Haaland gegen alle - Dortmund zittert sich ins Viertelfinale
Was für ein Krampf. Mit mehr Glück als Verstand geht es für Dortmund eine Runde weiter. Unser Spielbericht zum Kick:
An diesem Dienstag Abend stand für Borussia Dortmund die gefürchtete dritte Runde des DFB-Pokals an. Es galt das Trauma zu besiegen, welches Schwarz-Gelb seit 2018 verfolgte. Seit dem Aus in der dritten Runde gegen den FC Bayern (1:2) kam Dortmund nicht mehr über diese magische Zahl hinweg. 2019, gegen den SV Werder Bremen (5:7 n.E), kam das Aus ebenfalls in der dritten Runde. Ein Jahr später mussten erneut die Pokalhoffnungen begraben werden. Wieder nach einem Spiel gegen Bremen (2:3) und, wie sollte es anders sein, wieder nach der dritten Runde.
Dies sollte nun also geändert werden und das, obwohl die Zeichen dafür nicht wirklich gut standen. Trotz dessen, dass Dortmund zuletzt nach längerer Durststrecke endlich wieder einen Sieg einfahren konnte, sind die Probleme noch lange nicht ausgemerzt. Zu einer Wackelabwehr gesellt sich eine Offensive die teils so einfallslos und fahrig agiert, dass einem fast die Worte ausgehen. Vom verlernten Elfmeterschießen fangen wir erst gar nicht anzusprechen.
Dazu kamen noch einige Ausfälle. Beim BVB fehlten verletzungsbedingt natürlich Marcel Schmelzer und Axel Witsel. Aber auch Thorgan Hazard (Muskelfaserriss), Dan-Axel Zagadou (Muskelfaserriss), Thomas Meunier (Entzündung im Knie), Mats Hummels (Knieprobleme) und Roman Bürki (Schulterverletzung) fielen aus.
Durch den Ausfall von Bürki rückte natürlich Marwin Hitz, wie zuletzt gegen Augsburg, wieder in das Dortmunder Tor. Und auch sonst wechselte Edin Terzic gut durch. Guerreiro, Reus und Reyna musstet auf der Bank Platz nehmen. Für sie rückten Can, Schulz und Bellingham in die Startelf. Auch Piszczek durfte von Anfang an ran.
Erste Halbzeit
Dortmund startete gut in diese erste Halbzeit und holte nach fünf Minuten die erste Ecke raus. Sancho brachte sie von links in den Paderborner Strafraum, wo Akanji zum Kopfball hochstieg, den Ball aber nicht optimal erwischte und Collins noch den Körper zwischen Ball und Tor bekam. Die nächste Ecke für den BVB war dann erfolgreicher. Wieder brachte Sancho die Ecke in den Strafraum. Der Ball landete bei Haaland, der versuchte Volley aufs Tor zu schießen. Leider traf er nur einen Paderborner von dem der Ball zu Bellingham abprallte. Bellingham köpfte ihn in Richtung Delaney und Piszczek, die sich aber gegenseitig beim Schießen behinderten. Und wenn zwei sich streiten freut sich bekanntlich der Dritte. Can nahm sich ein Herz und zog einfach mal ab. Unhaltbar landete der Ball im Paderborner Tor. 1:0 für den BVB nach sechs Minuten.
Und Dortmund drückte weiter. Nur drei Minuten später sprintete Haaland alleine auf das gegnerische Tor zu. Zingerle kam heraus und warf sich Haaland in den Weg, die Kugel landete beim nachgerückten Schulz, der rum schulzte und den Ball weit über das Tor beförderte.
In der 16 Spielminute traf Jadon Sancho dann zum hochverdienten 2:0. Nach einem langen Schlag von Hitz landete der Ball in der gegnerischen Hälfte bei Brandt, der verlängerte schlau mit dem Kopf auf Haaland. Der Norweger schaltete schnell und leitete die Kugel sofort weiter zum durchstartenden Sancho, der Hünemeier und Zingerle schlau ausspielte und zum 2:0 einschob.
