Velkommen til københavn
Das letzte Spiel der Gruppenphase in der Champions League steht an. Mit Kopenhagen zudem ein seltenes und nicht unattraktives Ziel. Ohne Ultras und sportliche Ambitionen startet unsere Reise in den Norden.
Die Wege sind länger geworden, seit wir ins Salzburger Land gezogen sind. Sehr viel länger. 1450km für ein Champions League Spiel ohne Stimmung und ohne sportliche Ambitionen stehen dieses Mal auf dem Urlaubsantrag. Aber uns ist ja bekanntlich kein Weg zu weit und wir folgen dir, egal wohin es geht. Also Abfahrt.
Und so geht es Montagnacht von Wien nach Kopenhagen, genauer gesagt in den Vorort Brøndby, wo man sich als Dortmunder nun mal sicherer fühlt als im Rest der Stadt.
Dennoch wagen wir uns bis zum Spiel das ein oder andere Mal aus unserer Komfortzone, um unter anderem das Halloweenfest ( und die Food hall) im Tivoli, einem Movie Park Verschnitt, nicht zu verpassen. Bisher äußerst nett, diese Dänen. Und ihr smørrebrød und cider erst.
Inmitten von Fahrrädern, Wahlkampfentscheidungen auf Christiansborg und Schichtwechseln der Leibgarde der Königsfamilie also dieses Spiel.
Borussia Dortmund gegen den FC Kopenhagen. Letzterer nunmal bekannt als Feind der Freunde, also auch unser Feind.
Beim Hinspiel haben beide Seiten aus oben genannten Gründen in jeglicher Form mächtig Eindruck hinterlassen, weniger auf als neben dem Platz. Denn wann stand die Südtribüne zuletzt so in Flammen wie bei diesem Spiel? Irgendwie auch merkwürdig, beim Spiel gegen den Freundesfeind mehr Aufriss zu machen als gegen die eigenen Feinde. Denn davon gibt es genug. Aber nun gut.
Heute Abend aber wird auf und neben dem Platz vermutlich deutlich weniger geschehen, geht es doch nur noch um die goldene Ananas und das Streben nach möglichst wenig Verletzten und für die Ultras u.a. um Proteste gegen personalisierte Tickets.
Und darum werden wir heute Abend allein auf weiter Flur sein. Ich und ein paar andere, die „halt schon gebucht hatten“. Lassen wir es auf uns zukommen, es gibt uninteressantere Gegner abseits des Platzes als Kopenhagen.
Bleibt wachsam, bis heute Abend!
Ganz unter dem Motto „Machen wir das Beste draus und überleben hoffentlich alle“ nehmen wir nach vielen, vielen Sicherheitsvorkehrungen und lustig dialektgetränkten BVB Gesängen einer Liveband in heißen, lauten , stinkenden Irish Pubs endlich unseren Platz in der Masse ein. Der Mob hat Bock und so sieht man glücklicherweise doch das ein oder andere bekannte Gesicht.
Was nun folgt, ist an Kuriosität nur schwer zu überbieten. Die Polizei bittet um Formation zum Fanmarsch durch die Stadt. Ja äh? Ein wildes Gewusel folgt. Zwischen Polizei und erster Reihe etwa 5 Meter Platz. Die Polizei winkt nach vorne. Tja. Wer ist nun der ersten Reihe würdig, sollte Kopenhagen doch Spaß an Krawall und Remmidemmi haben? Und wo sind eigentlich diese Ultras, wenn man sie mal braucht? Einige wenige, mit der Situation halbwegs unglückliche, bekannte Gesichter übernehmen.
Strammen Schrittes geht es nun in Richtung Fußballsonderzug und ohne weitere Ereignisse, hier und da ein bisschen Singsang, in Richtung Gästeblock.
Nach einer Abtast-Kontrolle, die ihresgleichen sucht und so manchen Frauenarzt neidisch gemacht hätte, stehen wir alsbald im Block. Man, hätte man hier eine geile Show abziehen können. Zumal Kopenhagen schon fleißig seine Fähnchen für die tribünenübergreifende Choreo schwenkt. Und dann auch eine beeindruckende Show und Lautstärke liefert. Wo sind eigentlich diese Ultras, wenn man sie mal braucht?
Das Spiel beginnt recht ereignislos, bis Dortmund in der 23. Minute durch Hazard in Führung geht. Der Stimmung der Kopenhagener tut das keinen Abbruch - sie liefern championsleaguereif, das muss man ihnen trotz aller Ablehnung lassen. Wenn ich jetzt noch sage, dass die Choreo fast so hübsch ist, wie die der Blauen, scheint Bierdusche 7 von 35 am heutigen Tage zumindest an dieser Stelle gerechtfertigt.
Um nicht völlig sang und klanglos unterzugehen, singt sich ein kleiner motivierter Teil des Gästeblocks langsam aber sicher ein. Es gibt einfacheres, so ohne Megaphon, Trommel und Menschen mit Plan. Ein mutiger Mensch wagt es, scheitert jedoch an den vielen unbekannten Gesichtern, die vermutlich immer noch auf der Suche nach dem aufgedruckten Platz auf ihrer Eintrittskarte sind. Wo sind eigentlich diese Ultras, wenn man sie mal braucht?
Immerhin gelingt zwischenzeitlich ein einigermaßen gleichmäßiges Hüpf - „wir lieben Borussia Dortmund“ und auch ein zeitversetzt Aufspring -„Erste Runde Krankenschein…“
Kurz vor Ende der ersten Halbzeit gleicht Kopenhagen dann aus und sein Sitzplatzpöbelpublikum erwacht zum Leben. In mancher Situation fühlt man sich anhand von Gestik und Mimik kurz nach Bochum zurückversetzt.
Und das war’s auch schon. Das Spiel plätschert vor sich hin, Kobel und Hummels machen nach mal wieder bockstarker Halbzeit des Schweizers Feierabend für heute und der Block passt sich selbigen an. Zum Glück geht es ja um nichts mehr. Anders wäre dieses Elend nicht zu ertragen gewesen. Da kann man Edin nur wünschen, dass er in der Winterpause die Kurve kriegt. Kriegt, nicht kratzt! Meinen Segen hast du, Jung‘.
Wer sich für weitere Details zum Spiel Geschehen interessiert, kann diese gerne in den bekannten Fußballmagazinen nachlesen. Aber ich sag’s euch gleich: verschwendet eure Zeit mit etwas Sinnvollerem.
Nach Abpfiff hat die Mannschaft dann auch leider keine Zeit mehr für Kontakt mit den Fans. Bitte, gern geschehen. Danke für nichts. Auf Wiedersehen.
Bis Samstag in alter Frische, zum Glück wieder vollzählig, gegen ähnlich motivierte Ruhrpottasis.