BLACK MONDAY
Es ist der 22. Spieltag, Borussia Dortmund tritt an einem Montagabend beim Club in Nürnberg an. Ein Vorbericht nur für Pessimisten. Nach dem dramatischen Aus im DFB-Pokal, der Schande im Heimspiel gegen Hoffenheim und dem peinlichen Auftritt in der Champions-League, droht dem BVB die Saison nun vollkommen zu entgleisen. Selbst gegen den Tabellenletzten aus Nürnberg droht eine weitere Blamage.
Das Glück, welches in der Hinrunde den Dortmundern hold war, ist spätestens nach dem enttäuschenden 1:1 gegen Eintracht Frankfurt abhanden gekommen. Zwar konnte man sich den „Punktgewinn“ noch schön reden, weil die Bayern zeitgleich verloren hatten, dennoch ist der BVB seitdem in einer Abwärtsspirale, deren Ende nicht sichtbar ist. Die Gründe dafür sind sicherlich vielfältig: Verletzungen, Schiedsrichterentscheidungen und einfaches Pech gehören sicher mit dazu. Fakt ist aber, dass die hochgejubelten Spieler, welche als „Mentalitätsmonster“ verpflichtet worden sind, gerade in der aktuellen Situation ihrem Ruf nicht gerecht werden. Schlimmer noch, sie tragen durch Aktionen wie dem „Friseur-Gate“ dazu bei, dass der BVB innerhalb kürzester Zeit zum FC Hollywood der Liga mutiert. Die Frage, wie so etwas vor einem wichtigen Spiel passieren kann und dann noch in die Öffentlichkeit gelangt, ist ein Problem, welches eigentlich durch die Verpflichtung von Sebastian Kehl nicht mehr vorkommen sollte und gleichzeitig viel über die Öffentlichkeitsarbeit des BVB aussagt. Was die Presse aus dieser Petitesse am Ende macht, steht dabei auf einem ganz anderen Blatt.
Spätestens nach 09 Gegentoren in einer Woche sollte jedem klar sein, wo der Schuh zurzeit drückt. Auch wenn die Abwehr gefühlt zu jedem Spiel anders formiert ist, kann dies nicht als Ausrede herhalten, dafür waren die Fehler zu eklatant. Ursache für die Gegentore waren oft mangelnde Kompaktheit, Disziplinlosigkeit und ein Anflug von Überheblichkeit, ganz zu schweigen von den vielen individuellen Fehlern. Sollte der BVB in Nürnberg nicht schnell wieder zu den Grundtugenden zurückfinden, sondern weiterhin den Beinschuss statt den einfachen, nach vorne gedroschenen Ball versuchen, kann das Spiel in Nürnberg ganz schnell zum nächsten Tiefpunkt dieser Saison werden.
Das Schlusslicht aus Nürnberg hat zu Wochenbeginn die Reißleine gezogen, trennte sich von Trainer Köllner und hob den bisherigen Co-Trainer Boris Schommers und Vereins-Legende Marek Mintal als neues Gespann auf die Bank. Auch der Sportvorstand durfte bereits seinen Hut nehmen. Die Stimmung im Frankenland ist alles andere als euphorisch, schlendert man doch gerade schnurstracks Richtung zweite Liga und castet ganz nebenbei einen neuen Sportdirektor inkl. Trainer. Das Ganze läuft ähnlich niveauvoll ab wie ein Mix aus „Bauer sucht Frau“ und der „Bachelor“. Hauptprotagonisten sind Felix Magath und Andries Jonker. Anscheinend nutzt man, wenn im Dschungel Camp kein Platz mehr frei ist, den Club aus, um wieder ins Rampenlicht der Öffentlichkeit zu gelangen. Trotz des „Theaters“ hinter den Kulissen, könnte die Beurlaubung des Trainers neue positive Impulse freisetzen und wenn dies nur für ein Spiel gelingt. Alleine die Drohung Felix Magath als Sportdirektor einzustellen, wird dem ein oder anderen schon jetzt lange Beine machen.
Seit September sind die Franken in der Bundesliga sieglos. Den letzten Dreier gab es am 6. Spieltag im Heimspiel gegen Fortuna Düsseldorf (3:0). Insgesamt schaffte es der Club, ganze 17 Tore in der bisherigen Bundesligasaison zu schießen. Von einer harmlosen Offensive zu sprechen, wäre schon eine Untertreibung. Damit sind sie eigentlich prädestiniert dafür, den BVB schlecht aussehen zu lassen. Wir erinnern uns an das 0:0 des BVB in Hannover oder an das 1:2 gegen Fortuna Düsseldorf in der Hinrunde.
So,wie der BVB aktuell agiert, wird das Spiel in Nürnberg sicher kein Selbstläufer und ist noch lange nicht gewonnen. Die größte Gefahr für den BVB liegt darin, den Gegner zu unterschätzen, indem man sich an das glorreiche 7:0 aus der Hinrunde zurückerinnert und glaubt, mit "Hacke, Spitze, ein zwei drei" ohne Mühen drei Punkte einheimsen zu können.
Das die Ansetzung des Spiels an einem Montag stattfindet, kommt aus sportlicher Sicht beiden Mannschaften gelegen. Beide Lager hoffen dadurch, einige verletze bzw. erkrankte Spieler in ihren Reihen begrüßen zu dürfen. So kann Trainer Favre evtl. wieder auf Weigl und Alcacer zurückgreifen. Aus Fansicht hingegen ist und bleibt die Ansetzung von Bundesligaspielen an einem Montag ein absolutes Unding. Zwar werden die Montagsspiele ab der Saison 2021/22 wieder abgeschafft, dennoch hält man das Versprechen, die Entfernung für Auswärtsfans möglichst gering zu halten, definitiv nicht ein. Auch sollten die Ansetzungen möglichst auf alle Vereine gleich aufgeteilt werden, trotzdem muss der Club gleich zweimal in einer Saison ein Montagsspiel bestreiten. Immerhin passt die Gemütslage beider Vereine genau in die „Montagsatmosphäre“ hinein.
So könnten sie spielen
FC Nürnberg: Mathenia – Valentini, Mühl, Ewerton, Leibold – Misidjan, Behrens, Petrak, Palacios – Pereira, Zrelak
Borussia Dortmund: Bürki – Hakimi, Weigl, Toprak, Schmelzer – Witsel, Delaney – Sancho, Philipp, Guerreiro – Alcácer