Der BVB gegen Stuttgart im Pokal Ein Gespräch unter kollegialen Freunden
Ein Stuttgartfan im Arbeitskollegenkreis ist in NRW eher selten. Unsere Autorin hat das Glück - oder Pech? Egal, zumindest kann man so mal nachhören, was er eigentlich zu der bisherigen Saison sagt.
Vor einem Jahr wurde ich mit der verstörenden Realität konfrontiert, plötzlich mit einem Stuttgartfan zusammenarbeiten und gemeinsam eine Schulklasse leiten zu müssen. So kam es, dass meine bis dato sehr zufriedene BVB-Ente (ein Wichtelgeschenk eines Schülers) auf einmal von einem hässlichen Krokodil flankiert wurde. Zwischen den beiden Gummitieren ist mittlerweile ein erbitterter Kampf ausgebrochen, wer auf dem erhöhten Pult sitzen darf und wer weiter unten sitzen muss. Und es wird Zeit, dass sich meine Ente den Prio-Platz zurückerobert. Vor unserem Pokalduell wollte ich von Sören aber noch wissen, was uns am Mittwoch so erwarten wird- augenscheinlich wenig Gutes.
Ida: Hallo Sören, in welchem beschaulichen Dorf bist Du noch einmal
geboren?
Sören:
Rheurdt – tiefster Niederrhein. Im Ponyland.
Ida:
Darauf wollte ich zu sprechen kommen. Es spricht für Dich, dass Du
Dich nicht zu den Ponies verirrt hast. Aber musste es dann unbedingt
ein anderer Kackverein werden?
Sören:
Ja, ich stehe halt auf Leid und muss mich jetzt erst einmal an Erfolg
gewöhnen. Nein, so richtig kann ich das eigentlich nicht erklären,
es gab halt eine Zeit, die ganz gut war. Große Zeiten mit Cacau und
Kuranyi und dann irgendwann die Champions League gegen Barcelona nach
der Meisterschaft 2007. Aber so richtig kann ich es nicht erklären.
Wo die Liebe halt hinfällt.
Ida:
Warst Du 2007 überhaupt schon auf der Welt?
Sören:
Ich bin von 95.
Ida:
Na gut. Dann hast Du ja aktiv nur eine Meisterschaft miterlebt. Die
andere habt Ihr uns ja 1992 weggenommen.
Sören:
Ich würde sagen bei einer Tordifferenz-Differenz von plus 11 schon
verdient.
Ida:
Bestimmt. Tordifferenzen sind nicht so unser Ding wie man auch
aktuell sieht. Da ist unsere Ausbeute in der Liga eher bescheiden,
vor allem auch gemessen an der Zahl der Tore, die wir selbst
schießen. Das war auch schonmal anders. Wenn ich an Stuttgart denke,
denke ich vor allem an das 4:4 von uns in der Meistersaison 2012.
Sören:
Das Spiel konnte ich nur im Ticker verfolgen und habe erst eine
Stunde später erfahren, dass das so ausgefallen ist.
Ida:
Gut für Dich. Ich musste damals unseren Ticker auf der Pressetribüne
schreiben und bin halb zusammengebrochen.
Sören:
Verständlich. Aber bei einem Gegentor in der 92. Minute…
Ida:
Jaja. Immerhin war die Saison danach dann ja noch erfolgreich. Das
kann man ja von Eurer aktuellen Saison auch sagen. Die letzten zwei
Jahre waren ja eher turbulent. Woran liegt es, dass es jetzt anders
läuft?
Sören:
Es scheint ja viel zu passen gerade-
Ida:
Bitte fünf Euro ins Phrasenschwein.
Sören:
(Mein Kommentar wird wegignoriert) Wir haben aktuell komischerweise
Ruhe im Verein. Wir haben zwar einen scheiss Präsidenten und einen
scheiss Trikotsponsor- da sagt der Wehrle noch ne Woche vorher, dass
man jetzt auf regionale Sponsoren setzen will und kommt dann mit nem
französischen Wettanbieter um die Ecke-
Ida:
Klingt nicht nach Ruhe.
Sören:
Auf Kindertrikots schreibt man es nicht drauf – scheint also eine
gute Firma zu sein, die man unbedingt präsentieren muss auf nem
Trikot, aber naja. Da krieg‘ ich Puls.
Ida:
Wie war das jetzt nochmal mit der Ruhe?
Sören:
Es funktioniert scheinbar irgendwie. Der Guirassy fühlt sich hier
wohl und trifft und der Führich spielt plötzlich Fußball- das hat
der die letzten zwei Jahre auch nicht gemacht. Man hat „(Leg)Endo“
verloren und trotzdem ist kein Vakuum entstanden, stattdessen spielt
Anton plötzlich wie ein Kapitän spielen muss und Stiller spielt wie
ein junger Gott. Und tatsächlich wird die Qualität im Kader auch
abgerufen. Wenn Guirassy verletzt ist, kannst Du Undav von der Bank
holen- da sollte der Nagelsmann mal schleunigst anrufen, sonst ist
der weg. Und Füllkrug wird auch nicht jünger- Zurück zum Thema:
Man kann mit ner Doppelspitze spielen und beide treffen.
Ida:
Okay, okay. Ich habe es kapiert. Ihr seid geil.
Sören:
Ich bin ja noch gar nicht fertig. Habe ich schon über Alex Nübel
gesprochen?
Ida: Von Blauen will ich hier nichts hören.
Wir sind ja hier im schwarzgelben Universum. Warum fliegt Ihr morgen
eigentlich aus dem Pokal raus?
Sören:
Grundsätzlich mache ich mir Zuhause keine Sorgen, immerhin stehen
wir auf Platz zwei der Heimtabelle und im Pokal sind wir Zuhause
ungeschlagen.
Ida:
Gegen Union auch keine Kunst.
Sören:
Ein wenig Sorgen macht mir Euer Spiel gegen Milan in der Champions
League.
Ida:
Da hast Du Dir aber auch das Sahnestück der letzten Wochen
rausgesucht. Generell sprühen wir ja aktuell nicht vor Spielwitz. Wo
liegen also Eure Schwachstellen?
Sören:
Vielleicht unsere Chancenverwertung- allein gegen Euch hätten wir
3-4 Tore mehr machen müssen. Und Euer Tor haben wir uns dumm selbst
reingelegt, indem wir im Kollektiv gepennt haben.
Ida:
Ich brauche mehr Futter.
Sören:
Wir haben keine Schwächen.
Ida:
Dann bleibt die Hoffnung auf den Hochmut.
Sören:
Ich hoffe nicht. Ich hoffe, dass wir das wie in der Liga, aber ohne
Gegentor, gewinnen.
Ida:
Dein Tipp also?
Sören:
2:0. Und danach gegen Lautern auf dem Betzenberg.
Ida:
Dass Lautern weiterkommt, liegt auch in meinem Interesse, aber Eure
Heimbilanz muss dieses Mal dran glauben. Ich wage mal, auf ein 2:1
für uns zu tippen. Wir
sprechen uns dann Mittwoch!
Sören:
So machen wir’s!
Und
deshalb, liebe Borussia, ich möchte Donnerstag gerne entspannt
arbeiten gehen! Seht zu!
Informationen
rund um das Spiel können im Internet abgerufen werden.