Haste Scheiße am Fuß...
...haste Scheiße am Fuß. Die U23 kann gegen den VfB Oldenburg ihre Überlegenheit nicht nutzen und geht durch Zietarskis späten Treffer erneut leer aus.
Ausgangslage
Quo vadis, BVB? Nach sieben Spieltagen steht der BVBII mit 04 Punkten und insgesamt drei geschossenen Toren auf dem vorletzten Rang der Drittligatabelle. Torgefahr sucht man oft vergeblich, im Aufbau scheinen die Ideen zu fehlen. Bislang konnte keiner der Neuzugänge überzeugen.
Nun geht es also gegen Oldenburg, ein Aufsteiger, der zu diesem Zeitpunkt acht Punkte gesammelt hat und damit besser dasteht, also viele vor Saisonstart angenommen hatten. Die U23 – und besonders die Personalie Christian Preußer – ist nach der von viel Pech gespickten Niederlage in Dresden unter Zugzwang. Eigentlich muss man hier gewinnen.
Die Umstände zwangen Preußer zu einigen Wechseln: Suver musste seine Gelb-Rot-Sperre absitzen, Coulibaly und Njinmah waren mit der Ersten nach Leipzig gereist. Vor allem Njinmah leider ein Spieler, der zuletzt wenigstens etwas Torgefahr ausstrahlen konnte. Unbekannt ist, warum Kamara nicht im Kader stand, möglicherweise war sein 90-Minütiger Einsatz in der Youth League am Dienstag der Hintergrund. Dazu rotierte Aning wieder aus der Startelf.
Insgesamt war die Startelf von Preußer an einigen Stellen durchaus unkonventionell. Vor Unbehaun startete man mit einer Dreierkette aus Pfanne, Dams und Finnsson. Davor bildeten Papadopulos und Eberwein die Doppelsechs, die Flügelpositionen wurden von Pasalic und Elongo-Yombo besetzt. Im Sturm erhielten Tattermusch und Braaf das Vertrauen, hinter ihnen sollte Michel die Strippen ziehen.
Erste Halbzeit
Der BVB startet in den ersten Minuten als kontrollierende Mannschaft, agierte jedoch insgesamt noch zu brav, um wirklich gefährlich zu werden. Eine gewisse Unsicherheit war den Jungs durchaus anzumerken.
Nach rund fünf Minuten kam man das erste Mal durch einen Freistoß aus dem Halbfeld vor das Tor. Vorausgegangen war dieser Szene ein Foul an Papadopoulos, der im Laufduell die Hand eines Oldenburgers ins Gesicht bekommen hatte. Gefährlich wurde die Situation dann allerdings eher für unser Tor, denn nach dem zu kurz geratenen Standard setzten die Gäste zum Konter an. Unbehaun kam aus seinem Kasten und klärte die Situation kurz vor dem 16er.
Weiterhin stand Oldenburg recht tief, die Mittellinie war hier die magische Grenze, um ins Pressing zu gehen. Die Gäste nutzen aber immer wieder die Fehler im Dortmunder Aufbau, um sich in Richtung Unbehaun zu bewegen, konnten allerdings kaum gefährlich werden.
Eine gute Chance für den BVB gab es in Minute 20 nach einer stark geschossenen Ecke von Pasalic. Zuerst verpasste Tattermusch jedoch knapp den Kopfball, dann blieb der Nachschuss von Michel am Bein eines Oldenburgers hängen.
Nur wenig später befand man sich schon wieder im Angriff, Elongo-Yombo schoss flach aufs linke Eck, Oldenburgs Schlussmann Boevink tauchte rechtzeitig ab und hielt die Kugel. Man hatte allerdings das Gefühl, dass der BVB zunehmend besser ins Spiel kam und sich der kritischen Situation durchaus bewusst war.
Schlussendlich dauerte es dann aber doch nur 30 Minuten. Manfred Starke stand plötzlich völlig frei vor dem Tor und konnte Unbehaun locker überlupfen. Der Verdacht auf Handspiel stand im Raum, das Tor zählte jedoch, Protest von unserer Abwehr blieb auch aus. Somit war die gute erste halbe Stunde schon wieder zunichte gemacht. Exemplarisch für diese Phase der kurz darauffolgende Pass von Michel in die dunkle Gasse, an deren Ende allerdings weder die gelbe Wand noch ein BVB-Stürmer, sondern nur Torhüter Boevink wartete. Das Gegentor hatte dem Spielaufbau unserer Amas jegliche Struktur genommen.
In Minute 41. gab es Proteste, als Braaf an der rechten Strafraumkante zu Fall kam. Sowohl er als auch Papadopulos forderten vehement Elfmeter, letzterer schlitterte dabei haarscharf an einer gelben Karte vorbei. Es sollte die einzige Szene mit „Torgefahr“ im weiteren Verlauf der ersten Halbzeit bleiben.
