Dietmar Hopp-Du Retter des Fußballs
Mit einem Dreier gegen den geschichtslosen Dorfverein könnte man zufrieden die schwatzgelben Weihnachtskugeln an den Baum hängen und die dargebotenen Slapstick-Einlagen gegen das Marketingprodukt eines Brausefabrikanten getrost vergessen. Doch die Autobahnabfahrt Sinsheim-Süd war schon lange keine lohnenswerte Abfahrt für den BVB, wenn sie es jemals gewesen ist…
Nach der zuletzt gezeigten Leistung im heimischen Westfalenstadion keimt zumindest ein kleines Fünkchen Hoffnung, auch gegen die TSG erfolgreich zu sein und die Hinrunde als „in Ordnung“ in die Geschichtsbücher eingehen zu lassen. Doch der Gegner scheint, wie so viele Vereine in der Bundesliga zuvor, unberechenbar zu sein. Nach vier sieglosen Spielen schaffte man unter der Woche einen 2:0 Erfolg bei Union Berlin. Zuvor schlug man im goldenen Oktober auswärts die Bayern und anschließend zuhause unsere geliebten Nachbarn aus Gelsenkirchen. Dass die Hoffis gegen den BVB immer besonders motiviert sind, liegt vermutlich auch daran, dass Dietmar Hopp vermutlich persönlich die Kabinenpredigt hält. Mit jemandem, der Fans vor Gericht bringt, wenn diese ihn mit Schmähgesängen im Stadion versehen, sollte man es sich besser nicht verscherzen. Manchmal können Erwachsene wie kleine Kinder sein, wenn ihr Lieblingsspielzeug nicht richtig funktioniert. Von daher sollte es niemanden verwundern, wenn die Hoffenheimer mit Messern im Mund über den Platz hecheln und dem BVB nichts schenken werden, auch wenn Weihnachten vor der Tür steht.
Mit dem aktuellen neunten Tabellenplatz (24. Punkte) kann man bei der TSG zur Winterpause eigentlich zufrieden sein. Die Mannschaft musste im Sommer einige Abgänge wichtiger Leistungsträger verkraften, unter anderem Nico Schulz und Trainer Julian Nagelsmann. Mit einem Dreier gegen den BVB würde man zumindest wieder im Kampf um die internationalen Plätze auf sich aufmerksam machen. Eine Personalentscheidung hat in dieser Woche für Aufsehen gesorgt. Beim Auswärtserfolg bei Union hatte Trainer Schreuder seinen Kapitän Kevin Vogt aus dem Kader gestrichen, obwohl der Abwehrchef und Kapitän nach Wadenproblemen wieder einsatzbereit war. Heraus kam ein nicht gerade erwarteter Auswärtssieg bei den heimstarken Köpenickern.
Favre wird nicht aus demselben Grund wie sein Trainerkollege Schröder auf seinen Kapitän Reus verzichten. Der Kapitän fällt mit einem Faserriss aus. Vielleicht bekommt Mario Götze die Chance, sich für einen zukünftigen Arbeitgeber auf der Reus-Position zu präsentieren. Die Position in einem 3-4-3-System sollte ihm eigentlich liegen, zumindest besser, als die Rolle als Schmink-Assistent seiner Frau in ihrem aktuellen YouTube-Video. Ansonsten gilt es, an die gezeigte Mannschafts-Leistung am Dienstag anzuknüpfen und mit 33 Punkten in die Winterpause zu schlittern, bevor die ganze Winterpause über fleißig „Trainer-Spekulatius“ von der Presse verteilt werden und der arme Florian Kohfeld nach seiner Entlassung bei Werder Bremen jeden Tag den Kontakt zu Watzke und Zorc dementieren muss. In einem Anflug von Größenwahn und schlechtem Glühwein könnten sich noch ganz andere beschäftigungslose Trainer ins Gespräch bringen. Das will doch wirklich niemand…
Spannend dürfte es auch abseits des Platzes werden, weil Borussia wegen des Fan-Fehlverhaltens im letzten Spiel bei der TSG zu einem Ausschluss seiner Anhänger in den nächsten drei Gastspielen beim Bundesligarivalen verurteilt wurde. Die Vollstreckung wurde zur Bewährung ausgesetzt, die am 30. Juni 2022 endet. Das Sportgericht ahndete damit die Beleidigungen von Hoffenheims 78 jährigen Mäzen Hopp und das Zeigen eines Hass-Plakats mit dem Konterfei hinter einem Fadenkreuz, welches eine Anspielung auf einen Doppelhalter aus dem Jahr 2008 darstellte.
„Verbale und nonverbale Beleidigungen im Gästebereich, die mit den Beleidigungen bei dem Spiel in der Vorsaison vergleichbar sind, würden zu einer Aufhebung der Bewährung führen. Der Gästebereich wäre dann bei den nächsten drei Spielen des BVB in Hoffenheim gesperrt.“
Die Wahrscheinlichkeit, dass es ab dem Jahr 2019 für drei Jahre keinen Besuch mehr aus Dortmund an der besseren Rastanlage Kraichgau Nord geben wird, dürfte hoch sein. Es ist zweifelsfrei so, dass die Diffamierungen von Personen, Gruppen und einem Dietmar Hopp ab einem bestimmten Grad nicht mehr hinnehmbar sind. Ein Fußballstadion ist schließlich kein rechtsfreier Raum. Inwiefern ein Konterfei mit einem Fadenkreuz oder Schmährufe a la „Hurensohn“ dazu führen dürfen, dass Kollektivstrafen verhängt werden, ist dabei zumindest diskussionswürdig.
Dass 14 Fans von Borussia am Donnerstag kurzfristig Hausverbote in den Briefkästen liegen haben, ist nur eine weitere "traurige" Episode.
Der scheinbar ewige Streit zwischen der aktiven Fanszene und dem Mäzen wird uns wohl auch die nächsten Jahre noch beschäftigen und so schnell nicht beigelegt werden. Außer: Dietmar setzte sich persönlich für die Abschaffung des Video-Assistenten ein. Spätestens dann würden alle Ultras den alten Schlachtruf auf Dietmar Hopp umformulieren auf: Dietmar Hopp- Du Retter des Fußballs!
"Diese Leute sollten mal darüber nachdenken, wie es ist, vor 30.000 im Stadion und Millionen Fernsehzuschauern als 'Sohn einer Hure' beschimpft zu werden. Man fühlt sich total hilflos".
Aus gegebenem Anlass: Ein Interview mit Claas von der Fanhilfe, sowie Stefan Witte, der als Verteidiger am Prozess beteiligt war.
So könnten sie spielen
TSG Hoffenheim: Baumann – Posch, Vogt, Hübner – Kaderabek, Rudy, Grillitsch, Skov – Geiger – Bebou, Kramaric
Auf der Bank: Pentke, Akpoguma, Bicakcic, Nordtveit, Stafylidis, Baumgartner, Brenet, Rupp, Samassekou, Adamyan, Locadia
Es fehlen: Belfodil (Reha nach Knie-OP), ´Zuber (Trainingsrückstand)
Borussia Dortmund: Bürki – Akanji, Hummels, Zagadou – Piszczek, Brandt, Weigl, Schulz – Hakimi, Sancho – Hazard
Auf der Bank: Hitz, Oelschlägel, Balerdi, Morey, Guerreiro, Raschl, Dahoud, Götze, Alcácer, Bruun Larsen
Es fehlen: Reus (Faserriss), Witsel (Gesichtsverletzung), Delaney (Bänderriss im Sprunggelenk), Schmelzer (Faserriss)