeichnet er die Fans als „Stimme der Vernunft“. Leider sei ihre Wut nach Corona viel zu schnell verflogen, als dass sich das kranke System wirklich hätte reformieren können! Der Fußball wurde durch Corona schnell endgültig entmystifiziert. Im Kapitel „Ihr macht unseren Sport kaputt“ geht Ruf auf den Videobeweis ein und zitiert Dr. Thomas Grethlein, der ihn als „künstliches Gottesurteil“ bezeichnet. Die Stellungnahme des ehemaligen Aufsichtsratsvorsitzenden des 1. FC Nürnberg wurde bereits im November 2019 in der Süddeutschen Zeitung abgedruckt.

Blick auf die Südtribüne mit verschiedenen Bannern mit "Nein zum Investorendeal"
Proteste gegen den Investorendeal der DFL.
© schwatzgelb.de

Andere Kapitel des Buches befassen sich mit Nachhaltigkeit, Corporate Social Responsibility, Investoren und dem Überleben im Turbokapitalismus, um nur einige zu nennen. Ich fand es sehr spannend, das Buch zu lesen. An vielen Stellen habe ich mich selbst wiedergefunden. Wir können den modernen Fußball sicher nicht verändern, aber vielleicht erträglicher machen (Anm. Rheinmetall-Deal).  Wie sagt der Autor im letzten Kapitel: "Der moderne Fußball hat gewonnen".

Das Buch “Genug geredet!“ ist im Verlag DIE WERKSTATT erschienen. Es ist beim Verlag, im Buchhandel und bei Amazon* erhältlich. Das Taschenbuch kostet 22 Euro, der Preis des E-Books beträgt 17,99 Euro. Vom Verfasser sind bereits mehrere Bücher erschienen. Unter anderen  „Ist doch ein geiler Verein“ und „Wie der Fußball seine Basis verkauft“.

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