Zweite Halbzeit
Dafür startete man nach der Pause mit ordentlich Schwung. Schon kurz nach Wiederanpfiff schlenzte Elongo-Yombo den Ball aus halblinker Position Richtung Tor, setzte ihn jedoch knapp rechts vorbei – das wäre unhaltbar gewesen.
Und dann ging es plötzlich ganz schnell: Mitten in unsere Diskussion über den weiteren Verbleib von Christian Preußer bekam Pasalic nach einem schnell ausgeführten Papadopoulos-Freistoß den Ball, fasste sich am rechten Strafraumeck ein Herz und brachte den Ball mit einem Flachschuss endlich, endlich im langen Eck unter (52.).
Auf einmal schien der Knoten geplatzt: Braaf setzte einen Ball an den Pfosten, nur eine knappe Minute später ließ der Oldenburger Torhüter einen Distanzschuss von Michel – mal wieder – nach vorne abprallen, Tattermusch kam jedoch einen halben Schritt zu spät. Gleichzeitig öffnete auch der Himmel alle Schleusen und verpasste dem Spiel eine zünftige Wasserschlachten-Atmosphäre. Eine Schlacht, die der BVB durchaus annahm: In den ersten 15 Minuten nach Wiederanpfiff ging es fast nur in eine Richtung. Leider schaffte man es nicht, einen weiteren Treffer zu erzielen, was ob Boevinks mitunter fast schon slapstickhafter Unfähigkeit noch frustrierender war, als ohnehin schon.
Hier zeigte sich auch, dass das etwas unkonventionelle defensive Mittelfeld aus Papadopoulos und Eberwein durchaus keine schlechte Idee gewesen war. Während Letzterer mit seiner kämpferischen Einstellung punkten konnte, fand vor allem Papdopoulos in dieser Phase immer besser in seine Rolle und war ein häufiger Aktivposten.
Natürlich konnte man das Tempo nicht unendlich derart halten – nach rund 20 Minuten wurde sich das Spiel wieder etwas ausgeglichener und fand nun vorwiegend zwischen den beiden Strafräumen statt – mit Übergewicht auf Seiten des BVB.
Aber es ist nun mal leider so – haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß. In Minute 88. gab es nach einer Oldenburger Ecke ein bisschen Chaos im Dortmunder Strafraum, man konnte nicht klären, Pfanne versuchte noch zu retten, was nicht mehr zu retten war und dann stand es plötzlich 1:2. Erneut ein Standard, der uns zum Verhängnis wurde.
Im Anschluss warf man noch einmal alles nach vorne – sechs Minuten Nachspielzeit gab es oben drauf, durchaus also genug Zeit, noch etwas zu reißen. Eineinhalb Mal kam man sogar noch gefährlich vor den Kasten, für einen Treffer reichte es jedoch nicht mehr. Zwei Chancen genügten den Oldenburgern hier für den Sieg.
So endet die Zeit im Westfalenstadion mit der traurigen Bilanz von vier Punkten. Nur gegen Halle und Essen hatte man im großen Stadion punkten können.
Ausblick
Und jetzt? Eigentlich könnte dieses Spiel durchaus Anlass zur Hoffnung geben, schließlich war man eigentlich die überlegene Mannschaft. Die Ansätze waren also da – allerdings: wie viel zählt das gegen einen Gegner wie Oldenburg, der vor Ligastart eigentlich als das neue Havelse verunkt wurde und als Abstiegskandidat Nummer eins in die Saison ging? Und was bringt dir die spielerische Überlegenheit, wenn der Gegner am Ende einfach effektiver ist?
Und dann ist da ja noch die Sache mit dem Stadion. Ob der beschissenen Bilanz ist sicher niemand traurig, dass es heute das letzte Spiel der U23 im Westfalenstadion war. Nur weiß man immer noch nicht, wo man in drei Wochen, wenn 1860 zu Gast ist, denn Spielen wird. Wir dürfen also in vielerlei Hinsicht gespannt sein…
Statistik
BVB II: Unbehaun - Pfanne, Dams, Finnsson - Pasalic, Papadopoulos, Eberwein, Elongo-Yombo, Michel - Tattermusch, Braaf
VfB Oldenburg: Boevink - Ndure, L. Deichmann, Steurer, Plautz - Zietarski, Starke, Krasniqi, Brand, Badjie - Wegner Tor:
Tore: 0:1 Starke (30.), 1:1 Pasalic (52.), 1:2 Zietarski (89.)
2.256 Zuschauer im Westfalenstadion