Spielbericht Profis

BVB vs. VfL Wolfsburg Lammfromm

24.09.2023, 09:22 Uhr von:  Michi
Lammfromm

Die Wölfe waren am 5. Spieltag zu Gast im Westfalenstadion. Am Ende schallte der Name eines ganz bestimmten Spielers von den Rängen.

„Maaaarco Reus! Maarco Reus!“ schallte es nach dem gestrigen Spiel von der Südtribüne. Karim Adeyemi musste ein wenig nachhelfen, damit der Torschütze - und für mich man of the match - aus seiner Deckung hervorkam.

Nett finde ich sie, diese neue Geste, verdiente Spieler im Anschluss an eine gute Leistung zu feiern. Denn noch zum Halbzeitpfiff war ich skeptisch, dass es heute überhaupt etwas zu feiern gibt.

Fürth gegen den KSC - um nur eines von vielen Beispielen zu nennen - war zwei Stunden zuvor noch deutlich attraktiver anzusehen. Not gegen Elend traf es mal ganz gut und so ließ mich nur der markerschütternde Schrei der Kicker-App regelmäßig hochschrecken. 1:0 Bayern, 2:0 Bayern, 3:0 Bayern, während ich uns bloß kein 1:0 Wolfsburg wünschte. Aber wie es bei Not gegen Elend nun mal so ist, traf weder Not noch Elend annähernd das gegnerische Tor.

Die Stimmung auf der Südtribüne passte sich schnell dem Spielverlauf an

Der Gästeblock glänzte währenddessen mit gähnender Leere und so erstrahlte er in schwatzgelb, während sich der VW-Bus voller heute mal nicht beeindruckend lautstarker Gästefans in die obere Nordost-Ecke verzog. Wie würde der legendäre Andreas von Frauentausch sagen? „Ob du hier bist und nicht!“ … macht keinen Unterschied. Die Süd hingegen war hochmotiviert und faszinierte mal wieder mit einem Feingefühl, das seinesgleichen sucht.

Doch zurück zum packenden Geschehen auf dem Rasen: In meiner Nachbargemeinde findet aktuell die Wander-WM statt. Ein Begriff, über den ich mich lange amüsiert habe. Auf dem Rasen verstand ich gestern dann auch, wie solch eine WM live und in Farbe aussehen kann. In den nächsthöheren Gang schalteten alle Teilnehmer nur äußerst selten - ob es auch hier zu einer Disqualifikation führen könnte?

Froh konnten wir sein über Spieler wie Reus und Hummels, die dem Spiel zumindest ein bisschen mehr Zug nach vorne verschafften. Ideenreichtum, Schnelligkeit, Passgenauigkeit? Fehlanzeige! Es ist ganz sicher nicht meine Art, aber nach Abpfiff der ersten Halbzeit war mir nach Pfeifen, nach Backpfeifen verteilen, nach Wachrütteln zumute. Hallo? So jemand möchte noch immer Meister werden?

Endlich Startelfeinsatz fü Niclas Füllkrug

Ich zog den Mantel der Romantik schnell wieder enger zusammen und nuschelte mein „was auch immer geschieht, wir lieben dich sowieso“ weiter vor mich hin. Der Stachel der letzten Saison saß noch immer tief und mein unbändiger „jetzt erst recht“ Wille starb gestern ein weiteres Stückchen, etwa genauso schnell wie er gekommen war.

Mit Beginn der zweiten Halbzeit schien der Elektrolyte-Cocktail dann zu wirken, den Lämmern schienen endlich Hörner gegen die Wölfe zu wachsen. Mit der 63. Minute wurde endlich auch Edin aktiv und wechselt Doniell Malen für Gittens ein. Längst überfällig und ich stellte mir kurz die Frage, was einer wie Malen überhaupt auf der Bank zu suchen hatte. Aber wir wollten ja nicht mehr so viel meckern. Love, Peace and Harmony.

Nach 68 Minuten und tatsächlich einigen versuchten Torschüssen rettete Marco Reus den Ballspielverein dann endlich endlich vor der nächsten drohenden Misere. Nicht außer Acht zu lassen hierbei: Julian Brandt, der schon vorher einige Male scheiterte. An der Navigation zum Tor, einem Grashalm, seinen eigenen Füßen. Aber egal. Dat Dingen is endlich drin und dat is auch gut so.

1:0. Prima. Durchatmen.
1:0. Prima. Durchatmen. Hey, das war ein Scherz! Dass man nach dem verdienten (?) Treffer also tatsächlich wieder einen Gang herunter schaltete, ließ mich zu meiner eigenen Beruhigung mehr als einmal tief durchschnaufen. Unser Trainer heißt ja nicht mehr Thomas Tuchel, der jetzt zwei Vetrteidiger eingewechselt hätte, sondern hoffentlich noch eine ganze Zeit lang Edin Terzic.

Und so wechselte dieser eine viertel Stunde vor Schluss keinen Verteidiger ein, sondern einen Stürmer. Haller löste Füllkrug ab, der auf der Bank Platz nahm und sich fröhlich seine gelb umwickelten Werder Bremen Schienbeinschoner richtete. Ich staunte nicht schlecht, war aber auch schnell froh, dass sie grün und nicht blau waren. Im Interview im Anschluss erklärte er sich mit den Worten „wozu wegschmeißen? Die sind doch noch gut!“ Die Grünen und die Grünen von der Weser freut‘s, Ende gut, alles gut.

Denn auf dem Platz geschah nichts Nennenswertes mehr und so konnte man sich nach diesem Sieg - und allen Unentschieden zuvor - zumindest mit „5 von 5 Spielen unbesiegt“ brüsten.

Unentschieden in Bochum, während München sie mit 7:0 vom Platz fegt. Wir werden Meister, ganz sicher…

Jubel nach Abpfiff vor der Südtribüne

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