Protest gegen Investoren in der DFL Lasst es regnen
In der Bundesliga regnet es Schokotaler und Tennisbälle. Und das ist absolut nachvollziehbar.
Der Wetterbericht dieser Tage ist ziemlich trostlos. Für die nächsten Tage ist erst einmal flächendeckend Regen angesagt. Dabei passen die häufigen Niederschläge in diesem Winter metaphorisch sehr gut zum Profifußball: auch hier stehen die Zeichen auf Dauerregen. Mal regnet es Schokotaler, mal Gummibälle und mal Tennisbälle. Der Meteorologe würde diese Niederschläge sogar als „ergiebig“ bezeichnen, beim Spiel der Berliner Hertha gegen den HSV prasselte es fast eine dreiviertel Stunde aufs Geläuf.
Die aktive Fanszene protestiert damit auf breiter Front gegen den Verkauf von Anteilen an der Vermarktungsgesellschaft der DFL an Heus… Private Equity Gesellschaften als externe Investoren. Es dürfte viele überrascht haben, dass der Protest weitergeführt wird, nachdem die DFL in geheimer Abstimmung und unter sehr wahrscheinlich irregulärer Mithilfe von Hannovers Präsident Martin Kind grundsätzlich die Aufnahme von Verhandlungen beschlossen hat. Wurden die Spielunterbrechungen von TV-Anstalten und Fachmedien anfangs noch als fast willkommene Abwechslung positiv begleitet, schleicht sich zunehmend ein genervter Unterton in die Berichterstattung, wenn sich der geplante Feierabend um einige Zeit nach hinten verschiebt. Gut so!
Vergangene Dialoge blieben ohne Ergebnis
Immer häufiger wird von den Fanszenen Dialogbereitschaft eingefordert. Diese Protestaktionen dürften kein Selbstzweck sein und so langsam solle man doch bereit sein, sich mit der DFL an einen Tisch zu setzen. Diese Forderung ignoriert nahezu die komplette Geschichte von Fandialogen in den letzten 15 bis 20 Jahren. Beispielhaft sei hier einmal die Debatte um Pyrotechnik genannt, bei der man sogar gemeinsam mit dem Verband ein Gutachten erstellt hat und die dann von jetzt auf gleich mit einem „Machen wir nicht. Basta“ vom DFB beendet wurde. Und wer erinnert sich nicht an die vielen fanfreundlichen Änderungen, die in den runden Tischen im Nachgang der Proteste, bei denen die Szenen mit großen Bannern in den Stadien die Probleme „mit Euch“ für alle sichtbar verkündet haben, umgesetzt wurden? Bereits 2015 haben sich die Fanbündnisse Unsere Kurve und Pro Fans entnervt aus den Dialogrunden zurückgezogen. Und als Sahnehäubchen obendrauf hat Martin Kind ganz offensichtlich in der Abstimmung zum Investorendeal entgegen dem Mitgliederwillen gestimmt. Sekundiert vom Rest der DFL, die „zufällig“ hierfür eine geheime Abstimmung angesetzt hat, so dass man nur über den Umkehrschluss, welche Vereine nach eigener Darstellung mit „Nein“ votiert haben, diese Schweinerei nachweisen kann.
Fakt ist einfach, dass sich DFL und DFB gegenüber den Fans wiederholt schlichtweg als nicht seriöser Gesprächspartner präsentiert und nie einen Dialog auf Augenhöhe gewollt haben. Das Ergebnis dieser Pseudodialoge sollte in der Regel sein, dass die Wünsche der Verbände erfüllt werden und das Ganze dann mit dem Siegel „in Zusammenarbeit mit den Fans“ versehen werden konnte. War das nicht möglich, sind diese Laberrunden im Sande verlaufen. Wen wundert es dann, dass die aktiven Fans schlichtweg keinen Wert mehr darauf legen, ihre Freizeit bei Kaffee und Brötchen in irgendwelchen Konferenzräumen zu verplempern und stattdessen auf den alten Spontispruch „Macht kaputt, was euch kaputt macht“ zurückgreifen. Wenn Gespräche mit der DFL absehbar überhaupt keinen Effekt haben, wendet man sich eben direkt an die Investoren und zeigt ihnen, dass man es ihnen durchaus schwer machen kann, das Produkt noch stärker zur internationalen Vermarktung aufzuhübschen. Selbst der größte Nerd in Asien, der tatsächlich bei einem Kick wie Wolfsburg gegen Augsburg einschaltet, wird wenig Lust verspüren, Ordnerkolonnen zwanzig Minuten lang beim Aufsammeln von Schokoladentalern zuzusehen. Wobei das andererseits bei so manchen Kick sogar die Qualität der Darbietung noch erhöhen würde.
Der Protest ist verständlich und die Form mittlerweile einfach absolut nachvollziehbar. Die DFL bekommt jetzt die Quittung für jahrelanges Handeln in aller Selbstherrlichkeit und wenn sich jetzt viele Leute im Verband und dessen Umfeld massiv genervt fühlen, dann kann man nur konstatieren: alles richtig gemacht.
Gut so, Jungs und Mädels. Lasst es weiter regnen.