Eine leicht strittige Szene gab es dann in der 21 Spielminute. Haaland wurde im Strafraum von Hünemeier und Ananou in die Zange genommen und dann auch zu Fall gebracht. Schiedsrichter Stieler stand direkt daneben und ließ weiter spielen. Das war zwar keine krasse Fehlentscheidung, aber man hätte sich trotzdem ruhig über einen möglichen Strafstoß unterhalten können.
Marwin Hitz konnte sich dann in der 25 Minute zum ersten Mal richtig auszeichnen. Antwi-Adjei ließ Akanji eiskalt stehen und passte rüber zu Srbeny. Der zog wenige Meter vor Hitz ab, der ließ sich jedoch nicht aus der Ruhe bringen und parierte ganz stark. Paderborn kam jetzt besser in das Spiel rein und forderte nun die Dortmunder Abwehr mehr. Zeitweise spielten sie den sogar in der eigenen Hälfte fest.
Can spielte in der 37 Spielminute mal kurz Paderborns besten Stürmer als er eine Flanke von Antwi-Adjei beinahe ins eigene Tor lenkte. Die nachfolgende Ecke brachte für den SCP zum Glück nichts ein. Es dauerte bis zur 40 Minute ehe Dortmund den nächsten wirklich gefährlichen Angriff landete. Über Haaland landete der Ball bei Delaney im Strafraum. Dem rutschte der Schuss aber etwas über den Schlappen, sodass die Kugel neben dem Kasten landete.
Nach den ersten 45 Minuten lag der BVB doch recht verdient in Führung. Paderborn verschlief die Anfangsphase und dann zogen sie ihre Angriffe nicht konsequent genug durch. Bei Dortmund mangelte es noch etwas am Zielen, aber ingesamt war der Auftritt in dieser ersten Hälfte doch gelungen.
Zweite Halbzeit
Dortmund musste zur zweiten Halbzeit verletzungsbedingt auswechseln. Für Morey kam Felix Passlack ins Spiel.
Der BVB kam gut aus der Kabine. Schon in der 46 Spielminute holte Dortmund die nächste Ecke raus. Sancho brachte sie, dieses Mal von rechts, in den Paderborner Strafraum wo Piszczek den Ball artistisch mit der Hacke in Richtung Zingerle brachte. Hübsch anzusehen aber leider ziemlich ineffektiv.
Nach dieser ersten guten Minute kam dann aber nicht mehr viel von Dortmund. Paderborn hatte dann die dickste Möglichkeit. In der 57 Spielminute zeigte sich Dortmunds altbekannte Standardschwäche. Ungerechterweise bekommt Paderborn einen Freistoß etwa 35 Meter vor dem Dortmunder Tor zugesprochen. Führich, der von Dortmund an Paderborn ausgeliehen ist, schoss den Freistoß an allen Dortmundern vorbei in den Strafraum. Dort landete der Ball bei Srbeny, der davon aber so überrascht war, dass er diese Chance nicht nutzte und neben das Tor schoss.
Kapp zehn Minuten später gab es dann mal wieder ein Lebenszeichen vom BVB. Antwi-Adjei konnte sich links am Strafraum nicht durchsetzen und Dortmund versuchte zu kontern. Sancho trieb das Leder nach vorne und versuchte Haaland zu schicken. Der etwas missglückte Pass erreichte den Norweger aber nicht, sondern landete in Hünemeiers Füßen. Rechts wäre Reyna völlig frei und die bessere Anspielstation für Sancho gewesen.
Paderborn schoss dann in der 79 Minute den absolut verdienten Anschlusstreffer. Antwi-Adjei passte den Ball von der linken Seite in den Dortmunder Strafraum. Dort klärte Passlack ungünstig in die Mitte direkt auf Justvan. Der nutzte seine Möglichkeit und schob das Leder zum 2:1 ein. Dortmund schwamm. Und das lag nicht nur an den Regenstürzen. Immer mehr unnötige Ballverluste und unausgereifte Aktionen reihten sich aneinander. Paderborn kontrollierte in der letzten halben Stunde das Spiel und hatte mehr Chancen als Dortmund.
