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Und jährlich grüßt das Murmeltier

09.03.2020, 17:43 Uhr von:  DocKay
Und jährlich grüßt das Murmeltier

Vor fast genau einem Jahr rätselten wir über die Leistenverletzung von Manuel Akanji. Jetzt umgibt unseren Kapitän Marco Reus eine Aura mit vielen Fragezeichen.

Wir erinnern uns alle mit Schrecken an das Scheitern im Pokal in Bremen. Am Ende hieß es 3:2 für den SV Werder und vorbei war es mit unseren Pokalträumen. Aber der 4. Februar steht nicht nur für ein verlorenes Pokalspiel, er steht auch für eine erneute Verletzung unseres Kapitäns Marco Reus, der nicht nur in der 87. Minute an Werder-Torwart Jiri Pavlenka scheiterte, sondern kurze Zeit später aufgrund erneuter muskulärer Probleme ausgewechselt werden musste.

Seit dieser Zeit hüllt man sich beim BVB in Schweigen. Von allen Verantwortlichen bekommt man nur bruchstückhaft Informationen, die keinerlei Einordnung zulassen. Alle Statements lassen allerdings den Schluss zu, dass es wohl noch eine unbestimmte Zeit dauern wird, bis man Marco Reus wieder auf dem grünen Rasen im Westfalenstadion sehen wird. Für mich, um es ehrlich zu sagen, stellt sich die Frage, ob es noch in dieser Saison mit einem Comeback klappen wird.

Blicken wir zurück und versuchen wir, auch wenn es von externer Seite schwierig ist, etwas Licht in die Verletzungshistorie eines Marco Reus zu bringen. Was ist zunächst in den letzten Monaten passiert? Beim Freitagsspiel gegen die TSG Hoffenheim am 20.12.2019 in Hoppstadt musste der BVB schon ohne den verletzen Marco Reus auskommen. Die damalige Diagnose lautete Muskelfaserriss.

Er hat etwas gespürt nach dem Spiel gegen RB Leipzig, er hat einen Faserriss.


Lucien Favre

Dies war die Aussage von Trainer Lucien Favre in der Pressekonferenz vor dem Hoffenheim-Spiel. Vorausgegangen war die Verletzung nach dem spektakulären Hochgeschwindigkeitsgipfel und der gefühlten 3:3 Niederlage gegen Leipzig im heimischen Stadion. Danach meldete sich unser Kapitän bei seinem Arbeitgeber für drei Wochen krank. Die Winterpause und das Trainingslager boten Zeit zur Genesung. Am 18. Spieltag, am 18.01.2020, stand Marco Reus seinem Team nach knapp einem Monat Rehabilitation wieder zur Verfügung. Am 19. und 20. Spieltag trug er sich gegen die Karnevalisten aus Köln und die wirklichen Berliner, die an der Alten Försterei beheimatet sind, schon wieder in die Torschützenliste ein, bevor es zur erneuten Verletzung kam. Ging da alles viel zu schnell, war es eine Rezidivverletzung, die zum erneuten Ausfall führte? Eine von vielen Fragen, die für einen Unbeteiligten unbeantwortet bleiben.

Ein häufiges Bild - Reus verletzt am Boden

Noch interessanter wird das Ganze, wenn man auf die Verletzungshistorie des Spielers Marco Reus zurückblickt. Marco Reus war – sieht man es aus heutiger Sicht – ein „Schnäppchen“, als er für ca. 17 Mio. aus Gladbach kam und sich am 1.7.2012 für seine alte, schwarzgelbe Heimat entschied. Und bis heute ist der Kapitän einer von uns und bleibt es per Vertrag mindestens bis zum 30.06.2023 – in unsere Herzen sicher dauerhaft. Bei Arbeitsantritt in Dortmund zeigt die Krankengeschichte nach Recherchen und Medienberichten in den Jahren 2010 bis 2012 immer wieder muskuläre Probleme und Adduktorenbeschwerden. Auch in der Folgezeit gibt es kaum eine Saison, in der neben den gehäuften Verletzungen des Fußes und des Sprunggelenkes keine Adduktorenverletzungen, Muskelverletzungen und Muskelfaserrisse genannt werden.

In diesen Zusammenhang ist unser Kapitän ein gutes Beispiel und erinnert an einen unserer früheren Artikel: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben – Von Schnelligkeit, Leichtfüßigkeit und deren Risiken. An die Verletzung von Manuel Akanji erinnert auch die Saison 2016/2017, in der unser Kapitän wegen einer Schambeinentzündung an 176 Tagen insgesamt 17 Spiele verpasste. In den folgenden Jahren standen dann bis auf die Kreuzbandverletzung im Mai 2017 im Wesentlichen wieder muskuläre Probleme im Vordergrund mit Hauptmanifestation im Bereich der Adduktoren.

Es ist kein Muskelfaserriss, bei dem man sagen kann: Es dauert drei Wochen.

Blickt man zurück kann man durchaus die aktuellen Aussagen von Marco Reus verstehen. Zu oft ist ihm in dieser Hinsicht schon etwas dazwischengekommen. Aktuell wisse er nicht, wann er wieder belastbar sei. Und wie immer und vor einem Jahr werden weitere Untersuchungen eingeleitet. Beim BVB-Talk erklärt er, dass er sich wünscht, komplett gesund zu werden und keine Schmerzen mehr zu verspüren. Ein Wunsch, dem wir uns gerne anschließen. Dennoch wirkt vieles rätselhaft und eine ganze Menge Fragen bleiben unbeantwortet. Die Krankheitsgeschichte unseres Kapitäns ist insgesamt schon sehr ungewöhnlich. Unwillkürlich fällt einem das Wort Prävention ein und unser Report vom 10.01.2020: Zeit, um die Wunden zu pflegen.

Das kann auch der beste Mediziner nicht verhindern - Reus' Verletzung nach Foul in Paderborn

Aber auch beim BVB und seinem gesamten Stab muss man sich natürlich auch kritisch hinterfragen, dass aus einem „Und jährlich grüßt das Murmeltier“ nicht ein vermeidbares Alltagsproblem wird. Es gibt im sportmedizinischen Bereich genügend Maßnahmen und Verhaltensweisen, um eine solche Verletzungshistorie zu minimieren.

Man kann Marco Reus nur wünschen, bald wieder auf dem Rasen zu stehen und dazu gehört auch, dass er sich wirklich gesund fühlt. Schnellheilungen sind hier kontraproduktiv und helfen weder dem Spieler noch der Mannschaft. Und mit bald 31 Jahren dauert es manchmal halt etwas länger, auch wenn man zu einem der besten Mittelfeldspieler Europas gehört. Wir von unserer Seite drücken ihm natürlich für die Zukunft von Herzen unsere beiden schwarzgelben Daumen.

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