2x3 macht 4-Widdewiddewitt und 3 macht 9e!
Seit Beginn des Jahres 2012 verschliss die alte Dame an der Spree nicht weniger als neun Trainer und diese unrühmliche Periode begann mit keinem geringeren als Michael Skibbe.
Gerade einmal 43 Tage dauerte das Trainerengagement von Michael Skibbe zu Beginn des Jahres 2012 bei der Hertha in Berlin. Da liest sich die Trainerhistorie von Bruno Labbadia in Berlin schon positiver. Seit 9.4.2020 im Amt kann „Big Bruno“ nach dem Re-Start der Liga in vier Spielen auf drei Siege und ein Remis zurückblicken. 10 Punkte und ein Torverhältnis von 11:2 Toren sind schon eine stolze Bilanz und nehmen die in sich selbst verliebten Michael Preetz und Lars Windhorst etwas aus der Schusslinie.
Bevor es aber um weitere Finanzspritzen des Investors geht, galt es zunächst einmal in Dortmund beim BVB nachzulegen und vielleicht noch die Jagd auf Europa zu eröffnen. Die Hertha begann mit der gleichen Aufstellung wie beim Sieg gegen den FC Augsburg. Beim BVB kam es erwartungsgemäß aufgrund der Gelbsperre von Mats Hummels zum Einsatz von Emre Can in der zentralen Abwehrposition. Axel Witsel rückte dafür ins Mittelfeld. Lukas Piszczek als Kapitän sah eine 1. Halbzeit ohne wesentliche Höhepunkte. Der aktuellen Situation geschuldet hätten Bürki und Jarstein durchaus einen Friseurtermin vereinbaren können, natürlich unter Berücksichtigung der Hygienevorschriften und der Abstandsregelungen. Nach 15 Minuten gab es den ersten Eckball für die Borussia, nach 20 Minuten folgte der zweite ohne nennenswerten Erfolg. Die erste Chance, natürlich für unseren BVB, konnte man dann nach 21 Minuten notieren, doch der Schuss von Hazard traf nur das Außennetz. Zwei Minuten später rutschte Brandt ein Schuss über den Schlappen. Die Hertha wirkte einfallslos und konzentrierte sich zunehmend auf die Defensive. Auch nach der Hereinnahme von Esswein änderte sich daran zunächst nichts. Auf der anderen Seite bestachen die Schwarzgelben durch Einfallslosigkeit. Das einzig bemerkenswerte war, dass Skjelbred zum Kilometerkönig der ersten Halbzeit gekürt wurde. Entsprechend ging man mit einem 0:0 in die Pause.
In der zweiten Halbzeit hatte zunächst Sancho in der 51. Minute die Großchance die Bude zu machen, doch das Tor stand sieben Meter zu weit rechts. Genau 55 Minuten dauerte es bis Esswein die erste Chance für die alte Dame von der Spree hatte. Der Druck der Borussia wuchs und führte schließlich zur 1:0 Führung durch unsere „Kampfmaschine“ Emre Can. Wer auch sonst sollte in diesem Spiel den Unterschied machen. Manchmal ist es ganz einfach: Sancho-Brandt- Can-GOAL! Sicher verdient zu diesem Zeitpunkt, aber relativ glanzlos. Die Hertha wechselte schließlich den Kilometerfresser aus, versuchte offensiver zu werden, hatte aber keine zusätzlichen Qualitäten. Wäre er es nicht schon gewesen, hätte Bürki in der zweiten Halbzeit nochmals zum Friseur gehen können. Am Schluss durften noch einmal Morey und Balerdi ran, unterstützt von Marcel Schmelzer, dann waren die drei Punkte im Sack. Damit war der BVB der eigentliche Gewinner des Abends. Die Konkurrenz hatte geschwächelt, nur die Bayern erstickten wieder einmal ein Spitzenspiel im Keim. Ganz nebenbei ist mir bewusst geworden, wie beschissen es ist einen Spielbericht zu schreiben, wenn man nur vor dieser Flimmerkiste sitzt. Da nützen auch Chips und ein Chardonnay nichts. Mir fehlt dieser Block 14, es ist verdammt lang her. Aufgefallen ist mir auch, dass keiner unserer frisch Frisierten eine Bude gemacht hat. Ob die Fallzahl dieser Statistik für eine wissenschaftliche Studie an der Universität Bonn reicht? Ich wage es zu bezweifeln.
„Ich mach` mir die Welt-widdewidde wie sie mir gefällt… Das haben auch unsere sechs BVB-Profis gedacht, als sie eben nicht mehr an die Hygiene-Regeln der DFL dachten und schon wieder einmal, wie in der Vergangenheit, einen Friseurtermin in den Focus stellten. Vielleicht ein Denkansatz: Was bedeutet eigentlich ein Mundnasenschutz in Corona Zeiten? Michael Zorc hatte bei der Pressekonferenz vor dem Spiel erhebliche Probleme mit erdachten Ausreden eine Akzeptanz für das Verhalten der Spieler Sancho, Witsel, Hazard, Guerreiro, Zagadou und Akanji zu finden. Wäre Manuel doch auch im Spiel manchmal so nah dran! Und wird das Hygiene Konzept der DFL auch noch so oft gelobt, es ist für mich in vielen Punkten konzeptlos. Im Vergleich zu den Lasten und der Verantwortung der Gesamtbevölkerung erkennt man unverändert ein profitorientiertes Fußballgeschäft, das dann auch schon einmal ein Auge zukneift und dem der Blick über den Tellerrand fehlt. Ob Corona den Fußball in seinen Grundfesten erneuern wird, bleibt leider weiter ein großes Fragezeichen.