Spielbericht Profis

BVB siegt zum Bundesligaauftakt gegen Köln Liga langweilig wie nie: Meisterschaft schon am 1. Spieltag entschieden

20.08.2023, 12:15 Uhr von:  Michael
Kobel und Malen feiern nach dem Spiel, dahinter Bynoe-Gittens.
Matchwinner unter sich: Gregor Kobel und Don Malen

Ist der VfB reif für die Meisterschaft? Diese Frage geisterte vor dem Abendspiel durch den Presseraum, während die Stuttgarter den VfL Bochum in seine mausgrauen Einzelteile zerlegten. Nun ist klar: Deutscher Meister wird nur der BVB.

Wer sich von einem Banner gegen Homophobie provoziert fühlt, sollte den folgenden Absatz überspringen

Beginnen wir mit dem unvermeidlichen Dauerthema: Felix Nmecha saß zunächst nur auf der Bank. Der umstrittenste Transfer des Sommers war damit weniger präsent als das große „Gemeinsam gegen Homophobie“-Banner, welches vor dem Spiel die Haupttribüne zierte. Leider kam es hier zu einem sehr unschönen Zwischenfall, als mehrere Personen versuchten, das Banner abzureißen. Auch in Block 12 wurden wohl Personen angegangen, die ein Banner mit der Aufschrift "Gegen Queerfeindlichkeit" hochhalten wollten. Einmal mehr zeigt sich, wie wichtig der Kampf gegen Diskriminierung ist und einmal mehr wurde dem BVB vor Augen geführt, welchen Leuten er in dieser Sommerpause Auftrieb gegeben hat. Gut, dazu hätte auch ein Blick in die Facebook-Kommentarspalten genügt, aber gestern wurde es den Verantwortlichen einmal mehr direkt aufgezeigt.

Bild der Westtribüne, wo über der Werbebande am Oberrang ein Spruchband mit der Aufschrift "Gemeinsam gegen Homophobie" hängt.
Banner auf der Westtribüne

Mal ehrlich: Solange sich Personen schon von solchen Bannern so provoziert fühlen, dass sie aktiv gegen die Beteiligten vorgehen, solange braucht keiner erzählen, dass Diskriminierung im Fußball kein Problem ist. Wenn ihr das nicht glaubt, unterhaltet euch mit Betroffenen.

Zu Beginn der zweiten Halbzeit waren dann weitere Plakate auf der Südtribüne sichtbar, die den BVB an den eigenen Grundwertekodex erinnerten. Ebenfalls interessant: Bei seiner Einwechslung in der 59. Minute war Nmechas Name im Gegensatz zu den drei anderen am Wechsel beteiligten Namen vom Publikum kaum zu hören. Offenbar ist das Unbehagen über den Transfer sehr weit verbreitet und nicht, wie gerne suggeriert, nur bei einigen wenigen.

An dieser Stelle schon einmal einen schönen Gruß an alle Facebook- und Twitterkommentierer*innen: Leider können wir nicht versprechen, dass wir alle eure klugen und auch argumentativ überzeugenden Kommentare lesen, wir müssen redaktionsintern diskutieren, ob wir 3 oder 5 Nmecha-Texte in dieser Woche veröffentlichen. Das kostet Zeit.

Erste Halbzeit

Übersichtsbild der Südtribüne mit vielen Fahnen und gelbem Konfettiregen.
Kurvenchaos auf der Südtribüne zum Einlaufen der Spieler

Das Spiel begann unspektakulär. Der BVB hatte meistens den Ball und suchte die Lücke zwischen elf eifrig hin- und herlaufenden Kölnern. Da er diese Lücken aber zumindest rund um den Strafraum nicht fand, gab es in der Anfangsviertelstunde nur wenig Spannendes. Einziger Aufreger war ein hartes Einsteigen von Kölns Paqarada gegen Ryerson, bei dem es Aytekin bei einer Ermahnung beließ. Paqarada hatte halt nicht abgewunken.

Die erste richtige Chance gab es dann in der 17. Minute. Allerdings für Köln. Ryerson konnte auf Höhe der Mittellinie den Ball nicht festmachen, Sabitzer rückte zur Unterstützung raus und plötzlich gab es viel Platz in der Mitte für Köln, die schlussendlich Selke am Strafraum freispielten, dessen Schuss Süle per Grätsche an die Latte abfälschte. Viel lief beim BVB nicht zusammen, eine erste Korrekturmöglichkeit bot sich für Terzic bei einer kurzen Trinkpause nach 22 Minuten.

Julian Brandt und Emre Can jagen hinter Florian Kainz her.
Julian Brandt und Emre Can gegen Florian Kainz

Nach der Trinkpause war dann endlich auch der BVB auf der Höhe. Die Aktionen wurden zwingender, auch wenn immer wieder ungenaue Pässe den Spielfluß hemmten. Die erste dicke Chance ergab sich dann in der 30. Minute. Brandt setzte sich im Strafraum mit einer Körpertäuschung durch, seinen Schuss aus spitzem Winkel konnte Schwäbe stark parieren. Und nur zwei Minuten später verlängerte Reus eine Brandt-Ecke vor das Tor, wo Hummels nur knapp mit dem Kopf vorbeirauschte. Da half auch der beherzte Schubser von Haller nicht.

