Ärger um Sven Mislintat Reißt euch mal zusammen
Mit Sven Mislintat soll es Ärger geben. Doch viel mehr als die Disharmonie nervt die erneute Indiskretion rund um die BVB-Entscheider.
Für BVB-Fans verlief die bisherige Vorbereitung harmonisch. Schwere Verletzungen blieben aus und die ersten Transfers stimmten vorsichtig optimistisch. Der Füllkrug-Verkauf spülte außerdem unverhoffte Millionen in die Kasse. Zwar darf sowohl auf der Zu- als auch auf der Abgangsseite noch etwas passieren, unterm Strich ist die ganze Veranstaltung aber kein Vergleich zum Sommer 2023. Zu viele Kader-Baustellen wurden damals nicht adäquat geschlossen und die Verpflichtung von Felix Nmecha sorgte aufgrund seiner queerfeindlichen Äußerungen für Unruhe, die vom Verein zudem ungenügend moderiert wurde.
Wer nun auf eine ruhige Zeit bis zur Sommerpause gehofft hatte, dürfte am Sonntag jäh aus seinen Träumen gerissen worden sein. Zahlreiche Berichte machten die Runde von einem Zerwürfnis zwischen Sven Mislintat auf der einen und wahlweise Sebastian Kehl, Nuri Sahin und/oder Lars Ricken auf der anderen Seite. Zwar ist bekannt, dass Mislintat weder den BVB noch seine folgenden Stationen in Harmonie verließ – dennoch überraschte die Heftigkeit, mit der die Neuigkeiten in die Timelines spülten.
Nicht die erste Indiskretion
Die Spanne der Berichterstattung war dabei recht weit. Sie reichte von Uneinigkeiten bei bisherigen Transfers über gravierende Kompetenzüberschreitungen des Technischen Direktors bis hin zu einem drohenden Rauswurf. Was stimmt und was nicht, lässt sich von außen nicht beurteilen. Nur eines steht an dieser Stelle fest: Das Durchstechen von Informationen beim BVB nimmt zu, und es nervt gewaltig.
Diesmal beriefen sich gleich mehrere Medien, ob Ruhr Nachrichten, kicker oder der Boulevard, auf jeweils eigene Informationen. Ein Hinweis darauf, dass die Auskünfte nicht bloß versehentlich durchgerutscht sind, sondern im Trainingslager, wo BVB-Mitarbeitende und Journalisten nah beieinander sind, wohl bewusst gestreut worden sind.
Diesen Verdacht bekommt man als BVB-Fan nicht zum ersten Mal. Vor wenigen Wochen konnte man die Demission Edin Terzics im Liveticker verfolgen. Eine Wasserstandsmeldung jagte die nächste, der BVB hätte seine Elefantenrunde auch gleich auf dem Alten Markt veranstalten können. Kann man machen, wenn man den Unterhaltungswert des Vereins in die Höhe treiben möchte, mit Respekt gegenüber den handelnden Personen und insbesondere Edin Terzic hat das dann aber nichts mehr zu tun.
Der BVB hat eigentlich bewiesen, dass er seriös arbeiten kann
Wer die Informationen nach außen trug, darüber lässt sich nur spekulieren. Doch man wird das Gefühl nicht los, dass eine oder mehrere Personen damit eine Agenda verfolgen. Bereits in der vergangenen Saison las man nach ersten Misserfolgen bereits im September Berichte über vermeintliche atmosphärische Störungen zwischen Sebastian Kehl und Edin Terzic. Das Narrativ zog sich in unterschiedlichen Lesarten durch den Rest der Spielzeit, sorgte immer wieder für Unruhe. Wohl auch ein Symbol dafür, wie fragil die hierarchischen Verhältnisse am Rheinlanddamm waren – und immer noch zu sein scheinen. Das lässt mit Blick auf die anstehende Saison nichts Gutes erwarten.
Gerüchte hat es immer schon gegeben, sie gehören bis zu einem gewissen Grad auch zum Geschäft. Regelmäßig werden in Transferfenstern gezielt Informationen platziert, um die eigene Verhandlungsposition zu verbessern. Alles nicht so wild. Eine Grenze wird jedoch dann überschritten, wenn Verantwortliche ihre Konflikte in einem Maße in der Öffentlichkeit austragen, das eine konstruktive Zusammenarbeit gefährdet.
Dabei hat der BVB eigentlich bewiesen, dass er es anders kann: Die Beförderung Lars Rickens zum Geschäftsführer Sport im April hatte sich öffentlich nicht angekündigt. Die Freude darüber konnte Hans-Joachim Watzke nicht zurückhalten. “Ihr habt das alle nicht mitgekriegt, und das hat mir am meisten gefallen”, feixte er in Richtung der Medienvertreter*innen und bezeichnete diese Diskretion als “große Stärke von Borussia Dortmund“.
Vielleicht sollte er seine Mitarbeitenden diesbezüglich noch mal briefen. Denn wenn es den Verantwortlichen schwer fällt, ihren Job ohne regelmäßige Durchstechereien zu machen, dann machen sie ihn schlecht. Die Demut mehrerer suboptimaler Sommer-Transferphasen und eines fünften Platzes in der Bundesliga sollte alle Verantwortlichen dazu anhalten, sich zusammenzureißen und ihren Job im Sinne von Borussia Dortmund zu erledigen, statt eine eigene Agenda zu verfolgen.