Spielbericht Profis

BVB siegt mühsam gegen St. Pauli Gehen Sie weiter, hier gibt es (fast) nichts zu sehen

19.10.2024, 12:46 Uhr von:  Ida
Die BVB Spieler Guirassy und Schlotterbeck geben sich die Hände

Freitag. Flutlicht. Folle Hütte. Oder so. Fehlte nur noch das Fantastische Spiel für einen rundum gelungenen Einstieg ins Wochenende.

Aber der BVB tat sich an diesem Abend schwer gegen den Aufsteiger aus Hamburg. Nach 13 Jahren Bundesligaabstinenz war St. Pauli zurück in der Bundesliga und brachte auf den ersten Blick direkt mal einen ordentlichen Anhang mit. Sowohl der Gäste-Steh- als auch Sitzbereich wurde bei lauschigen Temperaturen von den Anhängern des Hamburger Stadtteils gut gefüllt. Von der aktiven Szene war jedoch erst einmal wenig zu sehen, vermutlich verbrachten sie den Anpfiff des Spiels mit zahlreichen Schlagerfreunden im Stau. Es war viel los auf der B1.

Anblick der Südtribüne mit einem Fahnenmeer und dem Banner Westfalenstadion
Intro auf der Südtribüne

Wenig erfreulich war dann auch der Anblick im Gästeblock nach der Ankunft. Hinterlassenschaften des Besuchs aus Glasgow zeigten antisemitische Schmierereien, bei denen man sich durchaus fragen kann, weshalb der BVB es schafft, in Windeseile sämtliche Mauern mit Westfalenstadion-Schriftzug zu überstreichen, solche Parolen aber über zwei Wochen lang unberührt stehen bleiben können. Gerade weil es nicht sonderlich überraschend kam, mit welcher Gesinnung manche Celtic-Fans anreisen würden. Da kann man durchaus mal zwei bis drei Gänge durch den Gästeblock mehr machen.

Auch auf der Süd gab es unerfreuliche Nachrichten. Überprüfungen, die im Gästeblock scheinbar nicht stattgefunden haben, waren dafür auf der Süd umso präsenter. Dabei fielen zu niedrige Geländer auf, die nun nachjustiert wurden. Dass man somit den Zugang zu den Trommeln sperren würde, war mehr als unglücklich. Zumindest wurde aber von den Fanbeauftragten eine sofortige Besserung zugesichert, so dass der Rhythmus von Last Christmas auch zukünftig im oberen Teil der Süd wieder ankommen wird.

Bei wohligen Herbst-Temperaturen und mit einer wachen Südtribüne ging es also hinein ins Spiel.

Vier Trommeln, vor denen das Geländer so erhöht wurde, dass nicht getrommelt werden kann.
So ist Trommeln schwierig.

Erste Halbzeit

Die Werbepartner des BVBs wurden noch nicht fertig auf der Anzeigetafel eingeblendet, da verbuchte St. Pauli bereits das erste Torschüsschen auf unser Tor. Nunja. Den Dortmunder Wechselgesang „BVB“ quittierte St. Pauli mit einem sehr lauten „St. Pauli“. Die Süd ließ sich nicht lange bitten und antwortete mit einem „Scheiss St. Pauli“. Man war also wach.

BVB Spieler im Dreikampf und den Ball
Kaum ein Duchkommen für Can, Schlotterbeck & Co.

Nach genau sechs Minuten dann die erste aussichtsreiche Torchance auf Seiten des BVB. Nach einem Pass von Brandt auf Guirassy, lief dieser links im 16er auf Vasilj zu, blieb mit seinem Schuss aber am selbigen hängen. Da war mehr drin. Dortmund dominierte fortan das Spiel, sowohl auf dem Platz als auch auf den Rängen. Außer einzelnen „St Pauli!“ Rufen konnte man aus dem Gästeblock nichts vernehmen und auch die Braun-Weißen auf dem Platz hatten sich tief in die eigene Hälfte verzogen und verteidigten mit 11 Mann um den 16er herum. Szenenapplaus dafür von Anton, nachdem Malen nach 10 Minuten in einem intensiven Zweikampf den Ball erobert hatte. Ich mag es, sowas in den eigenen Reihen zu beobachten.

Nach knapp 12 Minuten folgte der nächste vielversprechende Angriff nach starker Vorarbeit von Anton. Seine Flanke auf Guirassy wurde jedoch von Vasilj aus der Luft gepflückt. Auf der Gegenseite dann ein wacher Moment von St Pauli. Nach einem Ballverlust von Can im Mittelfeld, lief Afolayan mit Bensebaini auf den Fersen davon und auf Kobel zu. In letzter Minute grätschte Bensebaini dazwischen und verhinderte den Schuss aufs Tor.

Sabitzer wird von einem gegnerischen Spieler auf dem Feld gehalten.
Marcel Sabitzer stand wieder in der Startelf

Es folgte eine kurze Drangphase von Seiten der Hamburger. Das Abwehrverhalten der Dortmunder mündete in unpräzisen Klärungsversuchen, wodurch eine Ecke mit abschließendem Kopfball sowie ein weiterer Torschuss zustande kamen. Gleichzeitig hatte St Paulis aktive Szene wohl die Ausfahrt zum Westfalenstadion gefunden, denn plötzlich füllte sich der Block mit Leben und Lautstärke. Und prompt fiel das 0:1. Nach einem Freistoß von links traf Guilavogui. Zumindest temporär. Bis eine der größten Fehlentwicklungen der Fußballgeschichte das Tor zurücknahm. VAR abschaffen!

