Es prasselt
Es prasselt, liebe Freunde unseres Ballspielvereins. Es prasselt gewaltig. Nicht nur vom Himmel, der das eindeutige Ende des Sommers verrät, sondern auch aus den Medien, der Fanszene und aus den Mündern von mehr oder weniger qualifizierten Experten. Nahezu jeder scheint sich derzeit über die Leistungen des BVB auszulassen. Und damit wir uns nicht falsch verstehen: Das ist auch gut so. Eine Fanszene und die Beschäftigung mit einem großen Verein wie Borussia Dortmund leben vom vielfältigen Meinungsaustausch. Manchmal kann so etwas aber auch gehörig lähmen und dazu verleiten, zu sehr an der Vergangenheit zu hängen.
Die Gründe für die wechselhaften Ergebnisse der letzten Spiele werden vielfältiger Natur sein. Unter dem Strich ist es wahrscheinlich ein Mix aus „Mentalitätsscheiße“, Spielglück (bzw. –pech), mangelnder Effektivität, Stabilität und Fehlentscheidungen des Trainers. Eine Fehleranalyse ist alternativlos und sollte stetig vorangetrieben werden, aber in der jetzigen Situation scheint der eine Grund X nicht restlos gefunden zu werden. Naiver Optimismus? Nein, konzentrierter Fokus auf das, was ansteht.
Das Gute an ernüchternden Ergebnissen in den ersten englischen Wochen der Saison ist, dass man es kurze Zeit später schon besser machen kann. Der Ärger prasselt kurz, heftig und quälend. GE vorbeigezogen? Wieder Standardgegentore? Alles mies. Dann folgt aber die Erkenntnis: Durch den frischen Eindruck des nächsten Spiels kann der Platzregen in ein beginnendes Hoch umgewandelt werden.
Die anstehenden Spiele werden richtungsweisend sein. Noch hat der BVB nichts verspielt. Nichts? Doch, vielleicht die Euphorie des Sommers nach den Neuverpflichtungen und der öffentlich geäußerten Titelambition. Aber vielleicht ist das gar nicht so schlecht. Stichwort: Achtsamkeit. Die Arbeit im gegenwärtigen Moment ist jetzt wichtiger als das Träumen von Titeln, die am Ende der Saison dastehen könnten. Wenn wir uns wieder in einen Flow spielen sollten, kommt das Träumen von ganz allein. Das heißt nicht, dass wir die Fehler der letzten Wochen vergessen sollten. Es heißt, dass die Mannschaft mithilfe der nächsten Spiele aktiv etwas gegen den einsetzenden grauen Schleier über dem Westfalenstadion tun kann. Jetzt also: Prag. Champions League. Und nichts Anderes.
Slavia Prag ist zum ersten Mal der Gegner unserer Borussia. Der tschechische Meister führt nach elf Spieltagen die Liga mit 29 Punkten recht souverän vor Viktoria Pilsen an und sorgte bereits beim 1:1 in Mailand für eine echte Überraschung. Auf dem Papier ist die Partie eine klare Sache, aber auf solche Sicherheiten sollten wir gerade aufgrund der letzten Spiele nicht setzen. Wir wissen: An einem guten Tag können wir quasi jedes Team des Erdballs besiegen, an einem schlechten sieht es gegen kämpfende, technisch schwächere Gegner aber schnell auch mal schwierig aus. Und da kommt wieder das Stichwort Achtsamkeit ins Spiel: Während 90 Minuten sollten solche Status-Faktoren in den Hintergrund geraten. Und das auch ohne Paco Alcácer, der leider mit Achillessehnenproblemen ausfällt.
Im kleinen Sinobo Stadium mit gerade einmal 20.617 Plätzen werden rund 1.000 BVB-Fans hoffentlich alles dafür geben, dass es in den nächsten Tagen nicht wieder gehörig prasselt. Slavia hat mit Mittelfeldregisseur Josef Husbauer und dem Mittelstürmer Peter Olayinka zwei recht gefährliche Akteure in den Reihen, die Torschützenliste der bisherigen Saison erstreckt sich jedoch bei den Tschechen auf 13 verschiedene Schultern. In einem Spiel, in dem nahezu jeder einen Sieg erwartet, wird es für den BVB darum gehen, achtsam den Schirm aufzuspannen, die prasselnde Kritik der letzten Tage in Spielfreude umzuwandeln und die internationalen Würfel selbst in die Hand zu nehmen, damit kein Sturm aufzieht. Auf geht’s, Borussia!
So könnte der BVB spielen: Bürki – Hakimi, Akanji, Hummels, Piszczek – Witsel, Delaney – Brandt, Reus, Sancho -Götze