Der BVB gewinnt souverän gegen Freiburg Interaktiver Freundschaftskick mit einer schönen Geschichte
Interaktiver Fußball, ein Gegner, der im Westfalenstadion gerne gesehen ist, aber wohl kaum gerne kommt, ein Schiedsrichter als Zufallsgenerator und zum Abschluss eine schöne Geschichte fürs Herz. Der gestrige Abend hatte einiges zu bieten und ließ die BVB-Gemeinde zufrieden ins Wochenende starten.
Die Bilanz des SC Freiburg in Dortmund ist schlecht. Unglaublich schlecht. Mit den 7 Punkten, die Freiburg seit 1993 aus dem Westfalenstadion mitgenommen hat, lohnt sich die Überlegung, die Punkte in Zukunft einfach per Post nach Dortmund zu schicken, man würde sich einiges an Aufwand ersparen. Und wenn man das Spiel gestern als Grundlage nimmt auch einiges an Qualen.
Der DFB nahm die schlechteste aller schlechten Bilanzen (selbst der BVB in München hat deutlich mehr vorzuweisen - und wir wissen alle, wie wenig DAS ist) zum Anlass, etwas Spannung in Form ihres Teilnehmers zuzufügen: Mit Harm "Zufallsgenerator" Osmers schickten sie den schlechtesten Schiedsrichter der Welt nach Dortmund und um das vorweg zu nehmen: dieser erfüllte die Erwartungen auf ganzer Ebene. Spontane Meinungsänderung bei Eckballentscheidungen, gelbe Karten für einen schlecht gefangenen Ball, so herrlich sinnlos. Letztendlich hatte der Herr in schwarz allerdings keinerlei Einfluss auf das Ergebnis und braucht nicht weiter erwähnt werden.
Der BVB begann die Partie ruhig und kontrolliert, ohne zu glänzen.
Vieles war etwas langdrahtig und langsam, ohne dass Freiburg wirklich im
Spiel war. Nach einer Viertelstunde war es dann doch mal ein Angriff,
der vors Tor kam und Malen schloss mit einem wunderbaren Schuss eine
schöne Kombination über Sabitzer und Füllkrug ab. Die Führung war mehr
als verdient, dennoch war das Spiel bis dahin eher langweilig gewesen.
Es wurde danach aber nicht besser, ganz im Gegenteil. Zu sagen, dass das
Spiel nach dem Tor eingeschlafen war, wäre untertrieben, das lag
mindestens im Koma.
Nach 35 Minuten begann der interaktive Teil der Veranstaltung. Wie schon in vielen anderen Bundesligastadien das Wochenende davor, protestierten die Fans gegen den Investorendeal der DFL mit Tennisbällen und Goldtaler. Als der erste Tennisball den Rasen berührte, waren die Spieler bereits an der Seitenlinie und machten Pause. Es flogen aber gar nicht mal so viele Bälle und Taler, nur eine Handvoll. Die Gruppe von ca. 20 Ordnern, ausgestattet mit Plastiksäcken, Laubbläsern und Schneeschaufeln sammelten alles relativ schnell ein. Als sie damit fertig waren, flog die nächste Handvoll. Das ging ein paar Mal so weiter, ehe die Fans sich entschlossen, noch etwas länger zu warten. Erst als alle Ordner wieder neben dem Spielfeld standen, kam die nächste Ladung angeflogen. Das Spiel hatte was von einem unfreiwilligen Apport und der größte Teil der Tribüne amüsierte sich prächtig. Irgendwann wurde damit angefangen, die nächste Runde per Welle anzukündigen und das Aufsammeln mit Applaus zu begleiten. Gleichzeitig gab es natürlich auch die ganze Palette an Anti-DFB-Songs von "Ihr macht unseren Sport kaputt" bis "F*ck dich, DFB". Nach ziemlich genau 10 Minuten stimmte der Vorsänger ein BVB Lied an, die vermummten Werfer zogen sich zurück und alles war auf einen Schlag wieder normal.
Die Spieler hatten die Pause damit zugebracht, rumzustehen und sich gegenseitig den Ball hin und her zu schieben und es war sehr schwer einen Unterschied zu den 20 Minuten vor dem Unterbruch festzustellen. Als es weiter ging, kam aber wieder etwas Schwung in die Partie und man könnte jetzt sehr zynisch anmerken, dass sie damit mal wieder das Klischee bestätigten, dass Fußballer besser spielen, wenn man sie mit Geld zuschmeißt. Eine weitere Kombination von Füllkrug auf Malen und ein guter Abschluss sorgten noch vor der Pause für das 2:0. Kurz vor dem Ende der 12 Minuten Nachspielzeit hatte Ryerson nach schöner Vorlage von Malen das 3:0 auf dem Fuß, doch er konnte den Ball nicht gut genug kontrollieren. Es war zur Pause sehr schwer sich vorzustellen, dass der SC Freiburg hier mehr mitnehmen sollte, als in den letzten 5 Jahren.
Auch in der zweiten Halbzeit ging es hauptsächlich so weiter. Bynoe-Gittens, Füllkrug und zweimal Reus hatten große Chancen, die Führung weiter auszubauen, aber vor allem bei Reus' zweiter vergebener Chance in der 71. Minute wurde klar, dass der ehemalige Kapitän heute kein Tor mehr schießen würde. Auch Maatsen scheiterte noch mal am Pfosten. Den größten Beitrag der Freiburger zu dieser zweiten Hälfte lieferten die Fans, die ebenfalls nochmal 5 Minuten auf die Uhr bekamen mit Tennisbällen, die aus der oberen Ecke ne ziemliche Distanz zurücklegen mussten. Die Freiburger Spieler fielen hauptsächlich damit auf, viel am Boden rumzuliegen und mit schmerzverzerrten Gesichtern die Zeit runter laufen lassen. Ihre insgesamt 6 harmlosen Torschüsschen waren selbst für den BVB, der sich ja gerne mal von kleinen Gegnern ins Bockshorn jagen lässt, einfach nicht gefährlich genug. In der 87. Minute machte Geburtstagskind Füllkrug dann endlich den Deckel zum 3:0 drauf.
Ansonsten war die Stimmung gestern eher mau gewesen, doch diese Einwechslung brachte nochmal etwas Schwung und so feierte man dem Ende entgegen und der Schiri hatte sogar soviel Anstand, das Spiel erst abzupfeifen, als der BVB-Walzer zu Ende war.
Der BVB hat ein gutes Spiel gemacht gegen einen Gegner, der weit davon entfernt war diesem Namen gerecht zu werden. Letztendlich war es aber auch egal und als die Spieler zum Feiern vor die Südtribüne kamen, blickte man in glückliche Gesichter allerseits, am meisten strahlte jedoch Morey, den die Mitspieler dann auch nach vorne schubsten um sich einen Sonderapplaus abzuholen. Als er die Welle anstimmte, markierte er damit das Ende eines interaktiven Freundschaftskicks mit einer schönen Geschichte. Seiner Geschichte.