Warmlaufen

A Trip Down Memory Lane – Zu Gast bei Man City

13.09.2022, 23:09 Uhr von:  Ida
Frontansicht des Etihad Stadiums. Eine Glasfassade in der Mitte, darüber der Schriftzug "Manchester City Football Club" und ein weiterer Rang. Flankiert links und rechts von kegelförmigen Auffahrten für Autos.

Denke ich an Auswärtsspiele gegen Man City, denke ich vor allem an Schokoriegel verteilende Polizisten, an unglückliche Last-Minute-Treffer, an ein „Ihr macht unser'n Sport kaputt“ und insgesamt an die wohl schönste Fanzeit meines Lebens.

Klar, man könnte jetzt natürlich auch an einen Erling Haaland und eine Wechselsumme irgendwo jenseits der absurden 60 Millionen Euro denken. Oder an wechselwillige Abwehrspieler. Oder an zwei Niederlagen im Viertelfinale 2021. Aber euphorisiert von der letzten Champions League Partie gegen Kopenhagen, erinnere ich mich doch lieber an einen Tag vor nahezu genau 10 Jahren.

Unser erstes Auswärtsspiel in der Gruppenphase 2012/13 führte uns in die alte Arbeiterstadt Manchester: viel grau in grau, viel Industrie, unglaublich hässlich – das ist Manchester auf den ersten Blick. Aber das Britpopherz in mir schlägt beim Gedanken an Manchester grundsätzlich schon wesentlich schneller und auf den zweiten Blick versprüht eben jene graue Arbeiterstatt einen unglaublichen Charme, der auch mein Fußballherz schnell erobert hat.

Mehrere Dutzend BVB-Fans treffen sich am Piccadilly Garden, man steht zusammen und trinkt etwas.
Treffen am Picadilly Garden

Irgendwann im Laufe des 3. Oktobers 2012 erreichten wir unser Ziel mit dem Bus, nachdem wir vorher den Weg über London genommen hatten. In den Lokalen vor Ort wurde man alsbald ausführlichst von den ansässigen Man United Fans daran erinnert, wie man das Spiel an diesem Tag zu absolvieren hatte- als wäre das nicht eh schon klar gewesen. Denn wie viel Lust die Schwarzgelben auf dieses Spiel hatten, wurde nachmittags am Treffpunkt Piccadilly Garden offensichtlich: tausende von angereisten Fans versammelten sich vor Ort, um den Weg zum Stadion gemeinsam anzutreten. Mit dabei? Viel gute Laune, laute Gesänge und ein Fußball. Letzterer wurde den gesamten Marsch über immer wieder querbeet von lautem Johlen, Grölen und Anfeuern begleitet, quer über den Fanmarsch hinweg geschossen. Die eskortierende und durchaus entspannte Polizei ließ den Mob zunächst gewähren. Als der Ball dann jedoch irgendwann einmal zu häufig in einen der nicht sonderlich schönen englischen Vorgärten flog, wurde es einer Polizistin zu bunt und sie packte den Ball ein. Unter lauten Pfiffen und einem donnernden „Ihr macht unser'n Sport kaputt“ ging es weiter und erst als ein netter Officer die gute Frau ein paar Minuten lang freundlich bearbeitet hat, warf sie den Ball schulterzuckend und unter großem Applaus zurück in die Meute.

Der Fanmarsch 2012: Im Vordergrund Polizeikräfte und ein Mannschaftswagen, durch eine Unterführung sieht man die BVB-Fans, die ersten Reihen strecken die Arme in die Höhe und klatschen.
Der Fanmarsch 2012

Ich erinnere mich nicht mehr an alle Einzelheiten aus dem Stadion. Ich weiß, dass wir einen grandiosen Support hingelegt haben. Ich weiß, dass unser Ballspielverein ein großartiges Spiel mit einem Haufen verschenkter Chancen dargeboten hat. Ich weiß, dass wir nach 90 Minuten alle fassungslos auf den Spielstand geguckt haben und uns nicht erklären konnten, wo dieser Elfmeter und am Ende dieses Tor für Man City plötzlich hergekommen sind. Und zu allem Überfluss schüttete es nach dem Spiel auch noch aus Eimern. Zum Trost gab es für einige dafür Schokolade von den netten Polizisten auf den Pferden. Nach anderen Erfahrungen im spanischen Ausland, war der Trip nach Manchester diesbezüglich eine absolute Wohltat als Erfahrung.

Eskalation von BVB-Fans im Gästeblock des Etihad Stadiums nach dem 0:1.
Eskalation im Gästeblock nach dem 0:1

Wir alle wissen, wie die Champions League-Saison weiter verlaufen ist. Am Ende hat es nicht sein sollen mit dem großen Triumph. Trotzdem denke ich immer wieder gerne an die Zeit zurück, als man euphorisiert halb Europa bereiste, als man als Studentin viel zu viel Geld ausgegeben hat, um die viel zu teuren Flüge, die gefühlt eine Minute nach der Auslosung plötzlich zehnmal so teuer waren, zu bezahlen. Als man Spiel um Spiel für sich behaupten konnte und so großartige Momente wie Malaga und Madrid erleben durfte. Das vergangene Champions League Heimspiel gegen Kopenhagen hat euphorisiert. Und genau da müssen wir wieder anknüpfen. Vergesst Leipzig. Vergesst (zumindest kurz einmal) die Blauen. Heute heißt es Manchester City Einhalt zu gewähren, einem Haaland zu trotzen und das bestmöglichste Ergebnis einzufahren. Auf geht's, Ballspielverein!

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