Meilenweit vom Zenit entfernt
Im Kellerduell der Gruppe F der Champions League behielt der BVB gegen Zenit St. Petersburg mit 2:0 die Oberhand.
Beide
Mannschaften standen am zweiten Spieltag der Gruppe F schon erheblich
unter Druck. Während der BVB in der Vorwoche bei Lazio Rom mit 1:3
sang und klanglos untergegangen war, überraschten die Mannen von
Trainer Sergey Semak mit einer 1:2 Heimniederlage in letzter Sekunde
gegen den FC Brügge. Die Borussen gingen wenigstens mit einem klaren
Derby Sieg gegen die desolaten Blauen in die Partie, die Kicker von
der Kreuzinsel leisteten sich hingegen am 24.10. eine erneute
Heimniederlage in der RFPL (Rossijskaja Futbolnaja Premjer-liga), wie
die Russische Premjer-Liga genannt wird. Mit 2:1 entführte der
Tabellenneunte Rubin Kazan die Punkte aus der Gazprom Arena. Das
letzte internationale Aufeinandertreffen beider Mannschaften fand im
Champions League Achtelfinale 2014 statt. Damals glänzten der BVB
und Zenit (damals noch mit Axel Witsel) mit Heimniederlagen und der
BVB kam aufgrund des besseren Torverhältnisses eine Runde weiter.
Alles in allem hatte die gestrige Partie etwas von einer Wundertüte,
und das Ganze musste auch noch ohne Zuschauer stattfinden.
Die erste Halbzeit
Beide Mannschaften boten zunächst eine ziemlich schwere Kost. Zenit konzentrierte sich, wie zu erwarten war, im Wesentlichen auf die Defensive. Unsere Borussen gaben sich mit Ballbesitz zufrieden ohne wirklich gefährlich zu werden. So dauerte es eine gute Viertelstunde bis zur ersten Chance von Giovanni Reyna, dessen Schuss allerdings knapp am Tor vorbeiging. Das Spiel der Schwarzgelben war oft im Zentrum zu kompliziert und ließ die Variationen über die Außen vermissen. Daneben führten unnötige Fehlpässe wie so häufig zu Ballverlusten. Gegen Ende der ersten Hälfte hörte dann endlich Jadon Sancho mit dem Versteckspiel auf und wurde gefährlicher. Auf der Habenseite standen schließlich vier Torchancen für den BVB. Kaum erwähnenswert ist die einzige Torchance von Zenit in der 35. Minute, bei der Roman Bürki nicht ganz glücklich aussah. Insgesamt war das zu wenig. Wie so häufig wirkten die Borussen nicht so richtig wach. Es fehlte an Aggressivität gegen den Ball und an Geschwindigkeit um das Spiel zu eröffnen. Nach dem Kabinengang konnte es eigentlich nur besser werden.
Die zweite Halbzeit
Mit unveränderter Mannschaft zeigte sich zu Beginn der zweiten 45 Minuten keine Besserung im Spielverlauf. Komplizierte Aktionen führten zu einem Mangel an gefährlichen Torraumszenen. Kein Wunder, dass der Himmel nach gut einer Stunde zu weinen begann. So war es nicht verwunderlich, dass Lucien Favre der Geduldsfaden riss. Es folgte der erste Wechsel und für „Mo“ Dahoud kam Thorgan Hazard aufs Feld. Außergewöhnliches geschah dann in der 75. Minute, als Zenit seinen ersten Eckball erkämpfte. Kurz danach sollte sich die Einwechslung von Hazard auszahlen. Karavaev verursachte im Strafraum im griechisch-römischen Stil einen Foulelfmeter an Hazard. Dies führte schließlich in der 78. Minute zum 1:0 für unseren BVB durch Jadon Sancho. Auch die Einwechslung von Jude Victor William Bellingham sollte sich auszahlen. Seine Kopfballverlängerung war Ausgangspunkt für das 2:0 von Erling Haaland in der Nachspielzeit.
Fazit und Ausblick
Wir haben die drei Punkte im Sack, darauf kann man aufbauen. Über die Art und Weise wie dieses Ergebnis zustande kam wird man sicher bald nicht mehr reden. Trotzdem bleiben auch nach diesem Spiel viele Fragen unbeantwortet. Überzeugend war die Leistung sicher nicht. Erneut ließ das Spiel der Borussen Geschwindigkeit und Variation, aber auch Aggressivität gegen den Ball vermissen. Der Stern Borussia hat noch lange nicht seinen Zenit erreicht. Zenit St. Petersburg zeigte kaum die Klasse eines Champions. Beide Mannschaften suchen noch ihre Form in der Königsklasse. Am kommenden Samstag geht es auf die Alm nach Bielefeld. Auch hier werden die Punkte nicht auf einem Tablett serviert werden. Die Ostwestfalen haben im Spiel gegen die Wölfe am Ende gezeigt, dass man das Team nicht unterschätzen darf. Hoffen wir, dass die Schwarzgelben dort dem Zenit ein Stück näher kommen. Und lieber Lucien, bei allem Verständnis, irgendwann macht es uns Fans einfach keinen Spaß mehr nur Geduld zu haben.