Atemberaubend, kompetent und riesengroß...
…drei Attribute, die laut Bandenwerbung zwar auf einen sympathischen Küchengiganten zutreffen, nicht so sehr aber auf den Spielstil des Ballspielvereins, der an diesem Spieltag bei der Fortuna aus Düsseldorf gastierte. Zumindest an diesem Samstag wurden die Düsseldorfer von der Namensvetterin aus der göttlichen Welt verlassen, als Erling Haaland, nun auch von Bremern offiziell als Heiland anerkannt, in der 95. Minute der Nachspielzeit ein lautes Jubeln im fernen Norden und noch akutere Abstiegssorgen bei den Rheinländern verursachte. Im Gegenzug sicherte man sich in Dortmund mit dem Last-Minute-Treffer und der Null-Punkte-Ausbeute der Ponys in München die Qualifikation für die Champions League nächste Saison und kann somit nun entspannt die Saison ausklingen lassen. Dass sich die Bayern den zigsten Titel noch nehmen lassen, erscheint unwahrscheinlich. Vor den Brausebullen zu landen sollte aber dennoch oben auf der Prioritätenliste stehen und kann am vorletzten Spieltag gleich doppelt manifestiert werden.
Aufstellungstechnisch kam es zu kleinen Veränderungen, da Mats Hummels nach seiner abgesessenen Gelbsperre wieder in die Innenverteidigung zurückkehrte und Can somit im zentralen Mittelfeld die Position von Thomas Delaney übernahm, der aufgrund einer Muskelverletzung nicht zur Verfügung stand.
Erste Halbzeit
Tja, und was macht man so, wenn man nicht wie sonst üblich in der Gästekurve im Stadion steht, sondern das Spiel auf der heimischen Couch auf dem Fernseher verfolgt? Im Idealfall das Beste: gute Getränke, noch bessere Gesellschaft und ein interessantes Spiel können ja zumindest ansatzweise über den Geisterfrust hinwegtrösten. Wenn sich auf dem Notizblock allerdings mehr Zitate zur Außenbandenwerbung als zum Spiel an sich befinden, stellt man doch schnell fest, dass zumindest der letzte Trostpunkt für die Tonne war. Und somit kann hier auch nicht so viel Spannendes berichtet werden, außer, dass Hakimi es nach einem wunderbaren Pass von Sancho fertigbrachte, in der 17. Spielminute eine Kontermöglichkeit der Marke „Den hätte sogar ich gemacht“ flach in den Torwart zu schieben. Allein Brandts Schüsslein in der 29. Minute nach schönem Kombinationsspiel, welchen Kastenmeier dankbar annahm, kann hier noch als kurzer Aufreger erwähnt werden. Dass der Prittstift sein 50-jähriges Jubiläum feiert hat mich glatt noch mehr verzückt und daran erinnert, dass ich dringend meine Arbeitsmaterialien sortieren muss. Das Spannungsbarometer des Spiels ließ mich mehr als nur einmal überlegen, ob nicht genau jetzt der passende Zeitpunkt dafür gekommen war. Aber da waren ja noch die guten Getränke und die noch bessere Gesellschaft. Und vielleicht sollte es in Halbzeit zwei ja noch eine Entschädigung für die nur mäßig spannende erste Hälfte geben.
Zweite Halbzeit
Auch die zweite Halbzeit erweckte allerdings nicht den Eindruck ein Feuerwerk der Ekstase zu zünden. Ließ Düsseldorf die Schwarzgelben in der ersten Spielhälfte noch die meiste Zeit gewähren, verdeutlichten sie nun, dass sie sich mit dem möglichen Abstieg noch nicht abgefunden hatten und agierten etwas bissiger und mutiger, wenngleich mit zwei harmlosen Abschlüssen in der 50. und 57. Minuten nur wenig Aufregung in den Dortmunder Reihen erzeugt werden konnte. Nur acht Minuten später holte Piszczek Thommy von den Beinen. Stegemann erkannte jedoch die aussichtreiche Schussposition von Sobottka und ließ den Vorteil gewähren. Sobottkas Schuss wurde von Bürki jedoch glänzend pariert und dann ging es plötzlich ganz schnell: Bürkis Abwurf fand Hakimi, der den Ball schnell weiterleitete. Über Umwege landete der Ball durch einen Abpraller eines Düsseldorfers schließlich bei Guerreiro, der ihn volley einnetzte. 1:0 für den BVB. Nur Köln hatte mal wieder was zu meckern und hat offensichtlich in der Vergangenheit im Keller heimlich eine neue Regel aufgestellt: immer wenn auch nur ein kleiner oder größerer Hauch von Hand im Spiel ist wird grundsätzlich nur dann gepfiffen, wenn es gegen uns geht. Der Übeltäter am heutigen Tag: Guerreiros Schultergelenk. Jeder Orthopäde würde wohl durch die Prüfung fallen, wenn er diesen Bereich als „Hand“ deklarieren würde. Angelegt. Den Körper wegdrehend. Ach, was reg ich mich auf. Es blieb beim 0:0.
In der Schlussphase wurde es jedoch noch einmal spannend. Gleich zweimal (83./90.) traf Skrzybski den Pfosten und sorgte für kurzzeitige Schnappatmung bei Mats Hummels und im allgemeinen Dortmunder Lager. Auch die Fortuna hatte an diesem Tag wohl gute Getränke konsumiert und sich in den Farben geirrt. Denn anders kann man sich sonst kaum erklären, wie Haalands Kopf den Ball in der 95. Minute nach Flanke von Akanji im hohen Bogen an Kastenmeier vorbei ins Netz beförderte, Fortunas Abstiegssorgen aufs Äußerste verschärfte, den Bremern neue Hoffnung im Abstiegskampf und dem überschwänglichen Lucien Favre eine Muskelverletzung bescherte. Schön war‘s insgesamt nicht, aber was soll’s?
Ausblick
Dank der Niederlage der falschen Borussia, hat man sich in Dortmund bereits drei Spieltage vor Saisonende für die Champions League qualifiziert. Am Mittwoch spielt Dortmund abermals gegen stark abstiegsgefährdete Mainzer. Meinetwegen kann die Saison danach auch beendet werden, die letzten beiden Gegner braucht kein Mensch.
Statistik
Kann bei www.kicker.de nachgelesen werden.