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Westfalenstadion und gelbe Wand Good Bye BVB Stadium Dortmund - Willkommen Westfalenstadion

12.07.2024, 14:09 Uhr von:  DocKay
Die deutsche und dänische Nationalmannschaft stehen bereit für die Nationalhymnen

Mit dem letzten Spiel England gegen die Niederlande endete die Serie der EM-Spieltage in Dortmund. Für ein Fazit ist es noch zu früh, aber ein kleiner Rückblick sei dennoch erlaubt.

Insgesamt sechs Spiele fanden in der Gastgeberstadt Dortmund statt. In vier Gruppenspielen, einem Achtelfinale und einem Halbfinale trafen elf Mannschaften der insgesamt 24 teilnehmenden Nationen aufeinander. Der Spielplan umfasste 51 Partien. Gespielt wurde in zehn Stadien, von denen nur zwei ihren Namen behalten durften. Das Hamburger Volksparkstadion und das Berliner Olympiastadion trugen keine Sponsorennamen. Wer im Vorfeld der Europameisterschaft durch Dortmund fuhr, dem fielen zunächst die Verhüllungsaktionen der UEFA am Stadion auf. Mit einem begrenzten Fassungsvermögen von 62.000 Zuschauern war unser Stadion nach Berlin und München das drittgrößte.

Blick auf die Nordtribüne beim Spiel gegen Dänemark. Zwei Wasserfälle stürzen auf die Fans
Die Wasserproblematik mit dem Dach der Nordtribüne

Wir erinnern uns an die Wetterkapriolen, die einmal mehr auf den Klimawandel zurückzuführen sind. Mit diesen Starkregenereignissen und Unwettern werden wir leben müssen. Die Ignoranten dieser Entwicklung sollten das endlich begreifen. Die Wassermassen an zwei Spieltagen haben dann auch die Schwächen unseres Daches über der Nordtribüne aufgezeigt. Wassermassen, ähnlich einem Wasserfall auf Island, schossen plötzlich von beiden Seiten in die Tiefe und gefährdeten kurzfristig die dort sitzenden Zuschauer. Herr Dr. Hockenjos, hier ist der BVB in der Pflicht, Abhilfe zu schaffen! Nur durch Flucht konnte man sich dieser Gefahr entziehen und alternativ die Toiletten aufsuchen. In der Toilette angekommen, stieß man auf das nächste Problem. Natürlich kennen wir das alle, aber wenn Europa zu Gast ist, verliert das schönste Stadion der Welt sehr schnell seinen Glanz. Auch die auffälligen Schilder an einer Toilettentür, die auf die Mehrfachnutzung von Geschlechtern hinwiesen, änderten sich von Tag zu Tag und waren am Ende wirklich nur noch peinlich.

Blick auf den orangenen Block der Niederländer auf der Südtribüne
Die Oranje elftal spielt in Dortmund

Von einer Drohne aus gesehen ist es sicher das schönste Stadion der Welt, aber man darf auch nicht in die Ecken schauen und dabei die Augen verschließen. In den VIP-Räumen mag das alles sehr schön sein, aber für die Fans sieht die Realität anders aus. Ich bin gespannt, wie es im Tempel der Republik, dem schwarz-gelben Herzen der Stadt, in Zukunft weitergeht. Spricht man mit ausländischen Gästen, hört man immer wieder von der Faszination der „gelben Wand“. Umso mehr wird einem bewusst, dass es die Fans des BVB sind, die das Bild des Vereins nach außen prägen. Hier reicht es aber nicht aus, wenn „Nobby“ zu Beginn eines jeden Spiels sich wiederholt mit:

Ich begrüße die besten Fans der Welt, ich begrüße die Fans von Borussia Dortmund.


Norbert Dickel

Leider ist die Wertschätzung des Vereins gegenüber seinen Fans nicht immer erkennbar. Da brüstet sich CC mit steigenden Mehreinnahmen und wachsenden Sponsorengeldern und begründet die steigenden Dauerkartenpreise mit der steigenden Inflation. Eine absurde Argumentation, wie ich finde. Und Sponsoren wie „Moselstahl“ stellen einen Grundwertekodex schnell in Frage. Auch beim BVB scheint vieles sehr plakativ zu sein. Vielleicht auch bei der UEFA?

