Spielbericht Profis

Ein Osterfeuerwerk und ein bisschen Eierschaukeln

16.04.2022, 20:05 Uhr von:  Nadja
Das Westfalenstadion von der Süd aus, in der Feldmitte liegt das BVB-Banner und im Vordergrund sieht man einige Fahnen, im Hintergrund die Pylonen und der strahlend blaue Himmel.
Sommer, Sonne, Stadion

Sie hätten kaum unterschiedlicher sein können, meine ersten beiden Besuche im Westfalenstadion seit Ausbruch der Pandemie.

War das Heimspiel vor zwei Wochen gegen die Dosen noch nass, kalt, deprimierend und perfekt zum abgewöhnen jegwelcher Begeisterung für den Fußball im Allgemeinen und diese Mannschaft von Borussia Dortmund im Speziellen, zeigte heute nicht nur das Wetter ein komplett anderes Gesicht.

Samstag, Sonne, 15:30, Westfalenstadion - die Voraussetzungen waren wahrlich perfekt! Statt mich in die U-Bahn zu quetschen, in der Hoffnung etwas Wärme meiner direkten Nachbarn abzubekommen, wie vorletzten Samstag, hat mich die Sonne beim Aussteigen am Hauptbahnhof nach draußen gezogen - ich musste einfach zu Fuß gehen. Nach einem gemütlichen Spaziergang durch die Innenstadt und die Hohe Straße, näherte ich mich dem Stadion. Die von der Sonne beleuchteten Pylonen des Stadions zeigten sich durch die Blüten des Frühlings (das ist keine Poesie, das war so!) und verstärkten meine Vorfreude. Also schnell rein in den Block, auf die gewohnten Plätze. Letztes Mal war die Stimmung anfangs natürlich noch etwas besser, nach über zweijähriger Abstinenz, doch auch heute zeigte sich das Stadion in guter Laune und der Einlauf der Mannschaft wurde trotz der eher mauen Verabschiedung im letzten Heimspiel fast schon euphorisch gefeiert.

Im Hintergrund schwach zu sehen ein Pylon des Stadions, davor die Blüten eines Baumes
Die von der Sonne beleuchteten Pylonen des Stadions zeigten sich durch die Blüten des Frühlings

Das Spiel war erst mal gar nicht so viel anders, als das letzte Heimspiel. Wir hatten größtenteils die Kontrolle, doch der Gegner hatte auch schon relativ früh eine gefährliche Chance. Jedoch rettete Kobel diesmal großartig und es blieb beim 0:0. Die Mannschaft brauchte eine Weile, um auf Touren zu kommen und - das sind Geschichten, die nur der Fußball schreibtTM - ausgerechnet Debutant Tom Rothe schoss den BVB nach einer schönen Flanke in Führung. Bei der Mannschaftsaufstellung wurde er noch mit „Äh? Hä? Wer?“ aufgerufen, beim zweiten Versuch hatte das Stadion den Namen dann drin und damit es auch so blieb, ließ Nobby uns das auch noch zweimal wiederholen - der verdiente Sonderapplaus für ein wirklich gelungenes Debut!

Die Anzeigetafel von der Süd aufgenommen, nur der Name „Tom Alexander Rothe“ und die Nummer 36 stehen auf der Tafel.
Das Bild fehlt ihm noch, aber das Tor hat er schon.

Jetzt ging die Party erst richtig los. Zum ersten Mal in gefühlt Jahrzehnten klang erst ein herzhaftes „Hinsetzen! Hinsetzen!“ von der Süd und dann ein total ausrastendes „Ballspielverein Borussia aus Dortmund“ hinterher. Nach so langer Zeit brauchte das mit dem hinsetzen ne Weile und der Optimist in mir meinte schon „Jetzt macht endlich, bevor das 1:1 fällt!“ und tatsächlich waren wir kaum am hüpfen, als das zweite Tor fiel. Es fiel allerdings wieder vor der Süd (ja, die Wolfsburger hatten die Seitenwahl gewonnen - aber Karma is a bitch!), diesmal war es Axel Witsel.