Das war es dann jedoch auch schon wieder mit der offensiven Herrlichkeit. Köln stellte die Räume wieder geschickt zu und wenn es doch mal gefährlich wurde, beendete ein schlampiger Pass oder ein technischer Fehler die schwarzgelben Angriffsbemühungen.

Zweite Halbzeit

Felix Nmecha mit Ball, umringt von 3 Kölner Spielern.
Felix Nmecha gab in der zweiten Halbzeit sein Pflichtspieldebüt

Der BVB kam in einer dermaßen grotesken Schlafmützigkeit aus der Kabine, dass die Pausengetränke dringend pharmakologisch untersucht werden müssen. Fehlpass reihte sich an Fehlpass und ermöglichte den Kölnern immer wieder Chancen. Die beste Gelegenheit vereitelte Kobel, als Adamyan frei vor ihm auftauchte, Kobel jedoch blockte. Dass Sabitzer den Abpraller dann Waldschmidt voll auf die 12 drosch und der Ball von dessen Schädel nur knapp übers Tor flog, sagt alles über diese Phase des Spiels aus.

Zwar wachte der BVB in der Folge wieder etwas auf, bot offensiv aber weiter mal gar nichts an. Nun ist es normal, dass am ersten Spieltag noch nicht alle Automatismen klappen, aber wie häufig Angriff aufgrund von Missverständnissen oder falscher Laufwege in Kölner Abwehrbeinen endeten, wäre auch für das erste Vorbereitungsspiel inakzeptabel gewesen. Zwar versuchte insbesondere Brandt immer wieder Räume zu kreieren, aber vom Spielwitz und der Kombinationssicherheit der letzten Saison war nichts übrig.

Kobel pariert einen Kopfball von Adamyan, während Süle zuschaut.
Gregor Kobel hielt den Kasten hinten sauber

Ein Hauch von schwarzgelber Torgefahr war nur bei Standards zu spüren, ansonsten waren es die Kölner, die mit ihren Kontern nach Dortmunder Ballverlusten an der Führung schnupperten. Am intensivsten erneut Adamyan, der sich in der 78. Minute nach einer Flanke frei vor dem Tor die Ecke für seinen Kopfball aussuchen konnte…und sich glücklicherweise die gleiche Ecke wie Kobel aussuchte. Eine Kölner Führung wäre längst verdient und daran, dass der BVB erstmals seit dem 27.06.2020 (0:4 gegen die TSG Kramaric) in einem Bundesligaheimspiel ohne Torerfolg bleiben würde, zweifelte kaum noch jemand. Bis sich dann Donny Malen eine Kopfballverlängerung von Nmecha nach einer Brandt-Ecke so kunstvoll im Fallen ans Standbein murmelte, dass der Ball in hohem Bogen über einen verzweifelt auf der Linie hopsenden Kölner ins Tor flog. Ein Kacktor, passend zum Kackspiel. Aber halt ein Tor. Dass der Torschütze zudem bereits einige Minuten vorher ausgewechselt werden sollte und nur durch Ryersons Verletzung auf dem Platz blieb, rundete das Gesamtkacktorbild ab.

Dass der BVB tatsächlich auch das 09. Bundesligaauftaktspiel in Folge gewann, war dann vor allem Mats Hummels zu verdanken, der in der sechsminütigen Nachspielzeit gleich drei gefährliche Angriffssituationen entschärfte.

Fazit

Donyell Malen läuft am Zaun an der Süd vorbei und klatscht mit den Fans ab.
Matchwinner Donyell Malen klatscht mit den Fans ab

„Wer solche Spiele gewinnt, wird Meister.“ heißt es bei Fußballexperten und solchen die es sein wollen gerne. Dementsprechend kann die Saison dann an dieser Stelle beendet werden, die Schale nächste Woche in Bochum an Emre Can überreicht werden. Das ist zwar schade für den VfB Stuttgart, der sich noch am Nachmittag an die Tabellenspitze gesetzt hatte und im Presseraum als Geheimfavorit gehandelt wurde, aber so ist halt Fußball.

Stimmung

Bild der Südtribüne, der Stimmungskern hat die Arme erhoben.
Für ein Aufaktspiel in der Bundesliga doch recht maue Stimmung

Die Südtribüne hatte durchaus Bock. Bereits vor dem Spiel wurde es sehr laut und unzählige schwarzgelbe Fahnen gaben zusammen mit viel Konfetti zum Einlaufen ein rundum gelungenes Bild ab. Leider passte sich die Stimmung dann viel zu schnell dem schlechten Spiel an, garniert mit einigen Pfiffen zur Halbzeit. Eventuell sollte der ein oder andere an dieser Stelle seine Erwartungen mal etwas überprüfen.

Auch der Gästeblock war gut aufgelegt und zeigte sich über das gesamte Spiel sehr sangesfreudig. Große Pöbeleien blieben aus, das war aber bei der Fanfreundschaft auch zu erwarten.

Apropos Fanfreundschaft: Auch, wenn es durchaus mal angenehm ist, dass vor dem Stadion alles freundschaftlich und entspannt zugeht, wenn beim Einlauf der Kölner Mannschaft zum Warmmachen im Gästeblock einzig eine große schwarzgelbe Fahne zu sehen ist, wirkt das schon etwas befremdlich.

Die Mannschaft hüpft Arm in Arm nach dem Spiel vor der Süd.
Jubel der Mannschaft nach Abpfiff vor der Südtribüne

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