Unsa Senf

Stimmung im Umfeld des BVB Zeit für Euphorie

22.03.2023, 16:09 Uhr von:  NeusserJens
Stilisierte Wörterbucheinträge der Begriffe "Skepsis" und "Euphorie"

Als der BVB zum letzten Mal Nationalspieler abstellen musste, stand die ungeliebte Weltmeisterschaft in Qatar direkt vor der Tür, in der Bundesliga waren erst 15 Spieltage absolviert und die schwatzgelbe Welt sah deutlich trüber aus. So trüb sogar, dass man seitens der Fans nicht nur um den erneuten Einzug in den Europapokal der kommenden Saison bangen musste, sondern auch schon massenhaft Spieler als unfähig aussortierte oder gar anfing, an der Eignung des Trainers zu zweifeln.

Das ist jedoch nur der Schlusspunkt einer langen Zeit, die uns Fans des BVB zunehmend den Spaß am Fußball und besonders an unserer Borussia genommen hat. In den letzten zehn Jahren mussten wir zusehen, wie uns nicht nur der FC Bayern zeitweise meilenweit enteilt ist, es waren vor allem die Leistungen der eigenen Spieler, die viel zu selten für Extase und viel zu häufig für Frust gesorgt haben. Das Schlimmste: Fast immer, wenn irgendwie Hoffnung auf Besserung aufkeimte, war es die Mannschaft selbst, die diese Hoffnung zerstören sollte. Darüber konnten mittelfristig auch die grandiosen Einzelleistungen inzwischen abgewandelter Starspieler oder die Pokalsiege 2017 und 2021 nicht hinwegtäuschen. Sieht der gemeine BVB-Fan heute eine Erfolgsserie wie die aktuelle, gerät er nicht in Euphorie - er wartet nur darauf, dass der Rückschlag kommt. Wir sind es aus dem letzten Jahrzehnt ja nicht anders gewohnt…

Niedergeschlagene BVB-Spieler Guerreiro, Schlotterbeck (am Boden sitzend), Ryerson und Meyer

Diese Skepsis ist menschlich vollkommen nachvollziehbar. Das gebrannte Kind lernt aus seinen Fehlern und will sich nicht noch einmal verbrennen. Wo Hoffnung ist, schwingt die Enttäuschung immer mit - und die tut weh. Das wollen wir alle nicht erleben.

Und doch ist diese Skepsis fehl am Platz. Das schreibe ich nicht, weil ich felsenfest davon überzeugt bin, dass diesmal alles anders läuft. Ich schreibe es, weil wir Fans im Stadion und im Umfeld des BVB für die Stimmung im und um den Verein verantwortlich sind. Ich schreibe es, weil ich glaube, dass diese zynische Grundhaltung, nur auf die nächste Enttäuschung zu warten, wahrscheinlich ein Teil des Problems der letzten Jahre ist.

Seit dem 15. Spieltag der Bundesliga hat Borussia 13 Pflichtspiele bestritten, 11 gewonnen und nur eins unglücklich beim Chelsea FC verloren. In der Winterpause scheint es bei einigen bisherigen Sorgenkindern im Kader endlich Klick gemacht zu haben. Die Mannschaft schwimmt, nicht immer schön, auf einer ungeahnten und rekordverdächtigen Erfolgswelle. Und der FC Bayern spielt die wahrscheinlich schwächste Bundesliga-Saison seit dem Double des BVB.

Die Mannschaft des BVB hüpft Arm in Arm und lauthals singend vor der Südtribüne

Jetzt ist es an der Zeit, die Skepsis abzulegen. Jetzt ist es an der Zeit, die Euphorie zuzulassen. Jetzt ist es an der Zeit, unseren Teil dazu beizutragen, dass der glorreiche Ballspielverein nach zehn Jahren der bajuwarischen Bundesliga-Alleinherrschaft endlich wieder die Schale nach Dortmund bringen kann! Die Mannschaft darf und wird nicht aufhören, jedes Spiel kritisch zu betrachten - egal ob knappe Niederlagen oder Kantersiege. Wir aber sind in der wunderbaren Position, genießen zu können, dass der BVB geschlossen auftritt und erfolgreich ist. Wir sind in der wunderbaren Position, diese Mannschaft nicht nur zu konsumieren, sondern unseren Teil dazu beizutragen. Wir sind in der wunderbaren Position, das Team zu tragen und den Ball selbst ins Tor zu brüllen, wenn die Beine der Spieler zu schwächeln scheinen.

Wir machen uns auf den Weg
Mit neuem Mut und neuen Ideen
Und jeder weiß, dass etwas passiert
Wir können gewinnen, wir können verlieren


Madsen - Euphorie

Lasst uns endlich die Enttäuschungen der letzten Jahre ablegen und diesem Trainer, diesem Team und diesem Umbruch unter die Arme greifen. Lasst uns eine Stimmung und Euphorie erzeugen, die diese Mannschaft durch die Stadien des Landes trägt und den Gegnern von der ersten Sekunde das Gefühl gibt, es gebe gegen die Einheit Borussia Dortmund nichts zu holen. Lasst uns den Schulterschluss wagen und endlich wieder gemeinsam davon träumen, was im letzten Jahrzehnt so unerreichbar schien.

Lasst uns so hungrig sein wie noch nie.
Lasst uns so hart arbeiten wie noch nie.
Lasst uns so positiv sein wie noch nie.
Aber am aller Wichtigsten: Lasst uns so laut sein wie noch nie!

Gemeinsam können wir Großes erreichen. Heja BVB!


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