Also nochmal von vorne, alle hinsetzen, aber wirklich alle. Es sitzen noch nicht alle. Jetzt aber. Ballspielverein Borussia - und wieder Tor! Jetzt war es Akanji, der in unsere Feierei hinein traf. Wolfsburg war in 4 Minuten abgefrühstückt. Und das schöne war, dass die Mannschaft jetzt auch wirklich komplett auseinander brach. Noch einmal hinsetzen auf der Süd, doch diesmal konnten wir das Lied tatsächlich fertig singen. Das nächste Tor fiel erst 6 Minuten später. Mein ironisches Klatschen über Cans Schüsschen blieb mir im Handgelenk stecken, als der Wolfsburger Torhüter, wohl in Anlehnung an die schönsten Orte in Wolfsburg, die Bahnschranke machte. Sein Gesicht in der Wiederholung, das „Scheisse, das war meiner“ auf die Stirn tätowiert hatte, war schmerzhaft anzusehen und fast hätte er mir leid getan. Zum Glück hab ich rechtzeitig bemerkt, dass er ja nicht für Wolfsburg spielen müsste und es ging wieder.

Die Anzeigetafel wiederum von der Süd aus aufgenommen, mit dem 5:0 nach 40 Minuten.
Nach 40 Minuten war der Drops gelutscht.

Fehlt noch Örling Brautzilla Superstar. Ja, der spielte auch und bis zu diesem Zeitpunkt auch ziemlich unauffällig (einmal hatte er sich im Strafraum schön durchgesetzt, doch die Mitspieler hatten keinen Bock das mit einem Tor zu belohnen), doch wenn der Gegner schon mal zum Schießbudenschiessen aufruft, dann darf natürlich auch Gulliver, der Riese auf Reise, nicht fehlen. Das Tor war dann allerdings von der Marke „den hätte meine Oma auch gemacht“, das 5:0 gehörte Vorbereiter Reus.

Und wieder war das Heimspiel zur Halbzeit entschieden, diesmal allerdings sehr zur Freude des Westfalenstadions. Es wurde in die Pause hinein weitergefeiert. Fußball kann so Spass machen! KANN!

Die zweite Halbzeit ist dann viel schneller erzählt, ein weiteres Tor von Haaland kurz nach der Pause (sehr sehenswert), ein Bock von Pongracic (sehr absehbar) und der Rest war vorosterliches Eierschaukeln zur Melodie vom BVB-Walzer, ironischen „Wer wird deutscher Meister?“-Gesängen und einem herrlich langen leise-laut Borussia Dortmund BVB in Dauerschleife. Dann wurde Jesus eingewechselt und alle wunderten sich über seine vorgezogene Auferstehung.

Es war einfach ein Tag zum Feiern, von Anfang bis Ende. Da konnte man glatt vergessen, dass am nächsten Spieltag die Bayern warten und die sowieso nicht vorhandene Spannung in der Liga wohl noch etwas weniger spannend werden wird. Bis dann aber allen frohe Ostertage und fröhliches Eierschaukeln!

Statistik

Der Trainer herzigt seinen Kapitän nach Abpfiff

Bor. Dortmund: Kobel – Can, Akanji (65. Pongracic), Zagadou – Witsel (78. Reinier), Bellingham – Wolf (88. Semic), Reus, Brandt (65. Moukoko), Rothe (88. Bynoe-Gittens) – Haaland
VfL Wolfsburg: Casteels – Lacroix (44. Mbabu), Bornauw, Brooks – Baku, Schlager (62. Vranckx), Arnold, Gerhardt – Wind (82. Bialek), Kruse (46. Roussillon), – L. Nmecha (62. F. Nmecha)

Tore: 1:0 Rothe (24., Ecke Brandt), 2:0 Witsel (26., Haaland), 3:0 Akanji (28., Freistoß Reus), 4:0 Can (34.), 5:0 Haaland (38., Reus), 6:0 Haaland (54., Brandt), 6:1 Baku (81.)

Schiedsrichter: Schröder (Hannover)

Gelbe Karten: – Baku, Gerhardt
Zuschauer: 79.200

Die Welle nach Abpfiff vor der Südtribüne

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