Der Heiland ist da
Nach einer überschaubaren ersten Halbzeit siegt der BVB dank 3+1 Toren von Erling Haaland souverän mit 5:2.
Nach der üblichen Niederlage gegen die Übermacht aus Bayern und der überstandenen Länderspielpause (es war immerhin die letzte in diesem Jahr), stand das Auswärtsspiel in Berlin auf dem Plan. Während wir heute daheim das Spiel im leeren Olympiastadion verfolgen, sah die Welt für uns vor ziemlich genau einem Jahr noch ganz anders aus. Zusammen mit dem Fanclub Goldener Oktober organisierten wir eine Bustour, welche von einer hervorragenden Musikauswahl und viel Bier begleitet wurde. Somit dürfte dieses Jahr Einigkeit darüber herrschen, dass weder der geschlossene Biergarten noch das leere Stadion wärmer als die heimische Couch sind.
Der Tag stand ganz im Licht des erst am Freitag 16 Jahre alt gewordene Youssoufa Moukoko. Wenig überraschend saß er zunächst einmal auf der Bank. Etwas überraschender dagegen fehlten auch Sancho, Hazard, Reyna und Bellingham in der Dortmunder Startelf. Angesichts des engen Terminkalenders dürfte sich die individuelle Belastungssteuerung (sic!) allerdings als sinnvoll erweisen.
Das Spiel begann und in den ersten fünf Minuten passierte erst einmal nichts. So kam die Frage auf: Was sollen die Balken auf den Trikots der Gastgeber? Mithilfe der amerikanischen Suchmaschine stellte sich heraus, dass diese eine Hommage an die Berliner Stromkästen sind. Fragwürdiger sollte nur ein Herthaner Elfmeter werden, aber dazu später mehr. Die erste Chance des Spiels hatte ebenfalls der Big City Club. Nach einem Konter der Herthaner kam Lukébakio zum Abschluss – drüber. Nach Vorarbeit von Haaland kam Reus in der 16. Minute zur ersten Torgelegenheit für unsere Borussia. Vielen Fernsehzuschauern blieb diese Situation allerdings verwehrt, weil der übertragende Streaming-Anbieter kurzzeitig so stabil wie die Schalker Mannschaft auftrat. Nach 15 überschaubaren Minuten trafen die Berliner in Person von Cunha sehenswert zum 1:0. Nach dem Tor berappelte sich die Borussia schnell und kam kurz vor der Pause zu ihrer besten Gelegenheit in der 1. Hälfte. Guerreiro tauchte freistehend vor Schwolow auf, schoss allerdings nicht selbst, sondern versuchte auf Haaland abzulegen. Dieser kam jedoch nicht an den Ball ran. Somit ging es mit einer nicht unverdienten Herthaner Führung in die Pause.
Die zweite Halbzeit kann mit nur einem Wort beschrieben werden: Ööörling! Den Ausgleich erzielte dieser bereits zwei Minuten nach Wiederbeginn. Nach Vorarbeit von Reus und Can musste dieser den Ball nur noch ins leere Tor schieben. Nur zwei Minuten später tauchte Haaland nach einem starken Steilpass von Brandt schon wieder vor dem Tor auf – und traf erneut: 1:2! Damit war das Spiel innerhalb von wenigen Minuten gedreht. Etwa 10 Minuten später wechselte die Borussia zum ersten Mal. Bellingham ersetzte Dahoud nach einem soliden Auftritt. Nur ein paar Sekunden später traf der Norweger zum lupenreinen Hattrick (deutlich lupenreiner als ein russischer Demokrat). Nach einem Rückpass der Herthaner setzte er nach, überlief den Berliner Verteidiger und erhöhte auf 3:1 für uns. Damit war das Spiel quasi entschieden und es stellte sich nur noch eine Frage: Kommt er oder kommt er nicht? Vorerst musste dieser das Toreschießen anderen überlassen. Dieser andere hieß in der 70. Minute Raphael Guerreiro, welcher den Ball etwas orientierungslos und im Sitzen zum 4:1 ins Tor beförderte. Das Ergebnis schien dem Schiedsrichter allerdings zu eindeutig zu sein und schenkte den Gastgebern neun Minuten später einen lächerlichen Elfmeter, welchen Cunha souverän zu seinem zweiten Treffer an diesem Abend verwandelte. Hoch lebe der Videobeweis.
Die Herthaner Hoffnung, sofern überhaupt noch welche aufkeimte, wurde im direkten Gegenzug endgültig zerstört. Haaland, dem an diesem Abend fast alles gelang, traf zum 5:2 und erzielte somit seinen ersten Viererpack. Halleluja! Und dann passierte es doch. Schuuulz wurde endlich einwechselt. Eine neue Ära beim BVB kündigte sich an. Im Zuge dessen kam auch der junge Youssoufa Moukoko zu seinem ersten Profieinsatz und ersetzte damit Nuri Sahin als jüngsten der Bundesligageschichte. Man kann sicherlich davon ausgehen, dass in den nächsten Jahren noch viele Spiele hinzukommen werden. In den folgenden Minuten passierte nichts mehr und so blieb es beim 2:5. Nachdem Bayern, die Zweigstelle aus Fuschl am See und Mönchengladbach patzen befindet sich der BVB nun auf Platz zwei in der Tabelle wieder – punktgleich mit Leverkusen und nur einen Punkt hinter dem Tabellenführer. Bereits am Dienstag geht es in der Champions League gegen Brügge weiter.
Statistik:
Hertha: Schwolow – Pekarik (85. Mittelstädt), Boyata, Alderete, Plattenhardt (86. Zeefuik) – Stark, Guendouzi – Darida (76. Löwen), Cunha – Lukebakio (76. Leckie), Piatek (76. Ngankam)
BVB: Bürki – Can (76. Piszczek), Hummels, Akanji – Meunier, Dahoud (62. Bellingham), Witsel, Guerreiro (85. Schulz) – Brandt, Reus (76. Reyna) – Haaland (85. Moukoko)
Tore: 1:0 Cunha (33.), 1:1 Haaland (47.), 1:2 Haaland (49.), 1:3 Haaland (62.), 1:4 Guerreiro (70.), 2:4 Cunha (79., Elfm.), 2:5 Haaland (80.)
Schiedsrichter:
Dankert