Slava Ukraine
In einem Benefizspiel verliert Borussia Dortmund gegen Dynamo Kyiv, aber das Ergebnis spielt keine Rolle.
Schon mehr als zwei Monate dauert der verbrecherische Krieg in der Ukraine. Als ich vom Überfall von Russland auf die Ukraine mitbekommen habe, war ich schon auf dem Weg nach Glasgow bzw. noch in Sheffield. Die nächsten Tage waren für mich nicht so toll, ich konnte wirklich schlecht schlafen und meine Gedanken kreisten um die Menschen aus der Ukraine. Ich bin in Russland geboren und mit 15 Jahren zusammen mit meinen Eltern nach Deutschland umgezogen. Dass es Menschen gibt, die in Deutschland leben und dennoch Russland, Putin und den Krieg unterstützen, ist für mich unbegreiflich. Wie kommt man überhaupt auf so ein Idee? Ok, viele konsumieren fast ausschließlich „alternative“ Medien und mit diesen Menschen zu diskutieren bringt wenig bis gar nichts. Aber wie kann man so empathielos sein, wenn man die Bilder und Videos aus Butscha, Mariupol und vielen anderen Orten in der Ukraine sieht?
Für mich war es von Anfang an klar, dass nur Putin, seine Regierung, seine Armee, seine Umgebung und seine Oligarchen an dem Krieg Schuld sind – niemand sonst.
Deswegen war ich sehr froh als der BVB sich schon in den ersten Tagen deutlich gegen den Krieg ausgesprochen und Hilfsaktionen für die Menschen in der Ukraine organisiert hat. Es war ein richtiges und wichtiges Zeichen. Die Aktionen mit dem Trikot und den Bändchen waren auch sehr schön. Das Land und die Menschen dort brauchen das Geld. Wir können denen gemeinsam helfen. Als der BVB vor ein paar Wochen angekündigt hat, dass man ein Freundschaftsspiel gegen dynamo Kyiv veranstalten würde, war mir klar, dass ich da hingehen würde. Mit ein paar Freund:innen haben wir uns dann die Tickets für das Spiel besorgt. Schön war natürlich, dass der Reinerlös aus dem Spiel gespendet wird und vor allem, dass die Menschen mit der ukrainischen Staatsangehörigkeit kostenlos ins Stadion durften. Schon auf dem Weg ins Westfalenstadion merkte man, dass es ein (im positiven Sinne) anderes Spiel sein wird. In der S- und U-Bahn waren gefühlt nur Menschen mit ukrainischen Fahnen zu sehen. Mit einigen Leuten kam ich auch ins Gespräch und musste sie leider darüber aufklären, dass die Tickets gedruckt werden müssen. Das hat viele sehr überrascht. Die gingen davon aus, dass die mit einem Onlineticket selbstverständlich ins Stadion reinkommen und konnten überhaupt nicht nachvollziehen, warum man die Tickets drucken muss. Daran sollte der BVB arbeiten. Es sieht aber so aus, als dass man „bald“ dieses „Problem“ gelöst haben wird und man mit einem Handyticket ins Stadion gelangen kann. Nach der Rücksprache mit den Fanbeauftragten brachte ich die Menschen, die keine gedruckte Tickets hatten, zur Clearinsstelle, wo denen geholfen wurde.
An den Eingängen vor dem Stadion war es, wenig überraschend, ziemlich voll. Einerseits lag es daran, dass bei einem Spiel, das um 18 Uhr angepfiffen wird, viele Leute erst kurz vor dem Spielbeginn kommen, andererseits waren ganz viele Fans da, die zum ersten Mal im Westfalenstadion waren und nicht wussten, wie man sich anstellt. Es sah auch so aus, dass viele Fans erst nach dem Anpfiff (der schon um ein paar Minuten nach hinten verschoben wurde) auf ihren Plätzen waren. Die Borussia hat das Spiel 2:3 verloren, die „Stars“ haben sogar 30-45 spielen dürfen, aber man hat schon gesehen, dass die nicht Vollgas geben. Das ist auch verständlich, kein Spieler will das Risiko eingehen und sich verletzen. In der zweiten Halbzeit als viele U-19 und U-23 Spieler auf dem Rasen standen, hat man zum Teil gesehen, dass die Jungs etwas Bock haben. Es war schön, dass Moukoko endlich etwas Spielpraxis bekam, allerdings hatte dieser vor dem nur wenig Glück und erzielte dementsprechend kein Tor. Bynoe-Gittens und Tom Rothe trafen für den BVB.
Im Stadion waren immer wieder Dynamo- und Ukraine-Gesänge zu hören. Ob im Stadion oder davor hat man ganz viele Menschen russisch reden gehört. Nur Mal als Erinnerung, Putin und die anderen Verbrecher behaupten immer wieder, dass einer der Gründe, warum Russland die Ukraine angegriffen hat, war die Benachteiligung der russischsprachigen Bevölkerung. Zeigt erneut, dass die russische Regierung und die Medien nur Lügen verbreiten. Würde die russischsprachige Bevölkerung sonst mit den ukrainischen Fahnen ins Stadion gehen und eine ukrainische Mannschaft unterstützen?
35.000 Fans kamen insgesamt ins Westfalenstadion und 400.000 Euro wurden für die Ukraine gesammelt. Das ist schon eine schöne Summe, die den Menschen im Land helfen wird. Nach dem Spiel als ich dann Richtung U-Bahn gelaufen bin, hat es mich schon sehr gefreut durch die Menschenmengen zu laufen, viele freudige Gesichter zu sehen und die Menschen russisch sprechen hören.
Man kann nur hoffen, dass die russischen Truppen die Ukraine bald wieder verlassen, der Krieg zu Ende ist.
Слава Україні! Героям слава!