Sextourismus in Wuppertal
Der nächste Heimsieg in Wuppertal: Im Duell gegen den formstarken SC Verl behält unsere U23 Nerven wie Punkte und vergrößert seinen Vorsprung auf die Abstiegsplätze. Unser Spielbericht:
Es scheint langsam zu laufen bei der U23. Nach dem äußerst holprigen Saisonstart, inklusive Einmietung im Tabellenkeller, ging es in den letzten Partien stetig aufwärts. Fünf Spiele ungeschlagen, so die Quote vor der Begegnung mit dem SC Verl. Die letzten drei Spiele ohne Gegentor, davor der Achtungserfolg gegen 1860. Seit der unglücklichen Niederlage gegen Oldenburg rollt die Maschinerie.
Doch auch die Gäste (Gäste der Gäste?) kommen nicht ganz außer Form nach Wuppertal. Sechsmal ohne Niederlage, davon viermal gewonnen, Tabellenplatz 09.
Und apropos Wuppertal: Das urige Stadion am Zoo mit der Wildblumenwiese auf der Gegengeraden scheint uns durchaus zu liegen. Kein Wunder, schließlich feierte man an ebendieser Stelle vor rund eineinhalb Jahren den Aufstieg in die dritte Liga. Und auch in der allerjüngsten Vergangenheit sah man hier nicht so schlecht aus: Beim ersten „Heimspiel“ in Wuppertal besiegte man den MSV Duisburg durchaus überzeugend mit 2:0 und verließ durch diesen Sieg die Abstiegsränge. Keine allzu schlechten Vorzeichen also.
Im Vergleich zum Sieg in Meppen veränderte Christian Preußer seine Elf auf drei Positionen. Für Michel (Bank), Coulibaly (in Frankfurt) und Dams (unpässlich) rückten Suver, Finnsson und Ercan in die Startelf. Für Letzteren bedeutete das übrigens den ersten Startelfeinsatz in der dritten Liga. Glückwunsch an dieser Stelle!
Der zuletzt verletzte Unbehaun war wieder fit, weilte aber ebenfalls in Frankfurt, sodass Lotka wieder den Platz zwischen den Pfosten einnahm. Davor wurde die Dreierkette aus Suver, Pfanne und Finnsson platziert, welche in dieser Konstellation ein Novum darstellte, ebenso wie die Zentrale in Form von Özkan, Ercan und Pohlmann. Ansonsten – Bueno links, Pasalic rechts, vorne das doppelte B mit Broschinski und Bornemann.
Erste Halbzeit
Beide Mannschaften starteten eher gemäßigt ins Spiel. Klassisches Abtasten in den ersten 10 Minuten, keiner machte so richtig Dampf. Und dann war es auch erstmal der SC Verl, der ein bisschen früher das Gaspedal fand und sich leichtes Übergewicht erarbeiten konnte. In Minute 14 brannte es auch mal kurz lichterloh im Strafraum, doch der Ball konnte von Lotka noch irgendwie von der Linie gekratzt werden. Immerhin: Scheinbar hatte es diesen Weckruf gebraucht, denn im Anschluss legten auch unsere Amateure einen Zahn zu. Nur – So richtig zwingend wollte es immer noch nicht werden.
Auch wenn sich die Jungs in der Offensive in den vergangenen Spielen um einiges verbessert haben – das Fehlen einer Strafraumkante von der Qualität eines Tigges‘ oder Finks merkt man halt dann doch. So ging die ein oder andere Hereingabe eher gen Tor- oder Seitenaus, als in die schmerzhaften Regionen.
Verl machte es da auf der anderen Seite fast besser, doch gemäß des schwarz-weißen „Sextouristen“-Banners im Gästeblock gab es nach der Verler Ecke nur Latte. Immerhin mehr, als man von unseren Standards behaupten kann. Da knistert es schließlich meist nicht mal.
Insgesamt war die erste Halbzeit aber doch eher zähe Kost. Für Taktikfüchse und Leute, die es sein wollen, sicherlich nicht uninteressant. Möglicherweise wurde die Wahrnehmung aber auch durch den Gästeblock getrübt, wo die große Schar der Verler (Immerhin mehr als Hoffenheim auswärts, also schätzungsweise 30 Leute) eher für Fremdscham als für Stimmung sorgte. Immerhin hatte man nach einer halben Stunde schon zum dritten Mal „BVB-Hurensöhne“ intoniert, wurde dabei aber irgendwann von zwei bis drei möglicherweise leicht angetrunkenen BVB-Anhängern niedergebrüllt. (Und wehe, ich höre noch einmal das Argument, dass durch die Zweitbesetzung Einnahmen verloren gehen. Schafft die beschissenen Parallelansetzungen ab, dann bringen auch wir unsere Fans mit. Mehr als Verl schaffen wir auf jeden Fall.)
