Warum nicht immer so? Der BVB in Sevilla
Diese Frage haben sich wohl ganz viele BVB-Fans gestellt. Krise und fehlendes Spielglück waren gestern kein Thema, sondern die fast durchgehend überzeugende Leistung der Borussen in Spanien. Dadurch hat man im Rückspiel eine gute Ausgangssituation. Nicht mehr, aber auch nicht weniger!
Wenn man die Fans von Borussia Dortmund vor dem Spiel befragt hätte,
ging es eigentlich nur um die Höhe der Niederlage. Nur ganz wenige
haben auf den BVB gesetzt. Zu schlecht waren die Kennzahlen vor dem
Spiel. Auf der einen Seite der BVB, der in der Liga den Anschluss
verloren hat und in jedem Spiel um Gegentreffer bettelte. Auf der
anderen Seite der FC Sevilla, der seit vielen Spielen kein Gegentor
kassiert hat und auch in Spanien eine Siegesserie vorzuweisen hat.
Der
BVB startete mit einer 4-3-2-1-Variante. In der Innenverteidigung kam
Morey wieder zum Einsatz, Can wechselte ins defensive Mittelfeld, wo
sich neben Bellingham auch Dahoud aufhielt. Hinter der Spitze Haaland
kamen diesmal Sancho und Reus zum Einsatz. Bei Sevilla setzte man ein
bisschen aufs Derby, denn da waren mit Rakitic und Escudero zwei
ehemalige Blaue im Einsatz.
Der BVB begann druckvoll, aber schon die erste Chance nutzten die Spanier zum Führungstreffer. Eine schnelle Seitenverlagerung und ein Luftsprung von Sancho sorgten dafür, dass Suso frei zum Schuß kam. Diesen Ball hätte Hitz wahrscheinlich gehalten, aber dadurch, dass der Ball zweimal abgefälscht wurde (schlussendlich durch Hummels), landete er im Tor. Wie immer unglücklich, aber wer fragt danach?
Doch wer erwartet hatte, dass die Dortmunder jetzt zusammenbrechen,
wurde enttäuscht. Nur vier Minuten nach dem Führungstreffer nahm
sich Mo Dahoud ein Herz und schoss einfach mal von der
Strafraumgrenze aufs Tor. 1:1! Es war übrigens der erste
Gegentreffer der Spanier nach mehr als 700 Minuten. Während sich der
gemeine BVB-Fan sich die Augen rieb (Dahoud trifft? Dortmund zeigt
eine Reaktion?), ging es bei den Borussen weiter. In der 23. Minute
ging eine Flanke von Reus an den Arm von Gomez, doch der ansonsten
gute niederländische Schiedsrichter Makkelie übersah das. Gut, dass
es einen VAR gibt. Aber auch der sah keine Veranlassung, dort
einzuschreiten. Es stellt sich mal wieder die Frage: Wofür gibt es
die eigentlich?
Aber der BVB ließ sich nicht beirren und spielte weiter. In der 27. Minute war es dann soweit. Nach einem Ballgewinn stürmten die Borussen in Person von Haaland aufs Tor zu. Dieser spielte einen Doppelpass mit Sancho und stand frei von Bono (nein, nicht der Musiker aus Irland) und machte das, was er in der Champions League ganz gut kann. Dortmund ging in Führung mit dem 17. Tor im 13. Spiel des Norwegers. Spiel gedreht. Und der BVB hatte weitere Chancen (34. Haaland, 35. Hummels), doch insgesamt wurde das Spiel ein bisschen ruhiger. Doch kurz vor der Halbzeit waren die Borussen wieder hellwach. Reus (ja, der Reus) klaute einem Spanier im Mittelfeld den Ball und der BVB-Angriff rollte mit drei Mann (Reus, Sancho und Haaland) aufs Tor von Sevilla zu. Reus spielte die Überzahl gut aus und passte auf Haaland, der keine große Mühe hatte, das 3:1 zu erzielen. Damit endete eine sehr überzeugende Halbzeit der Dortmunder (manche behaupten, es war die beste Halbzeit).
In der zweiten Hälfte musste sich was bei den Spaniern ändern.
