Willkommen im Mittelmaß
Der Rasen im Westfalenstadion war vom Schnee befreit. Doch das, was dort in den 94 Minuten beim 2:2 gegen die TSG Hoffenheim zum Vorschein kam, war alles andere als ansehnlich und damit ist nicht der Rasen gemeint.
Nach der verdienten Niederlage gegen den SC Freiburg stand der BVB bereits mächtig unter Druck, wenn man das Ziel, einen Champions-League Platz, nicht ganz aus den Augen verlieren wollte. Unter der Woche wurde von den BVB-Verantwortlichen, allen voran vom Trainer Terzic, Tacheles gesprochen. Doch wie sehr moralische Appelle bei dieser Mannschaft diese Saison wirken, durfte schon häufig bewundert werden, nämlich gar nicht. Am Ende fand sich Marco Reus auf der Bank wieder, ansonsten blieb das BVB-Gerüst unverändert.
Auf der Gegenseite stellte TSG-Trainer Hoeneß auf vier Positionen gegenüber der 1:3 Niederlage gegen Eintracht Frankfurt um. Nach langer Verletzungspause kehrte unter anderem Pavel Kaderabek auf der rechten Abwehrseite zurück. BVB-Schreck Andrej Kramaric fehlte wegen Sprunggelenksproblemen.
1. Halbzeit
Das Spiel begann für den BVB relativ vielversprechend. In der 24. Minute brachte Sancho den BVB in Führung. Die rechte, neu besetzte Hoffenheimer Abwehrseite stand speerangelweit offen und Sancho nutzte den Platz, sprintete mit dem Ball an den Strafraum und schoss überlegt in die kurze Torecke. Die Führung war glücklich, weil Bebou zuvor nach groben Fehlern von Akanji und Hummels zwei Mal frei vor dem Tor des BVB aufgetaucht war, seine wunderbaren Gelegenheiten aber ungenutzt ließ (18., 24.). Gleiches galt auch für Erling Haaland (10.), der frei vor dem Keeper der TSG auftauchte. Den Schuss konnte Baumann per Fußabwehr so gerade noch parieren.
Sieben Minuten durfte der BVB die Führung genießen, bis nach einem einfachen Pass in die Tiefe Dabbur aus kurzer Distanz das 1:1 erzielt. Der Ausgleich zu diesem Zeitpunkt verdient, da die BVB-Abwehr erneut nicht konsequent verteidigt hat. Statt eine sportliche Reaktion zu zeigen, echauffierten sich die BVB-Spieler (zu Recht) über eine Szene, die kurz vor dem Ausgleich geschah. Kevin Voigt hatte Haaland gefoult, doch offenbar ließ sich von den Videoassistenten kein Zusammenhang zwischen den beiden Szenen feststellen, weil zwischenzeitlich etliche Pässe gespielt worden waren. Ärgerlich, weil es eine vielversprechende Freistoßposition gewesen wäre, dennoch kein Grund das Verteidigen komplett einzustellen. Am Ende ging man glücklich mit einem 1:1 in die Halbzeit.
Wir wollen einen viel aktiveren und aggressiveren Stil spielen gegen den Ball. Wir erarbeiten uns diese im Training, und ich bin zu einhundert Prozent davon überzeugt, dass man das in dieser Saison noch sehen wird.“
2. Halbzeit
Die zweite Halbzeit begann, wie die erste endete. Wer eine dominierende Heimmannschaft sehen wollte, wurde enttäuscht. Das Spiel des BVB blieb harmlos, unstrukturiert und vor allem ohne Konzept. Als in der 51 Minuten Marvin Hitz den Ball nach einer Ecke an den Kopf von Bebou faustete, von wo der Ball ins Tor sprang, hatte Hoffenheim das Spiel gedreht.
Wieder hatte sich die ganze Vielfalt der schwarz-gelben Unzulänglichkeiten gezeigt. Nach knapp einer Stunde kamen dann Moukoko, Dahoud und Reus ein- ohne Wirkung. Erneut hatte Hitz viel Mühe einen Freistoß von Rudy zu halten (68.), und Bebou vergab eine prima Chance, als er aus fünf Metern Hitz anschoss (76.) – das 1:3 wäre längst ein verdientes Ergebnis gewesen. Hätte der BVB nicht Haaland, der mit einer Einzelaktion das 2:2 schoss (81.), wäre eine weitere Heimniederlage fest besiegelt. Am Ende steht das 2:2 auf der Anzeigentafel, über das sich kein Dortmunder wirklich beklagen darf.
Wir haben in der zweiten Halbzeit wenig Ruhe in unser Spiel reinbekommen. Da waren wir etwas zu wild.
Erschreckend, welche Reaktion auf eine kritische Aufarbeitung des Spiels gegen Freiburg bei den BVB-Spielern folgt. Selbst eine 1:0 Führung konnte nicht dazu beitragen, dass eine gewisse Sicherheit beim BVB einkehrt. Immer wieder unterliefen den Profis seltsam leichtfertige Ballverluste. Die Viererkette, in der Can wie schon in Freiburg rechts verteidigte, wirkte alles andere als sicher.
So haben sie gespielt
Borussia Dortmund: Hitz – Can, Akanji, Hummels, Guerreiro – Delaney (60. Dahoud) – Reyna (60. Moukoko), Bellingham (71. Schulz) – Brandt (60. Reus), Haaland, Sancho
Hoffenheim: Baumann - Posch, Vogt, Kaderabek - Baumgartner, Samassekou, John - Rudy, Grillitsch - Bebou, Dabbur
Tore: 1:0 Sancho (24., Guerreiro), 1:1 Dabbur (31., Rudy), 1:2 Bebou (51., Rudy), 2:2 Haaland (80.)
Eckstöße: 1:7 (Halbzeit 0:3), Chancenverhältnis: 5:8 (3:3)