Dank MONSTER Haaland und EFFECTiver Spielweise zum Sieg
Nach Spielende wirkte der Trainer der Leipziger ordentlich angefressen. Statt der möglichen neun Punkte Vorsprung auf den BVB waren es jetzt nur noch mickrige drei. Durch die Niederlage der Bayern in Gladbach wäre gar die Tabellenführung möglich gewesen. Die Leipziger hatten sich in den letzten Monaten zu einer „Heimmacht“ entwickelt. Seit zehn Spielen in Folge waren die Leipziger zuhause ungeschlagen. Hinzu kommt, dass die Defensive der Leipziger aktuell das Nonplusultra in der Bundesliga darstellt. Nur neun Gegentore in 14 Spielen kassiert zu haben, ist erstmal eine Bank. Kein Wunder also, dass Nagelsmann vor dem Spiel eine hohe Erwartungshaltung auf einen Sieg hatte. Inwiefern man im Vorfeld auf einer Pressekonferenz der schreibenden Gilde in die Notizbücher diktieren muss, dass man fest mit einem Sieg rechnet, um es vor Spielanapfiff dann zu revidieren, steht auf einem anderen Blatt. Auf der anderen Seite versteht sich Nagelsmann als fairer Verlierer, der nach Spielschluss von einer verdienten Niederlage spricht. Auch keine Selbstverständlichkeit in der heutigen Zeit. Feststeht, dass Nagelsmann den BVB nicht ausreichend studiert hatte, sonst hätte er gewusst, dass der BVB seine schwächsten Spiele gegen die „vermeintlichen Außenseiter“ bestritten hat. Gegen die „Spitzenmannschaften“ zeigte sich der BVB stets von seiner Sonnenseite.
Der BVB musste nach dem hart umkämpften 2:0 Zittersieg gegen den VFL Wolfsburg in Leipzig nachlegen, um nicht den Anschluss and die Spitze zu verlieren. Auf Dortmunder Seite übte man sich im Vorfeld gar in Bescheidenheit und äußerte großes Lob für das Marketingprodukt aus Leipzig. Der Plan, den Gegner in Sicherheit zu wiegen, ging am Ende voll auf.
Edin Terzic ließ die gleichen Spieler beginnen, die auch bereits beim Spiel Wolfsburg in der Startelf standen. Die taktische Ausrichtung 4-2-3-1 blieb ebenfalls bestehen. Von Beginn an wurden die Dortmunder Spieler von den selbstbewussten Leipzigern gefordert. Druckvoll, laufstark und aggressiv präsentierten sich die Leipziger. Doch der BVB hielt von Beginn an konsequent und konzentriert dagegen. Aggressiv ging man in die Zweikämpfe und verteidigte gemeinsam gegen die ersten Angriffswellen der Leipziger. Mit jeder verstrichenen Spielminute gewinnt der BVB mehr und mehr Selbstbewusstsein. Es entwickelte sich ein Spiel, dass geprägt war von spannenden Zweikämpfen und taktischem Agieren. Torraumszenen hingegen waren Fehlanzeige. Der BVB spielte dennoch eine seiner besten Halbzeiten in dieser Saison. Zwar war das BVB-Spiel in der ersten Halbzeit auch geprägt von vielen Fehlpässen, die der offensiven und aggressiven Herangehensweise der Leipziger geschuldet waren. Dennoch überzeugten die Schwatzgelben durch ihre Einstellung und ihr geschlossenes Auftreten als Mannschaft. Das Spiel des BVB ändert sich mit der Auswechslung von Axel Witsel und der Hereinnahme von Emre Can in der 30. Minute. Zuvor war Witsel mit dem Fuß im Rasen hängen geblieben. Die ersten Diagnosen ließen nichts Gutes Vermuten. Can fügte sich sofort nahtlos in das BVB-Spiel ein, wirkte noch einen Tick aggressiver als der verletzte Witsel und brachte durch seine Pässe mehr Tiefe in das Spiel. Am Ende der ersten Halbzeit hatte Leipzig zwar mehr Ballbesitz, konnte mit diesem aber auch nicht wirklich etwas anfangen. So wurde die BVB-Abwehr vor keine größeren Herausforderungen gestellt.
Der BVB brauchte keine fünf Minuten in der zweiten Halbzeit, um erste Ausrufezeichen zu setzen. Hummels treibt aus dem Mittelfeld den Ball nach vorne, setzt Sancho gezielt ein, dieser steckt den Ball auf Reus durch, der aus spitzem Winkel frei zum Schuss kommt. Doch Gulacsi pariert zur Ecke. Bei dem darauffolgenden Eckball kommt Can frei zum Kopfball und köpft knapp über das Tor. Der BVB ist von nun an die Ton angebende Mannschaft. Neben der körperlichen Robustheit haben die Dortmunder nun ihre Freude an der Offensive wiedergefunden. Das 1:0 durch Sancho in der 55. Minute hatte sich angedeutet. Nach einem schnell ausgeführten Einwurf kombinieren sich Reus und Haaland schnell an den gegnerischen Strafraum, in dem Sancho bereitsteht, um den Ball aus kurzer Distanz ins Tor zu schießen. Die Führung war zu diesem Zeitpunkt verdient. Wer jetzt auf eine Reaktion der Leipziger gewartet hat, wurde enttäuscht. Erst in der 67. Minute meldete sich Leipzig mit einem Pfostentreffer zu Wort. Viel mehr ließen die fleißigen Dortmunder nicht zu. Mit dem 2:0 in der 71. Minute war die Vorentscheidung gefallen. Nachdem Haaland sich gegen fünf Gegenspieler durchsetzte, landete der Ball nach einer feinen Hereingabe von Sancho auf dem Kopf von Haaland, der aus kurzer Distanz am zweiten Pfosten eiskalt einnickt. 12 Minuten später ist es erneut Haaland, der den Spielstand auf 3:0 erhöht. Nach einem großartigen Pass von Reus steht der Norweger frei vor Gulacsi, umkurvt diesen und schiebt trocken den Ball in das Tor. „Zu Null“ war die Ansage von der Außenlinie. Doch der eingewechselte Sörloth schafft in der 90. Minute den Ehrentreffer. Egal.
Der BVB gewinnt das Spiel in Leipzig verdient, auch in der Höhe mit 3:1. Spielerisch war die erste Halbzeit sicher keine Augenweide. Dennoch zeigten die Spieler endlich Tugenden, die man oft hat vermissen lassen. Stichwort: Mentalität und den absoluten Siegeswillen.
In der Euphorie nach diesem so wichtigen Sieg gegen Leipzig, soll man nicht in Superlative verfallen. Trotzdem erinnerte die ein oder andere Szene in dem Spiel an die guten alten „Klopp-Zeiten“, als man gemeinsam, gallig und giftig dem Gegner den Ball abjagte. Gespannt darf man sein, wie Borussia bei einer „kleineren“ Mannschaft auftritt, wie zum Beispiel bei den abstiegsbedrohten Mainzern nächste Woche…
So haben sie gespielt
Leipzig: Gulacsi – Orban, Upamecano, Halstenberg – Adams, Sabitzer (61. Klostermann), Haidara (71. Hwang), Angelino – Olmo, Forsberg (61. Sörloth) – Poulsen (88. Samardzic)
Borussia: Bürki – Meunier, Akanji, Hummels, Guerreiro – Witsel (30. E. Can), Delaney (69. Zagadou) – Sancho (85. S. Tigges), Reus (85. Brandt), Reyna – Haaland
Tore: 0:1 Sancho (55.) 0:2 Haaland (71.) 0:3 Haaland (84.) 1:3 Sörloth (90.)