Zuerst einmal auf dem Platz, für Rakitic kam Gudelj. Man setzt sich
in der Dortmunder Hälfte fest, aber es gab immer wieder Konter der
Borussen. Aber richtig gefährlich wurde es nicht. So wechselte in
der 60. Minute Trainer Lopetegui erneut, diesmal brachte er mit
Munir, Oliver Torres [ja, der Torres, der mal beim BVB im Gespräch
war und für einen Bruch zwischen Scouting und Trainer sorgte] und de
Jong drei neue Offensivkräfte. Dafür gingen En-Nesyri, Gomez und
Torschütze Suso runter. Der Druck der Spanier wurde stärker, aber
es sprang aus der optischen Überlegenheit auf dem Platz nichts
heraus. Zwar hatten die Dortmunder weitere Chancen, aber leider
wurden die entweder nicht richtig zu Ende gespielt oder man
scheiterte. In der 72. Minute wechselte FC Sevilla das fünfte Mal
und brachte für Jordan einen weiteren Offensiven, Oscar Rodriguez.
Nach einem Allerweltsfoul von Hummels, der dafür Gelb sah (warum?),
wurde es mal wieder brenzlig im Dortmunder Strafraum. Der Freistoß
der Spanier knallte an den linken Pfosten und prallte Hitz an die
Hand. In den letzten Wochen wäre es wohl der Anschlusstreffer
gewesen, aber diesmal trudelte er am Tor vorbei, bevor er dann
endgültig geklärt wurde. Aber das war wohl der Hinweis für Terzic,
der in der 76. Minute seinen ersten Wechsel vornahm. Für Guerreiro
brauchte er die defensivere Option auf Außen, Felix Passlack. In der
80. Minute gab es einen weiteren Konter der Borussen, aber das
Zuspiel von Morey auf Haaland klappte nicht. Es folgte der zweite
Wechsel der Dortmunder. Für den überzeugenden Reus brachte Terzic
Offensivkraft Julian Brandt, der gleich einen Seitfallzieher vor dem
Tor der Spanier versuchte. Der Ball geht aber vorbei.
Und es kam wie so häufig. Freistoß am Strafraum der Dortmunder. Der
Ball war ewig in der Luft, doch weder Can, der nur Begleitschutz von
de Jong war, als auch Hitz gingen nicht richtig zum Ball und es stand
nur noch 3:2. Der Druck von Sevilla nahm zu, doch der nächste
Freistoß der Spanier ging drüber. Aber auch die Entlastung klappte
nicht so gut. Nach einem Foul von Rodriguez an Sancho an der
Dortmunder Bank kam es zu einer Rudelbildung. Da kassierten die
Spanier ihre erste (!) gelbe Karte. Es folgte die dritte und letzte
Auswechselung von Terzic. Für den starken Dahoud wollte er die
Abwehr verstärken und brachte den gerade genesenen Meunier ins
Spiel.
In
der Nachspielzeit hatte Sancho noch die Chance zum 4:2, doch er
schoss knapp vorbei. Und Dortmund machte es dann ganz souverän und
brachte den Vorsprung über die Zeit. Damit hat man für das
Rückspiel gute Aussichten.
Aber das interessiert jetzt erst einmal keinen mehr. Ab jetzt zählt nur eins: Das Derby am Samstag in GE! Wenn man nur halb so gut spielt wie gestern, dann sollte man den Tabellenletzten der Bundesliga klar beherrschen. Aber leider reden wir vom BVB. Daher muss man abwarten, ob man wie so häufig nach einem guten Spiel in alte Verhaltensmuster zurückspringt oder das Spiel in Spanien wirklich ein Aufbruchsignal war (manche glauben schon, dass liegt nur an der Verpflichtung von Rose). Man wird sehen…
Die Statistik:
FC Sevilla: Bono - Jesus Navas, Kounde, Diego Carlos, Escudero - Jordan (72. Rodriguez), Fernando, Rakitic (46. Gudelj) - Suso (60. De Jong), En-Nesyri (60. Munir), Gomez (60. Torres)
Borussia Dortmund: Hitz - Can, Hummels, Akanji – Morey, Bellingham, Dahoud (89. Meunier), Guerreiro (76. Passlack) – Sancho, Haaland, Reus (80. Brandt)
Tore: 1-0 Suso 7. / Rechtsschuss (Fernando), 1-1 Mahmoud Dahoud 19. / Rechtsschuss (Erling Håland), 1-2 Erling Håland 27. / Linksschuss (Jadon Sancho), 1-3 Erling Håland 43. / Linksschuss (Marco Reus), 2-3 Luuk de Jong 84. / Rechtsschuss (Óscar)
Eckstöße: 5:3 (Halbzeit 2:3), Chancenverhältnis: 3:7 (1:5)
Schiedsrichter: Makkelie (Niederlande), Gelbe Karten: Oscar – Hummels, Haaland
Zuschauer: keine, Wetter: klar, ca. 17 Grad