Der BVB und Rheinmetall als Sponsor Grobes Foulspiel Teil II
Wie die Ruhrnachrichten berichten, sollen Vertreter der KgaA im Vorfeld der Jahreshauptversammlung Druck auf Vereinspräsidenten Lunow persönlich ausgeübt haben. Ein absolutes No-Go.
Zeitungen stehen ja heute im Ruf, aus der Mode zu geraten. Für die einen zu langsam in der hektischen Welt der Nachrichten, für die anderen zu belanglos, wenn sie versuchen, schnell zu sein. Aber ab und an beweisen sie auch heute noch ihren Wert. Wie zum Beispiel der, leider hinter der Paywall versteckte, Artikel in den Ruhrnachrichten mit dem Titel „Keine BVB-Mitgliederbefragung zu Rheinmetall – Dissens zwischen Verein und Geschäftsführung “.
Neben der Neuigkeit, dass der CEO der KGaA, Hans-Joachim Watzke, nun doch von einer weiteren Befragung aller Mitglieder zum Sponsoring von Rheinmetall im Nachgang zu den angenommenen Anträgen der Mitgliederversammlung im November absieht, ist dort ein erstaunlicher Absatz zum Binnenverhältnis von Geschäftsführung der KGaA zum Präsidenten des eingetragenen Vereins, Dr. Reinhold Lunow zu lesen.
Mit "harten Bandagen" gegen Vereinspräsidenten Dr. Lunow
Dort wird von „harten Bandagen“ berichtet, mit denen die KgaA unseren Präsidenten im Vorfeld dazu bringen wollte, die Mitglieder auf der Jahreshauptversammlung zur Ablehnung der Anträge zu bewegen. Konkret angegeben werden „juristische Schreiben über mögliche Schadensersatzforderungen und Telefonanrufe im Familienkreis“, die auch als „Einschüchterungsversuche“ gewertet werden könnten.
Ein Vorgang, der eigentlich sprachlos machen sollte, aber auch nicht vollends überraschen kann, wenn man gelegentlich mal einen Blick hinter die Kulissen werfen darf. Es gibt mehrere Aussagen, nach denen in der Vergangenheit im Vorfeld von Mitgliederversammlungen Steller von Anträgen, die nicht unbedingt auf uneingeschränkte Zustimmung am Rheinlanddamm stoßen, kontaktiert wurden und dann versucht wurde, sie zum Rückzug oder zur Abschwächung der Anträge zu bewegen. So etwas kann man nun als Hilfestellung verstehen, Fakt ist aber auch, dass das Machtverhältnis zwischen Einzelpersonen und der KGaA sehr unausgeglichen und einschüchternd ist. So besteht also auch wenig Grund, die Darstellung der Ruhrnachrichten anzuzweifeln. Es scheint leider einfach der übliche modus operandi zu sein.
Druck auf den von den Mitgliedern des Vereins gewählten Präsidenten auszuüben, ist aber eine neue Dimension, die zurecht sprachlos macht. Dabei kann man trefflich diskutieren, welche Maßnahme eigentlich die schlimmere ist. Das enge Umfeld von Dr. Lunow zu kontaktieren und Familienmitglieder dafür einzuspannen, Politik für die KGaA zu machen, ist ein Vorgang, der sich eigentlich von selbst verbietet. Aber auch die unterschwellige Drohung von Schadensersatzansprüchen über ein juristisches Schreiben ist nicht gerade das, was man von einem freundschaftlichen Miteinander zwischen e.V. und KGaA versteht.
Mögliche rechtliche Bedenken wurden nicht auf der MV geäußert
Wenn es ernsthafte rechtliche Bedenken bezüglich der Folgen der Anträge gegeben hätte, dann hätte es auch genau einen richtigen Ort und einen richtigen Zeitpunkt gegeben, diese zu äußern: die Mitgliederversammlung. Im Vorfeld der Abstimmung gab es eine offene Diskussion zu den gestellten Anträgen, in der jedes Mitglied Einwände und Bedenken äußern konnte. Mehr noch: es wäre sogar dringend wünschenswert gewesen, diese Argumente allen Mitgliedern vorzutragen, damit sich alle vor der Abstimmung ein umfassendes Bild von der Thematik hätten machen können. Warum die KGaA ausgerechnet dort zu diesem Sachverhalt stumm blieb, erschließt sich nicht, wenn es sich dabei um valide Argumente für ihre Position gehandelt hätte.
Alles in allem deutet viel darauf hin, dass dieses Schreiben in erster Linie dazu dienen sollte, Druck auf Dr. Lunow auszuüben. Es ging hier mutmaßlich nicht um den Willen der Mitglieder, sondern darum, relativ rücksichtslos die Interessen der KGaA und von Rheinmetall umzusetzen. Man wollte unter allen Umständen die Nachricht, dass die Vereinsmitglieder den Waffenhersteller als Sponsoren ablehnen, vermeiden und in bester Hinterzimmermanier die Weichen dafür stellen. Schon allein ein öffentliches Einstehen des Präsidenten für den Sponsoringdeal wäre ein vielbeachtetes Zeichen gewesen. Jetzt muss man Rheinmetall gegenüber verantworten, dass man für 8 Millionen € pro Jahr ein mittleres PR-Desaster nicht abwenden konnte.
Im Nachgang der Mitgliederversammlung wurde die Diskussionskultur bei unserem Ballspielverein von vielen Seiten gelobt – auch von Vertretern der KGaA. Kontrovers, allerdings jederzeit sachlich und fair. Jetzt muss man jedoch feststellen, dass eine Seite diese Diskussion auf eine absolut unwürdige Art führen wollte und sich dabei selbst ein mehr als schwaches Zeugnis ausgestellt hat. Offenbar unterscheiden sich die Gepflogenheiten im Miteinander zwischen dem eingetragenen Verein und der KGaA deutlich voneinander und der öffentlich geäußerte Respekt vor dem Willen der Mitglieder, sowie den Gremien des Vereins ist auf der einen Seite mehr Schein als Sein. Es bleibt zu hoffen, dass man in der KGaA dieses Handeln überdenkt und zukünftig nicht weiter auf diese Art mit den gewählten Vertretern des Vereins und seinen Mitgliedern umgeht.
Es war bereits das zweite, grobe Foulspiel der KGaA in kurzer Zeit. Beim Fußball wäre man dafür schon unter die Dusche geschickt worden.