Warmlaufen

Bundesligaauftakt BVB gegen Köln Auf ein Neues!

19.08.2023, 10:44 Uhr von:  Ida
Große Blockfahne "Südtribüne Dortmund" beim DFB-Pokal in Mainz

Eigentlich sollte an dieser Stelle ein Vorbericht stehen, der auf die neue Saison einstimmt - vielleicht eine Mischung aus „jetzt erst recht“ und „dann versuchen wir es halt noch einmal“. Stattdessen hält sich die Vorfreude in Grenzen.

Als wir am letzten Spieltag im Heimspiel gegen Mainz nicht über ein klägliches 2:2 hinauskamen und die Schale somit abermals zu den Unsympathen gen Süden wanderte, blickte ich auf der Tribüne in einen Haufen fassungslose und traurige Gesichter. War das jetzt wirklich passiert? Hatte man die Meisterschaft auf so dämliche Art und Weise am letzten Spieltag verspielt, obwohl man das Glück in den eigenen Händen hielt? Man hatte. Sah man um 15 Uhr des selbigen Tages noch überall strahlende Gesichter voller Vorfreude, blickte man nun nur noch in leere Gesichter. Ich reiße mich in solchen Momenten immer zusammen. Wenn Menschen um mich herum traurig sind, halte ich das schlecht aus und versuche die Contenance zu bewahren. Bloß nicht einstimmen. Bloß nicht einknicken. Es gibt ja wichtigeres auf Erden. Am Ende ist es nur Fußball. Es wird neue Chancen geben. Vielleicht nicht so schnell, aber irgendwann einmal wird sie kommen, die nächste Möglichkeit. Das habe ich mir den gesamten Samstagabend eingeredet. Am Sonntag fühlte ich mich dann, als hätte mir einer mit der Bratpfanne eins drübergegeben. Wir hatten die Meisterschaft wirklich verspielt. Wie konnte das passieren? Warum? Nein, das durfte nicht sein. Die Saison konnte unmöglich vorbei sein. Es gab doch so viele Tiefschläge vorher, danach folgte immer ein Korrektiv. Ich brauchte ein Korrektiv. Sofort. Und da war es, das Loch. Nichts blieb mehr von „Ist doch nur Fußball“ und „Es gibt wichtigeres im Leben.“ Mich übermannte die totale Traurigkeit und sie verließ mich auch die Folgetage nicht. Aber während mich so die Traurigkeit der verpassten Chance begleitete, machte sich auch irgendwo die Vorfreude auf die neue Saison breit. Ein Gefühl, das davor die Jahre ziemlich verloren gegangen war.

Trotzdem schafft es der BVB auch in solch einer Phase, eine zweite Bratpfanne auszupacken und jener Vorfreude einen gehörigen Dämpfer zu verpassen. Alle Anhänger des gepflegten „Er ist doch noch jung.“ Und „Jeder hat eine zweite Chance verdient“ können jetzt aufhören zu lesen.

Unser Gegner heute heißt Köln. Für mich bedeutet Köln ganz viel Liebe, schließlich habe ich vor 19 Jahren entschieden, dass diese Stadt meine Wahlheimat werden würde und habe diese Entscheidung zu keinem Zeitpunkt bereut. Hier will ich alt werden. Warum? Weil Köln ungezwungen und weltoffen ist, hier trifft sich alles und jede*r und lebt munter neben- und miteinander. Ja, auch hier gibt es Probleme. Nein, auch hier werden Toleranz und Akzeptanz manchmal größer geschrieben als sie gelebt werden, aber in all den Jahren habe ich Köln als Stadt wahrgenommen, die zumindest ein großes Bemühen darin zeigt, die eigenen Werte auch zu leben. Etwas, das ich dem BVB eine lange Zeit auch nachgesagt habe, haben sie schließlich viel Zeit und Energie in die Anti-Diskriminierungsarbeit gesteckt. Die Verpflichtung von Felix Nmecha hat für mich jedoch die gesamte Vorfreude auf die Saison gekillt. Wie sehr kann man einen Teil seiner eigenen Anhänger eigentlich in den Arsch treten? Während unser Gegner auf dem Christopher Street Day in einem Wagen mitfährt, versucht man in Dortmund mit halbgaren Argumenten die eigene Fehlentscheidung irgendwie schön zu reden. Herzlichen Glückwunsch.

Eigentlich sollte an dieser Stelle ein Vorbericht stehen, der auf die neue Saison einstimmt- vielleicht eine Mischung aus „jetzt erst recht“ und „dann versuchen wir es halt noch einmal“. Dieses Gefühl ist aber irgendwo zwischen Juni und Juli verloren gegangen. Dazu kommt, dass sich der BVB auch in den Tagen und Wochen nach der Verpflichtung nicht gerade von der sympathischsten Seite gezeigt hat. Und somit gehe ich heute mit gemischten Gefühlen ins Stadion. Der BVB ist sicherlich mehr als Felix Nmecha. Er ist auch mehr als ein Terzic, Kehl oder Watzke. Und trotzdem bin ich schon einmal weniger zwiegespalten ins Stadion gegangen. Ich hatte so ein ähnliches Gefühl schon einmal. Nach Monaten der Stadien-Abstinenz anlässlich der Pandemie merkte ich, dass es auch andere Dinge im Leben gibt als Fußball und dass man auch ohne Fußball klarkommt. Eine Erkenntnis, die ich Jahre zuvor als absurd abgetan hätte. Trotzdem war ich froh, dass das Feuer, die Vorfreude und die Emotionalität sehr schnell wieder zurückgekommen sind. Möge also das Gefühl aus dem Mai heute oder in den nächsten Wochen auch irgendwie zurückkehren. Denn Spieler (und Verantwortliche) kommen und gehen…

Weghauen darf man den FC übrigens trotzdem.

Statistiken können beim Kicker nachgelesen werden.

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