Schwarz-rot-goldene Choreo Ecke Südtribüne/Westtribüne
Deutschland gegen Dänemark, auch ein Spiel mit VAR Beteiligung

Auch hier birgt der Blick in die Zukunft einige Zweifel und es schließt sich der Kreis zwischen Klimawandel und Zukunft des Fußballs. Wird eine globale Katastrophe zu vermeiden sein? Ich habe meine Zweifel und dies hat nichts mit „Schwarzsehen“ zu tun. Die Fakten sprechen eine andere Sprache. Unser ehrwürdiger, in die Jahre gekommener Tempel hat großartige Mannschaften beherbergt, die sich mit spannenden Spielen bedankt haben. Für mich war die Interaktion mit den Fans ein Highlight dieser Europameisterschaft. Mir ist aber auch bewusst geworden, dass ohne die 1600 freiwilligen Helfer (Volunteers) eine kostenneutrale Organisation in vielen Bereichen nicht möglich gewesen wäre. Vielleicht ein Denkansatz für die Zukunft. Ein tolles Team mit kooperativen Verantwortlichen der UEFA hätte sich allerdings etwas mehr Wertschätzung aus den oberen Etagen gewünscht. Da gibt es Parallelen zum BVB und seinen Verantwortlichen. Manchmal ist es einfach schwierig, eine respektvolle Balance zu finden. Geht es im nationalen und internationalen Fußball nur noch ohne?

Volunteers treffen sich im Volunteer Center in grau-grüner Kleidung
Die Volunteers, das Gesicht der EM im Volunteer Center

Am Ende bleiben die positiven Dinge, an die man sich erinnert. Im Bereich der Volunteer-Teams die gegenseitige Unterstützung und der gemeinsame Wille, der EM ein freundliches Gesicht zu geben. Vielleicht braucht es dieses ehrenamtliche Engagement, um ein ehrliches Gefühl zu vermitteln. In Erinnerung bleiben auch die Fans und ihre gewaltigen Fanmärsche, die die Stadt in unbekannte Dimensionen pulverisiert haben. Leider war dieses Wachstum nicht mit einem Wachstum der öffentlichen Toiletten verbunden. Eine Fehlorganisation, die nach einem Spieltag optisch und auch für den Geruchssinn unerträglich war. Bis auf wenige Ausnahmen verlief alles friedlich. Am Ende waren es 100.000 Niederländer, die die Stadt in Orange tauchten. Und auch nach der Niederlage feierten sie bis tief in die Nacht, als wären sie als Sieger vom Platz gegangen. Die Mannschaften spielten im Rahmen ihrer Möglichkeiten und erreichten teilweise überraschend die nächste Runde. Zuerst erwischte es den schwächelnden Titelverteidiger Italien. Die Engländer brauchten das Halbfinale, um endlich Fußball zu spielen. Unsere Mannschaft ist leider ausgeschieden. Aber sie hat es geschafft, bei einigen das Interesse an der Nationalmannschaft wieder zu wecken. Macht Fülle das Ding mit dem Kopf, vielleicht läuft dann alles anders. Mannschaften wie Albanien, Georgien und die Türkei haben erfrischend aufgespielt.

Blick auf die portugiesische Nationalmannschaft mit CR7, Vor ihnen stehen die Einlauf-Kinder
Christiano Ronaldo ist nur noch ein Schatten früherer Zeiten

Österreich, die Schweiz und Dänemark werden ihr Ausscheiden sicher bedauern. Es war die EM der alternden Stars CR7 und Pepe, die uns in Erinnerung bleiben werden, und der jungen Wilden, von denen wir Arda Güler in Dortmund bewundern durften. Lamine Jamal konnten wir leider nicht bestaunen. Er feiert einen Tag vor dem Finale seinen 17. Geburtstag. Am 14.07.2024 wird er für die spanische Nationalmannschaft im Olympiastadion Berlin auflaufen. Bis zum Aufeinandertreffen mit dem Team von Gareth Southgate hat der Rückbau des Westfalenstadions längst begonnen. Dann wird es in Dortmund nur noch Public Viewing geben. Ein bisschen Wehmut schwingt da schon mit, muss ich zugeben. Für mich war es ein stimmungsvolles Erlebnis dabei gewesen zu sein, aber es ist an der Zeit nach vorne zu schauen. Au revoir BVB-Stadion Dortmund, willkommen Gelbe Wand!

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