Hey Jude, don't let me down
Der Star ist die Mannschaft, sagt man so schön, und ich bin eine große Verfechterin dieser These. Dennoch passiert es natürlich immer mal wieder, dass man einen Spieler ganz besonders mag. Der erste dieser Art war für mich Stephane Chapuisat. Er ist der Grund, weshalb ich hier bin. Er hat, so könnte man sagen, mein ganzes Leben verändert.
Ok, das ist vielleicht etwas dramatisch, aber er hat mich zum BVB gebracht, wodurch eine ganze Menge anderer Dinge in meinem Leben passiert sind. Gute Dinge. Gute Freunde, eine gute Beziehung. Ein gutes Leben. Keiner wird jemals an Chappi rankommen.
Doch ich hatte einige "Ersatz-Chappis" in meiner Fankarriere. Ebi Smolarek, die Verkörperung der neuen Bescheidenheit, die damals in Dortmund herrschte, war der erste. Und natürlich die 2011-er mit Pischu, Schmelle, Manni, Nuri, Kuba und Neven, die für immer einen großen Platz in meinem Herzen eingenommen haben mit ihrem Einsatz, ihrer Leidenschaft und ihrer menschlichen Art (wenn auch jeder auf eine andere Art und Weise). Sie werden für immer meine Helden sein, denn niemand von uns - davon bin ich überzeugt - wird jemals wieder ein neues 2011 erleben. Der Fußball ist dafür viel zu dreckig geworden.
Doch es gibt selbst in diesen Corona-bedingten dunklen Zeiten, die den Fußball noch etwas weiter von seiner Basis weggeführt haben, als er ohnehin schon war, Lichtblicke. Und einer dieser Lichtblicke ist auf so vielen Ebenen Jude Bellingham.
Bei seiner Verpflichtung hat es mich nicht aus dem Sitz gehauen: eines der besten Talente auf seiner Position ist als Attribut in Dortmund (wahnwitzig, das zu schreiben) mittlerweile nun mal nicht mehr der ganz große Aufreger und wurde von Dembele bis Sancho, von Haaland bis Reyna einfach so oft gehört, dass ich das eher zur Kenntnis genommen habe. Wie die meisten anderen davon, hat auch Bellingham ziemlich schnell auf dem Platz gezeigt, dass er den Ruf nicht zu unrecht genießt. Er ist ein beeindruckender Fußballer. Doch es gibt etwas, was ihn unterscheidet, denn im Gegensatz zu seinen Vorgängern hat er mich nicht nur auf dem Platz mitgerissen. Zugegeben, es ist beeindruckend zu sehen, dass ein 17jähriger in der Lage ist, auf dem Platz Verantwortung zu übernehmen, voran zu gehen und seine Mitspieler nicht nur zu pushen, sondern sogar teilweise zu führen. Aber auch das unterscheidet ihn noch nicht großartig von seinen Mannschaftskollegen, die teilweise auch nicht viel älter sind.
Dazu kommt noch, dass er Manni-Bender-Gedächtnis-Zweikämpfe führt, was in meiner Welt einfach so viel besser ist, als jedes Tor. Wenn dieses lange Bein im Kampf um den Ball plötzlich magisch zehn Zentimeter wächst und ein verloren geglaubter Ball mit Leichtigkeit erobert wird, dann bin ich verliebt. Nach Bender ist Bellingham erst der zweite Spieler, bei dem ich dieses Phänomen beobachten konnte.
Doch was mich wirklich beeindruckt hat, noch mehr als seine Zweikämpfe, war die Reife die er als Mensch ausstrahlt. Sein Social Media Auftritt, zum Beispiel, der voll ist von Liebe für seinen Heimatverein und dessen handelnde Personen, von einem krebskranken Jungen, dessen Familie er noch immer aus der Ferne unterstützt, vom Stolz auf seinen jüngeren Bruder, vom Kampf gegen Rassismus, dessen hässlicher Fratze er leider immer wieder ausgesetzt ist. Er nennt auch das Westfalenstadion konsequent bei diesem Namen, obwohl ihm die Vereinsverantwortlichen vermutlich ans Herz gelegt haben, dies nicht zu tun.
Aber auch offline zeigt er eine ehrlich anmutende Bescheidenheit. Er zeigt auf seine Mitspieler, wenn er gefeiert wird. Er verweist auf andere, wenn Journalisten ihn groß machen möchten. Er scheint von außen ein ganz untypischer junger Fußballer zu sein. In einem Alter, in dem sich die Welt der meisten "normalen" Jugendlichen im Normalfall den ganzen Tag um das eigene Ego dreht, sind Profi-Fußballer, denen 24h am Tag der Hintern gepudert wird, im Allgemeinen noch viel schlimmer. Doch Bellingham scheint anders zu sein.
Natürlich ist da auch eine Stimme in mir, die sagt, dass man sein Fan-Herz heutzutage einfach nicht mehr an einen Profi-Fußballer verschenken sollte, denn wir sind von Götze bis Hummels schon so oft getäuscht, verarscht und letztendlich auch mit gebrochenem Herzen zurückgelassen worden, dass wir gelernt haben, keinem mehr zu trauen. Aber ein letztes Fünkchen Hoffnung ist da, dass vielleicht nicht alle so sind. Dass es ab und zu selbst in diesen Zeiten noch einen gibt, der das Herz auf dem rechten Fleck trägt und tatsächlich meint, was er sagt und tut. Einer, der nicht alles inszeniert, um seine Ich-AG oder seine Marke zu fördern. Einer wie Jude Bellingham.
Hey Jude, don't make it bad.
Take a sad sport and make it better.
Remember to let us into your heart,
Then you can start to make it better.
Hey Jude, don't be afraid.
You were made to go out and get it.
The minute you let us under your skin,
Then you begin to make it better.
And anytime you feel the pain, hey Jude, refrain,
Don't carry the world upon your shoulders.
For well you know that it's a fool who plays it cool
By making his world a little colder.
Hey Jude, don't let us down.
You have found it, now go and get it.
Remember to let us into your heart,
Then you can start to make it better.
So let it out and let it in, hey Jude, begin,
We're waiting for someone to perform with.
And don't you know that it's just you, hey Jude, you'll do,
The movement you need is on your shoulder.
Hey Jude, don't make it bad.
Take a sad sport and make it better.
Remember to let us under your skin,
Then you'll begin to make it
Better better better better better better.