Gedankenspiele und Vize-Blues
Wenn man in diesen Tagen rund um das Westfalenstadion unterwegs ist, spürt man eine seltsame Schwere. Die Meisterschafts-Hoffnungen, die nach Pacos Treffern gegen Wolfsburg und dem zeitgleichen Remis der Bayern in Freiburg nach schweren Wochen wieder richtig präsent wurden, sind nach dem letzten Wochenende verflogen.
Lucien Favre machte auf der Pressekonferenz vor dem Spiel in einer seiner gewohnt ausweichenden Aussagen deutlich, dass auch bei einer Niederlage in München noch nichts verloren sei. Eine solche Machtdemonstration wie die des FCB hat aber gesessen. Gefühlt spielen die Bayern eine durchschnittliche Saison, holen mit Glück viele Punkte und packen dann gegen uns genau das aus, was sie in den letzten Jahren so ausgezeichnet hat: absolute Dominanz und die selbstverständliche Sicherheit, dem Gegner nicht den Hauch einer Chance zu lassen.
Die Zeit heilt die Wunden
Ich muss zugeben: In der Halbzeit des Spiels habe ich gefühlt schon mit der Meisterschaft abgeschlossen. Aber wie es nach bitteren Niederlagen oft so ist, heilt die Zeit die Wunden und nach ein paar Tagen Abstand ist das schwarzgelbe Gemüt wieder positiver gestimmt. Muss man Lucien Favre nach vielen goldenen Händchen aufgrund eines Aufstellungsfehlers das Können absprechen, den BVB in den kommenden Spielen zum Sieg zu Coachen? Werden Sancho und Reus gegen andere Gegner wieder so in der Luft hängen? Wird Bayern nun alle Spiele mit 5:0 gewinnen? Nein.
Auch wenn nach der Klatsche in München der Vize-Blues über dem Verein schwebt, haben wir noch einige Gelegenheiten, das Ding zu drehen. Der Mannschaft wurde von einigen Fans, Medienvertretern und Möchtegern-Trainern nach der Niederlage der absolute Wille abgesprochen, gegen Bayern zu bestehen. Ängstlich wirkte der Auftritt, ja. Aber ein fehlender Wille? Nein.
Das Spiel gegen Mainz wird richtungsweisend. Fans und Mannschaft sind gefordert, sich den Frust von der Seele zu singen und zu spielen und ein Statement zu setzen. Wir sind noch da und geben die Meisterschaft nicht so einfach auf! Aber klar ist auch: Sollten wir nochmal patzen und der Rückstand auf die Bayern nicht in einem Spiel zu korrigieren sein, wird der Vize-Blues wahrscheinlich zur Realität. Dann müssten wir, so bitter es auch klingt, noch aufpassen, wie weit Leipzig den Rückstand auf uns noch aufholt.
In Schlagdistanz bleiben
Konkret muss jetzt das Ziel sein: Mainz besiegen und den Rückstand auf die Bayern bis zu den letzten beiden Partien der Saison auf maximal zwei Punkte halten. Leipzig und Frankfurt kann man definitiv zutrauen, gegen die Münchner jeweils ein Remis zu holen. Uns kann in die Karten spielen, dass sich beide Teams dann wahrscheinlich noch im Kampf um das internationale Geschäft befinden. Und wir haben gegen Düsseldorf nach dem Hinspiel und in Gladbach nach dem bitteren 1:1 zum Abschluss der Saison 2008/2009 am letzten Spieltag noch eine Rechnung offen.
Das sind alles nur Gedankenspiele und vielleicht nehmen die Träume rund um die Meisterschaft schon in den nächsten Spielen ein bitteres Ende, aber trotz aller Dominanz am vergangenen Samstag in München ist eines nun die falsche Option: Aufgeben.
Auf geht’s Dortmund kämpfen und siegen!
„Grau ist im Leben alle Theorie, aber entscheidend is auf'm Platz“ - Adi Preißler