Die 38. Minute markierte dann sinnbildlich das Spiel des BVB. Sabitzer bekam den Ball im Mittelfeld und hatte den ganzen Raum vor sich für sich. Guirassy startete ebenfalls, aber anstelle eines schnellen Passes in den Lauf, lief Sabitzer mit dem Ball weiter, Guirassy parallel ins Abseits und Sabitzer vollendete den Nichtangriff mit einem Ballverstolperer. Das Westfalenstadion vermerkte trotz 72% Ballbesitz noch viel Luft nach oben.

BVB Spieler jubeln zusammen
Dortmunder Torjubel zum 1:0 um Ramy Besebaini

Und just, als man auf die Uhr guckte und sich fragte, wie lange es noch dauern konnte bis zur Halbzeit, zauberte Groß von rechts eine maßgeschneiderte Flanke aus dem Ärmel, die Bensebaini mit einem Zuckerkopfball zum 1:0 ins Toreck köpfte. Nur wenige Minuten später hatte Brandt die Chance dem Ganzen noch vor der Halbzeit das Sahnehäubchen mit einem ähnlichen Kopfball aufzusetzen, sein Kopfball landete jedoch knapp über der Latte. Und so ging es mit einer knappen Führung in die Halbzeitpause.

Zweite Halbzeit

Die zweite Halbzeit ließ dann erst einmal etwas auf sich warten, da die Technik der Schiedsrichter ähnlich gut funktionierte, wie das Spiel des BVB. Nach den Technikproblemen kamen dann Pyro“probleme“. Zunächst flog eine Rakete Richtung Spielfeld, dann erstrahlte der Pauli-Block in roter Blink-Pyro. Hübsch wars.

Während das Spiel auf dem Platz in den folgenden Minuten dann so vor sich hindümpelte, shalalate sich die Süd entlang der Minuten. Im Pauli Block hingegen packte man schon wieder die Blockfahnen aus. Kurze Zeit später erstrahlte selbiger in roten Fackeln. Wenn sonst schon nichts los war…

Der gegnerische Fanblock ist voller roter Pyrotechnik. Weißer Rauch hüllt die Tribüne ein.
Ansehnliche Blinker-Pyrowhow im Gästeblock

Nach gut 20 Minuten in der zweiten Halbzeit dann mal wieder etwas Schwung in der Bude. Nach schnellem Zuspiel von Brandt verpasste Guirassy mit seinem Schuss zunächst knapp das Tor und nur kurze Zeit später rutschten selbiger und Malen nach hervorragender Flanke von Gittens am Ball vorbei. Immerhin waren nun alle im Stadion wieder wach. Zumindest temporär.

In Hamburg gab es die Fackeln letzte Woche scheinbar im Sonderangebot, im Pauli-Block war auf jeden Fall mehr los als auf dem Feld. Nett von ihnen, wollten sie doch sicherlich nur den Stadionsprecher wach halten. Aber auch der schien mittlerweile eingeschlafen zu sein. Es kam nicht einmal mehr eine müde Ermahnung. Auch Brandt merkte wohl, dass es mit Fußball heute nicht so richtig klappte, und ging zu Karate über. Sein Fuß traf in der 77. Minute weniger den Ball und mehr Wahls Gesicht. Ich hätte in den vergangen 30 Minuten gerne mehr von Fußball berichtet, aber da war nicht viel zu holen.

Zumindest nicht auf unserer Seite. Denn kurz nach Brandts Karateausflug, flatterte der Ball nach einem Schuss von Smith in unserem Netz. Und vor mir auf der Tribüne wedelte schon hektisch einer mit seinen Armen und formte den VAR-Rahmen. Vielleicht wollte er aber auch nur eine der Fackeln aus dem Pauli Block haben, die nun wieder ausgepackt wurden. Das Tor zählte nämlich.

Aber Guirassy hatte kein Erbarmen mit den aufopferungsvollen Paulianern. Die Freude über den Ausgleich hielt nicht lange an. Denn nur kurze Zeit später traf Guirassy nach schöner Flanke von Gittens das Tor per Kopf. Man konnte es kaum fassen, aber die letzten fünf Minuten bestanden tatsächlich mal aus Fußball. Ein Zustand, den auch das Westfalenstadion erfreute.

Doch noch war das Spiel nicht vorbei. Während sich das Spiel schon in der Nachspielzeit befand, kam Dzwigala nach einer Ecke aus aussichtsreicher Position sechs Meter vor dem Tor zum Schuss, setzt den Ball aber über das Tor. St Pauli blieb mutig, wurde aber am Ende nicht für ihr Spiel belohnt und der BVB für wenig Glanz und Gloria nicht bestraft. Am Ende stehen die drei Punkte.

Ausblick

Verletzungen hin oder her, auch die Startelf, die heute auf dem Platz stand, hatte genügend Potential, um einen Aufsteiger deutlich aus dem Stadion zu fegen. Dass der BVB sich über weite Teile des Spiels zu schwer damit tat, Angriffe zu verteidigen, schnelle Angriffe zu spielen und mutig nach vorne zu spielen, gibt am 7. Spieltag ein wenig zu denken. Es wartet noch einiges an Arbeit auf Nuri Sahin, denn die kommenden Wochen werden nicht leichter. Und am Dienstag wartet schon Real Madrid. Es bleibt die Hoffnung auf das Champions League-Gesicht. Auf geht’s Ballspielverein!

Statistiken zum Spiel können auf den bekannten Sportseiten nachgelesen werden.

Die Mannschaft steht in einer Reihe vor der Südtribüne
Jubel nach Abpfiff vor der Südtribüne

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