Und in der Nachspielzeit übertraf sich Dortmund dann mal wieder selbst. Passlack versuchte den Ball aus dem eigenen Strafraum zu klären und foulte dann nicht sehr schlau einen Paderborner Spieler. Stieler ließ zuerst weiter spielen und Dortmund konterte Paderborn aus. Haaland dribbelte alleine auf Zingerle zu und versenkte die Kugel zur gedachten 3:1 Führung ins Netz. Doch der Jubel sollte nicht zu lange wären. Paderborn reklamierte auf ein Foulspiel und Stieler sah sich die Szene nochmal am Bildschirm an. Am Ende entschied er dann auf Strafstoß für Paderborn und demzufolge auch auf Aberkennung von Haalands Tor. Owusu übernahm dann den Elfmeter und schoss ihn unten ins rechte Eck. Hitz war in die andere Ecke unterwegs.
Erste Hälfte der Verlängerung
In der 95. Spielminute zählte dann dieses Mal das Tor von Erling Haaland. Haaland startete nach einem tollen Pass von Delaney durch und sprintete auf das Paderborner Tor zu. Eiskalt brachte er den Ball im Tor unter und erntete sogar ein anerkanntes Nicken vom Paderborner Trainer dafür. Doch mit dem Jubel sollte es noch etwas dauern. Tobias Stieler bekam eine Meldung aus Köln, wo fünf Minuten lang mit dem Millimeterband ein mögliches Abseits ausgeschlossen wurde, bevor er das Tor schließlich gab. 3:2 für den BVB.
Sieben Minuten später lässt Haaland seinen zweiten Treffer liegen. Can hatte den Norweger erneut mit einem Steilpass in Position gebracht, doch diesmal schlenzte Haaland den Ball knapp am linken Pfosten vorbei. Dortmund versuchte ein bisschen das Ende der zweiten Halbzeit wieder gutzumachen und haute alles nach vorne.
Zweite Hälfte der Verlängerung
Paderborn hatte sich noch nicht aufgegeben und drückte weiter. Den Dortmundern gingen so langsam die Kräfte aus.
Eine riesige Chance von Guerreiro, in der 113 Spielminute, wurde gerade noch so von Hünemeier geblockt. Der BVB ging auf dem Zahnfleisch, aber trotzdem riss Haaland einen Sprint nach dem Anderen ab. Erling Haaland gegen alle. So kann man es zusammenfassen. Vorne und hinten da um Dortmund zu retten.
Nach zwei Paderborner Ecken in den letzten Spielsekunden war es dann endlich vorbei. Mit mehr Glück als Verstand steht der BVB im Pokal-Viertelfinale. Haaland sei Dank. Was für eine Partie.
Statistik
Aufstellung Borussia Dortmund: Hitz - Morey (45' Passlack), Akanji, Can, Piszczek - Morey, Delaney, Bellingham (74' Dahoud), Schulz (90' Guerreiro) -Sancho (115' Reus), Haaland, Brandt (65' Reyna)
Aufstellung SC Paderborn: Zingerle - Ananou, Hünemeier, Schonlau, Collins - Schallenberg (88' Owusu), Thalhammer (69' Justvan), Führich (105' Heller), Srbeny (69' Terrazzio), Antwi-Adjei - Michel (24' Ingelsson)
Tore: Can (6'), Sancho (16'), Justvan (79')
Karten: Ingelsson (51' gelb), Delaney (77' gelb), Antwi-Adjei (104' gelb), Dahoud (120' gelb)
Ausblick
Die Auslosung für das Viertelfinale im DFB Pokal findet am Sonntag, den 07.02.21, statt. Anschauen könnt ihr euch das ganze wie gewohnt in der ARD Sportschau ab etwa 18.30h. Die Viertelfinals werden am 02.03.21 und am 03.03.21 ausgetragen.