Das (vorerst) letzte aller Derbys?!
Am morgigen Samstag ist es mal wieder so weit: in der Stadt „Ihr-wisst-schon-wo" steigt „die Mutter aller Derbys". Unsere Autorin hat zur Einstimmung tief in der schwarz-gelben Erinnerungskiste gegraben, um uns alle auf das womöglich „letzte aller Derbys" einzustimmen.
Samstag, 18:30 Uhr. Wir erwarten bestes Fußball-Wetter und in „Ihr-wisst-schon-wo" steigt das für Viele wichtigste Spiel der Saison: Das Derby! Okay, ich gebe zu, dass die Voraussetzungen nicht zwingend auf ein TopSpiel mit Leckerbissen-Qualität hindeuten: beide Mannschaften präsentierten sich in ihren letzten Bundesliga-Partien plan- und ideenlos und wirkten auf mich im Spielaufbau eher lethargisch und behäbig, statt spritzig und kreativ. Dass es auch anders geht, stellte die Elf von Edin Terzic leider viel zu selten unter Beweis. Ist halt nicht immer Sevilla. Schaut man sich ausschließlich die aktuelle Tabellensituation an, sollte der Derby-Sieger jedoch klar sein. Sollte! Denn: dass der BVB in der Vergangenheit gerade mit den Kellerkindern so seine Probleme hatte, ist kein Geheimnis. Spiele gegen Köln, Düsseldorf, Augsburg und so weiter belegen dies in erschreckender Regelmäßigkeit. Und die Blauen? Die werden alles in ihrer Macht Stehende tun ( müssen), um dieses Derby zu gewinnen, es bleiben schließlich nicht mehr all zu viele Spiele um sich den blau-weißen Arsch zu retten. Doch egal wieviele Spekulationen man im Vorfeld dieses Spiels anstellt, das Derby hatte schon immer seine eigenen Gesetze und Momente.
1997 zum Beispiel:
Borussia Dortmund führt in der 89.Minute mit 2:1 im Heimderby. Es gibt einen Eckball. Einen Eckball den es niemals hätte geben dürfen - eine folgenschwere Fehlentscheidung von Schiedsrichter Jürgen Jansen. Der blaue Keeper Jens Lehmann stürmt aus seinem Tor mit nach vorne und köpft den Ball zum 2:2 Ausgleich in die Maschen.
Oder auch 2007:
Dortmund steht nach einer schlechten Saison auf dem siebten Tabellenplatz und möchte seine Chancen auf den (Achtung, Nostalgiefaktor!) UI-Cup wahren, während die Mannschaft aus „Ihr-wisst-schon-wo" zwei Spieltage vor Saisonende als Spitzenreiter nach Dortmund kommt und bei einem Derbysieg und gleichzeitigen Patzern der Titelkonkurrenten (damals Bremen und Stuttgart) ausgerechnet beim Erzrivalen Deutscher Meister werden könnte. Die Ausgangslage scheint klar. Doch es kommt – (Fußball-) Gott sei Dank – anders. In der letzten Minute vor der Halbzeit erzielt Alexander Frei das 1:0 und die blauen Titelträume geraten ins Wanken. Endgültig zerstört werden sie von Ebi Smolarek, der in der 85. Minute zum 2:0 Endergebnis einnetzt. Ich sehe ihn noch heute auf dem Zaun vor der ekstatischen Südtribüne salutieren.
Das schwärzeste aller Derbys
Wenn ich über besondere Derbymomente nachdenke, fallen mir noch so einige ein. Ich denke dabei an Spiele, bei denen selbst die Spieler vor lauter Nebel nichts sehen konnten (1966), an beißende Schäferhunde (1969), an die Rückkehr eines Verräters (Andreas Möller, 2000)und an unglaubliche Aufholjagden auf beiden Seiten (3:3 2008, 4:4 2017). Ich denke an glühende und rauchende Fanblöcke, an Derbymärsche und „Betretungsverbote".
Bei all den Irrungen und Wirrungen, die sich um das Revierderby ranken, war es ja schon fast Slapstick, dass die Zeit der Geisterspiele 2020 für uns ausgerechnet mit dem Derby begann. Seitdem fehlt dem Derby alles! Es fehlen Schlachtgesänge in der U-Bahn, Pöbelein, von Polizisten bewacht Wege zum Stadion und, allem voran, die Stimmung auf den Rängen. Ja, die letzten beiden Rivalenkämpfe gewann der BVB klar und deutlich, aber sind wir ehrlich, keiner dieser beiden Siege hat sich wirklich wie ein Derby- Sieg angefühlt. Ein Derby ohne Fans ist eben nur ein halbes Derby. Ohne uns fehlt dem Derby seine Seele. Umso trauriger ist es, dass wir dieses vermutlich vorerst „letzte aller Derbys" nicht im Stadion zelebrieren können.
Aber: Hochmut kommt vor dem Fall!
Daher gilt es für unsere Borussia gegen den S03+1 an die Leistung vom Mittwoch (gegen Sevilla) anzuknüpfen und die „Blauen“ mit einer weiteren Derbyniederlage in die zweite Liga zu schicken.
Er ist nahe, der Tag „als der FC Schalke starb“