Geisterspiele unter einer Bedingung: zeigt sie im Free-TV
Die Fortsetzung der Bundesliga in Zeiten von Corona scheint nur noch eine Frage der Zeit. Unser Gastautor Aarni Kuoppamäki hat dazu eine eigene Meinung. Wenn schon Geisterspiele, dann im Free-TV.
Seit die Corona-Pandemie die Bundesliga zum Stillstand gezwungen hat, wird darüber diskutiert, wann und wie es weitergehen könnte. Ich finde, Geisterspiele darf es unter einer Bedingung geben: sie werden im frei empfangbaren Fernsehen übertragen. Denn der Fußball und die Zugehörigkeit zum Verein haben für viele Fans einen fast religiösen Stellenwert. Rund eine Million Menschen gehen pro Spieltag ins Stadion, viele davon mit Dauerkarten. Ungefähr doppelt so viele schauen sich die Spiele im Fernsehen an. Das Fußball-Volk organisiert sich formell oder informell in Fanclubs und trifft sich zum Spieltag in Kneipen im ganzen Land.
So war es bisher. Doch was passiert, wenn die Stadien und die Kneipen geschlossen bleiben, wenn der Ball wieder rollt? Es ist nicht davon auszugehen, dass sich nun jeder Abonnements von Sky und DAZN leisten will – oder kann. Millionen Fans würden sich also untereinander treffen, um Fußball-Geisterspiele zu gucken. Und das würde, aus Gründen, die für das Funktionieren unserer Gesellschaft nicht essentiell sind, die Ansteckungsrate in die Höhe treiben.
Die Disziplin, sich Geisterspiele nicht anzusehen, wenn man zuhause kein Abo hat, können wir von Fußballfans nicht erwarten. Wenn also Bundesliga im Fernsehen gezeigt wird – dann nur frei empfangbar. Die Fernsehsender werden sagen: das geht nicht. Schließlich besteht ihr Geschäft daraus, das Produkt Fußball künstlich zu verknappen, um den Preis in die Höhe zu treiben und so den maximalen Umsatz zu erzielen. Und die Vertreter der Fußballvereine werden sagen: weitere Monate ohne Geisterspiele können wir uns nicht leisten. Denn ohne die hohen Einnahmen durch das Bezahlfernsehen droht vielen Vereinen der Bankrott.
Was also tun, wenn eine Übertragung im frei empfangbaren Fernsehen nicht möglich ist? Sparen. Fußballspieler verdienen viel Geld. Das ist auch okay so – schließlich generiert der Sport immense Sponsoren- und Fernseheinnahmen. Wer sollte davon profitieren, wenn nicht die, die für unser aller Unterhaltung die Knochen hinhalten? Doch letzten Endes ist der Fußball eben das: ein Unterhaltungsgeschäft. Daher sollte er nicht anders behandelt werden als andere Freizeitbranchen auch. Musiker, Bühnenkünstler, Veranstaltungsmoderatoren und alle, die hinter den Kulissen arbeiten, haben derzeit mit massiven wirtschaftlichen Einbußen zu kämpfen. Wenn Auftritte ausfallen und keine Tickets verkauft werden, gibt es keine Gage.
Da nun die Vereine aufgrund von Umständen, die außerhalb ihrer Macht liegen, kein Geld verdienen, sollten die Künstler am Ball auch keins verdienen. Angesichts der Lage sind geringe Gehaltsverzichte der Spieler keine großen Gesten, die mit Pressemitteilungen zelebriert werden müssen. Sondern die großen Gehaltsverzichte sind eine Selbstverständlichkeit.
20.04.2020, Aarni Kuoppamäki
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