Warmlaufen

Der BVB im Derby an der B1 Tief im Westen

27.04.2023, 07:45 Uhr von: DocKay

Im Bochumer Stadion beim Pokalderby. Schwarzgelbe Farben in der Choreo vor Spielbeginn.

Bochum, ich komm aus dir. Wem sind diese Zeilen nicht bekannt? Den Pulsschlag aus Stahl haben wir gemeinsam, doch die Farben trennen uns. Unser Vorbericht zum Spiel an der Castroper Straße.

Meine Frau und ihr Cousin sind beide in Bochum geboren. Während meine Frau inzwischen schwarzgelbes Blut in den Adern hat und in Dortmund lebt, ist Christoph seinem Geburtsort und dem VfL treu geblieben. Das kleine Derby ist für uns immer etwas Besonderes. Aber wer spricht denn von einem kleinen Derby? Für uns hat das Derby an der B1 einen mindestens genauso großen Stellenwert wie das Derby gegen die Blauen. Wir alle sind natürlich keine Fans von dem Stern des Südens und schon gar nicht von einem großspurigen Thomas Tuchel, der gerne einmal seine eigenen Regeln definiert und von unsympathischen "Gesocks" umgeben ist. Uns verbinden bei Familienfeiern viele Gemeinsamkeiten. Wir wünschen uns natürlich, dass der BVB wieder einmal Deutscher Meister wird und wir hoffen gleichzeitig auf den Klassenerhalt des VfL Bochum. Wer braucht schon Hoffenheim und die Nachbarschaft von Gelsenkirchen. Gerade in diesem Punkt sind wir uns einig! So organisieren wir jeder für sich den Stadionbesuch bei Auswärtsspielen und planen in der Regel ein gemeinsames Bier mit ein.

Marius Wolf sitzt am Boden. Um ihn herum Spieler beider Mannschaften, die mit dem Schiedsrichter diskutieren. — Hoffentlich sind wir am Ende des Spiels nicht am Boden zerstört.

An einem Spieltag schauen wir natürlich auf den Ausgang zweier Spiele und leiden miteinander, aber freuen uns auch für den anderen. Das Grubengold hat uns alle hochgeholt, auch wenn die Kohle inzwischen anderswo gemacht wird. Vor vielen Jahren war das Spiel gegen den VfL das erste Auswärtsspiel des BVB, das ich live verfolgen durfte. Ich erinnere mich auch an den Schmerz meines Sohnes, der mit seiner Bochumer Freundin im Jahr 2006 das 0:6 gegen Werder Bremen im Ruhrstadion erleben musste. Am Ende hatte die Niederlage etwas Positives für die beiden, was so nicht unbedingt zu erwarten war. Mein Sohn, ebenfalls Christoph mit Namen, kaufte als Erinnerung für seine Freundin beim Verlassen des Stadions einen Sticker des VfL. Kurze Zeit später beschlossen beide, ihr Studium in Berlin fortzusetzen. Es galt, eine Wohnung zu suchen und jeder weiß, was das in Berlin bedeutet. Am Ende einer Besichtigung, bei der seine Freundin den Sticker am Revers trug, war man wieder einmal einer von vielen und hatte wenig Hoffnung. Überraschenderweise erhielt man den Zuschlag und mein Sohn, der das Glück kaum fassen konnte, fragte den Vermieter nach dem Grund, der zu diesem Erfolg geführt hätte. Dieser antwortete daraufhin kurz:

Ich habe den Sticker an der Jacke ihrer Freundin gesehen und gedacht, dass die Bochumer ja auch mal gewinnen könnten.

Unbekannter Vermieter in Berlin

Inzwischen wurden die Karten in jeglicher Form neu gemischt. Nach einer Zeit der Abstinenz ist der VfL wieder erstklassig und das ist auch gut so. Wir alle wissen aber auch, dass in der Bundesliga, wie im normalen Leben, die Schere zwischen arm und reich erheblich auseinanderdriftet.

Wenn wir am 28.04.2023 das Ruhrstadion an der Castroper Straße 145 betreten werden, trennen sich unsere Leidenschaft und die Emotionen. Für insgesamt schlappe 90 Minuten plus Nachspielzeit konzentrieren wir uns auf verschiedene Farben. Mein Fokus liegt natürlich auf einem Sieg der Schwarzgelben und alles, was ich an Stimme habe, werde ich dafür geben. Beim Verlassen des Stadions sind meine Gedanken dann auch beim VfL, denn es gibt hoffentlich nur einen Absteiger aus dem Pott und der muss aus der VELTINS-Arena kommen. „Glückauf Bochum“ und bleibt auch ohne die drei Punkte in der Liga. Denn da, wo die Sonne verstaubt, ist es viel besser, als man glaubt. In der zweiten Nachspielzeit trinken wir dann hoffentlich ein Fiege Pils zusammen, vielleicht auch zwei. Mein Sohn, der inzwischen in München wohnt, wird ebenfalls das Spiel verfolgen und ist in Bayern natürlich ein Fan der Schwarzgelben geworden. Ende gut, alles gut und Heja BVB!