Zweite Halbzeit
Die Mannschaften waren noch gar nicht so richtig aus der Kabine, da drang Pohlmann auch schon in den Strafraum ein (hihi) und flutschte wie eingeölt durch die Verler Defensive. Die Ablage für Broschinski kam genau richtig und unser einstiger Königstransfer vollendete eiskalt. 1:0 in Minute 46, der perfekte Einstieg in die zweite Hälfte und für Broschinski der dritte Treffer im dritten Spiel in Folge.
Verl besann sich anschließend eher auf rustikalere Werte und holzte ein ums andere Mal zünftig dazwischen. Zweimal gab es für den BVB hierbei durchaus aussichtsreiche Freistoßpositionen, die man leider nicht für sich zu nutzen wusste.
Eine richtig dicke Chance auf das 2:0 und den Doppelpack für Broschinski gab es noch in Minute 66. Er und Njinmah mit Ball am Fuß waren quasi 2 gegen 0 auf dem Weg zum Fünfer, doch der Querpass erfolgte eine Spur zu lasch, sodass Paetow noch so eben dazwischen grätschen konnte.
Da sich aber auch die Gäste nicht verstecken wollten, entwickelte sich im weiteren Verlauf ein durchaus rasantes Spiel. Pfanne avancierte mal wieder zum großen Aufräumer und entschärfte ein ums andere Mal. Wahnsinns Defensivleistung vom Kapitän heute mal wieder.
Aber auch seine Nebenmänner wussten durchaus zu überzeugen. Suver scheint allmählich anzukommen und Finnssons Entwicklung ist sowieso der Wahnsinn. Zwar musste der Isländer heute bereits zu 56. Minute akut gelb-rot-gefährdet entschärft werden, nachdem er diverse Verler und irgendwo dazwischen auch mal Aday Ercan umgehauen hatte, doch auch sein Ersatz Bjarne Pudel erledigte seine Aufgabe mit Bravour. Gerade bei ihm hoffen wir natürlich zugunsten des Amateurfunks auf viele weitere Einsätze.
Kurz vor Schluss schepperte es dann nochmal im wahrsten Sinne des Wortes, als der ebenfalls eingewechselte Elongo-Yombo die Kugel mit handgemessenen 300km/h an den Pfosten setzte. Das sollte allerdings nicht seine letzte auffällige Szene gewesen sein: In der 91. Minute wurde er nach einer Auseinandersetzung mit Wolfram mit gelb-rot vom Platz geschickt, das ganze zehn Minuten nach seiner Einwechslung. Dieser Szene ging ein Freistoß von Verl voraus, in dessen Folge unser Schlussmann mit Ekzekwem (glaube ich) aneinandergeriet und augenscheinlich eine auf die Mütze bekommen hatte, was einen mittelgroßen Ausraster nach sich zog. 10/10 für die dramaturgische Darbietung und den Einsatz, auch wenn dieser aufgrund der Szene mit Elongo-Yombo leider nicht ausreichend gewürdigt wurde. Aber sei es drum, Lotka hatte auch so mal wieder einen super Auftritt hingelegt und darf sich einen großen Anteil am Sieg auf die Fahne schreiben.
Ansonsten passierte nicht mehr viel, auch die Überzahl verhalf den Gästen in den letzten Minuten der Nachspielzeit nicht zum Ausgleich. Somit konnte der BVB II den dritten Sieg in Folge einfahren, hielt viermal in Folge die Null und ist auch ansonsten am Geilsten. Schön!
Fazit und Ausblick
Nachdem die Lage vor wenigen Wochen noch ziemlich düster ausgesehen hatte und die – mitunter durchaus berechtigte – Kritik an Preußer immer lauter geworden war, scheinen Mannschaft und Trainer nun auf dem richtigen Weg zu sein. Klar, das ist noch kein Zauberfußball, kein Maaßen’sches Spektakel, aber die Defensive wirkt absolut sattelfest und die Ergebnisse stimmen. Darauf kann man doch aufbauen.
Nun steht man recht komfortabel auf dem elften Tabellenplatz und geht mit soliden 18 Punkten in die kommende Englische Woche. Elversberg, Viktoria Köln und Erzgebirge Aue warten noch, dann steht erstmal die verlängerte Winterpause an. Eigentlich schade, wo man doch gerade so gut im Takt ist…
Statistik
BVB II: Lotka - Pfanne, Suver, Finnsson (56. Pudel) – Pasalic (81. Elongo-Yombo), Özkan, Ercan (56. Michel), Bueno, Pohlmann (81. Gürpüz) – Bornemann (56. Njinmah), Broschinski
SC Verl: Thiede - Ochojski, Paetow, Mikic, Stöcker - Sapina, Corboz, Baack - Wolfram, Sessa, Akono
Tor: 0:1 Broschinski (46.)
Zuschauer: 502 Zuschauer im Stadion am Zoo