Könnte geil sein, ist es aber (noch) nicht
Nein, hinter diesem Titel steckt wahrlich keine Porno-Rezension. Vielmehr ist es der Versuch, ein paar Gedanken zur aktuellen Situation unserer Borussia zu ordnen. Auf dem Fußweg vom Parkplatz in einem Bremer Wohngebiet zum Stadion und dem anschließenden Pokal-Frust kam ich mit lieben Redaktionskollegen, die unter anderem Leidenschaft für Kekse, Sambuca, den Pur-Partyhitmix, saubere Klos an Autobahnraststätten und gut gesalzene Pommes in sich tragen, an einem Minigolf-Platz vorbei. Natürlich ist der um die Jahreszeit dicht, ich sagte aber aus Spaß: „Wenn das Spiel ganz scheiße läuft, können wir hier eine Runde Minigolf spielen.“ Leider wäre das vor allem in Halbzeit eins eine Alternative gewesen, die unseren jeweiligen Blutdruck geschont hätte.
Obwohl wir weiß Gott keine schlechte Saison abliefern und trotz vieler Patzer zumindest in zwei Wettbewerben passable Chancen für gute Resultate haben, macht sich zumindest bei mir nachhaltiger Frust breit. Die Enttäuschungen der laufenden Saison haben Spuren hinterlassen. Die allesamt unnötigen Niederlagen gegen Union, Hoffenheim, Leverkusen und Bremen (in dem Wettbewerb mit den größten Titel-Chancen), die Machtdemonstration der Bayern Anfang November, die schwache Leistung im Derby und die verschenkten Punkte gegen Freiburg, Frankfurt, Bremen (Liga), Paderborn und Leipzig haben dafür gesorgt, dass auch die Haaland-Euphorie jedenfalls bei mir schnell wieder verflogen ist.
Ich gebe zu: Gerade habe ich nahezu alle Spiele aufgezählt, in denen wir in dieser Saison nicht verloren haben. Alle hatten jedoch einen unnötigen Beigeschmack, durch den mir stets in den Kopf kam: Da musst du eigentlich mehr mitnehmen. In keinem dieser Spiele, mit Ausnahme der Begegnungen mit Bayern und den Blauen hatte ich das Gefühl, dass das andere Team spielerisch wirklich überlegen war oder z.B. ein Remis zufriedenstellend wäre. Es wurden reihenweise Chancen verpasst, die dafür sorgen, dass Meisterschaftsträume nur noch vage in den Fan-Köpfen herumschwirren.
Hat das Ganze mir ein Stück weit die Freude an dieser Saison genommen? Bestimmt. Gehe ich mit pessimistischeren Gefühlen zu BVB-Spielen? Sicherlich. Aber sorgt es dafür, dass ich keinen Bock mehr auf Borussia habe? Natürlich nicht. Jedenfalls nicht mit ein paar Tagen Abstand, unmittelbar nach Abpfiff empfinde ich ehrlich gesagt in dieser Saison oft blanken Frust.
Doch klammert man diesen einmal aus und wartet ein paar Tage, folgt der Blick auf das nächste Spiel. In unserem Fall ist das das Aufeinandertreffen mit Eintracht Frankfurt. Eine Mannschaft, gegen die wir auswärts eigentlich immer Probleme haben und zuhause in den letzten Jahren quasi immer gewinnen, gastiert am Freitagabend in unserem Westfalenstadion. Die Hessen haben mit vier Siegen aus fünf Pflichtspielen in diesem Jahr eine starke Serie vorzuweisen. Bleibt zu hoffen, dass wir die nötige Körpersprache an den Tag legen, um zu zeigen, dass die Mannschaft gewillt ist, alles Mögliche aus der restlichen Saison herauszuholen. Noch will ich die Hoffnung darauf trotz (zu) vieler Dämpfer nicht aufgeben.
Personell wird es darauf ankommen, die verletzten Marco Reus und Julian Brandt zu ersetzen. Unser Kapitän ist sicherlich für das Mannschaftsgefüge sehr wichtig, konnte in den letzten Wochen jedoch keinem Spiel seinen Stempel aufdrücken. Anders sieht das bei Julian Brandt aus, der auf der neuen Position mehr und mehr aufblüht.
Die Zeit für Ausreden ist aber spätestens jetzt im Frühjahr vorbei. Wenn Meisterschaftsziele prominent ausgegeben werden, müssen schlicht und einfach Taten folgen. Und das heißt nicht, dass ich erwarte, dass ab jetzt alle weiteren Spiele gewonnen werden. Das wäre anmaßend und unrealistisch zugleich. Ich hoffe einfach auf eine Zeit, in der Borussia mal wieder konstant Freude und Selbstsicherheit ausstrahlt. Mit tollen frischen Kickern wie Reyna und Haaland und einer restlichen Mannschaft, in der doch eigentlich so viel mehr schlummert, kann die Zukunft richtig geil werden. Aber weil das Hier und Jetzt ganz und gar nicht geil ist, muss hart daran gearbeitet werden, die Spielzeit nicht völlig vor die Wand zu fahren. Damit Minigolf nie wieder eine Option ist - Heja BVB!
So könnte der BVB auflaufen:
Bürki – Zagadou, Hummels, Piszczek – Guerreiro, Can, Witsel, Hakimi – Sancho, Haaland, Hazard