À bientôt, Diallo!
Nach nur einem Jahr in Dortmund verlässt Abdou Diallo die Borussia und wechselt zum französischen Meister nach Paris. Was bleibt?
Lange Zeit sah es in der letzten Saison so aus, als hätten wir ein neues Stamm-Innenverteidigerduo gefunden: Manuel Akanji und Abdou Diallo. Bedingt durch Verletzungssorgen auf den defensiven Außenpositionen musste Diallo jedoch immer häufiger hinten links ran (in 18 von 38 Einsätzen), machte einen ordentlichen Job, konnte aber im Vergleich zu seiner Rolle in der Mitte weniger überzeugen. Nun verlässt er den Verein nach nur einem Jahr wieder. Was bleibt übrig vom Engagement des jungen Franzosen?
Mit einer Ablöse von 28 Millionen Euro wurde Abdou Diallo letzten Sommer zum zweitteuersten Neuzugang in der Geschichte von Borussia Dortmund. Er durchlief zahlreiche U-Nationalmannschaften Frankreichs und machte in Mainz auf sich aufmerksam. Da Verteidiger aus Mainz für gewöhnlich sehr gut an die Strobelallee passen, schien der Transfer nach dem Abgang von Sokratis durchaus sinnvoll zu sein. Natürlich zahlte man einen hohen Preis, die allgemeine Marktwertentwicklung junger, dynamischer Verteidiger und das Potenzial Diallos rechtfertigten jedoch die Summe größtenteils.
Nun, da Mats Hummels in der BVB-Verteidigung als Party-Crasher auftauchte und als ehemals gestandener Nationalspieler den Anspruch auf einen Stammplatz erhebt, sah Diallo seine Einsatzzeiten verständlicherweise schwinden. In der Mitte spielte bei gemeinsamen Einsätzen in der vergangenen Spielzeit eher Akanji die Rolle des Chefs und auf dem Flügel war Diallo nur Aushilfskraft – eine Feststellung, die der Abwehrspieler zuletzt noch selbst untermauerte: „Das ist nicht mein Projekt“.
Nachdem das Gerücht, Paris wolle Diallo verpflichten, Anfang Juli aufkam, wurde der Vollzug gestern bestätigt. 31 bis 32 Millionen Euro Ablöse stehen im Raum, man macht also mit dem Innenverteidiger immerhin drei bis vier Millionen Euro Gewinn, womit der Franzose der siebtteuerste Abgang der Vereinsgeschichte wäre.
Wirklich hinterherzutrauern scheint ihm der BVB nicht. "Im Defensivbereich sind wir gut aufgestellt, sowohl was die Anzahl der Spieler als auch deren Qualität angeht“, kommentierte Michael Zorc den Transfer. Bei einem Spieler, den man auf Teufel komm raus halten möchte, klingt das sicherlich anders.
Diallo hätte sicherlich das Zeug dazu gehabt, den Kampf in der Innenverteidigung anzunehmen. Junge Spieler wie Gündogan haben bewiesen, dass sie manchmal eine Saison brauchen, um endgültig beim BVB anzukommen. Diallo zeigte sich grundsolide, aber keinesfalls fehlerfrei. Ein Duo Akanji/Diallo klang vielversprechend, im Angesicht der Personalsituation in der Abwehr ist der Transfer aber keineswegs als risikoreich einzuordnen – mit Zagadou, Toprak und Balerdi sind noch drei hauptberufliche Innenverteidiger im Kader. Hinzu kommt der eigentliche Mittelfeldspieler Julian Weigl, der in der vergangenen Saison durchaus souverän in der Abwehr aushalf.
Diallo kam, war durchaus sympathisch, spielte gut bis ordentlich und ging wieder. Klingt unspektakulär? Ist es auch. Bis Spieler ein gewisses Standing in der Fanszene erreichen, braucht es für gewöhnlich etwas länger als eine Saison. Diallo hätte sicher das Zeug zu einem beliebten, etablierten BVB-Spieler gehabt, sein Abgang wird aber die wenigsten BVB-Fans wirklich traurig zurücklassen. Dafür war die gemeinsame Zeit schlicht und einfach zu kurz.
Wenn Diallo bei Paris zum gestandenen Stammspieler heranreift, wird man sich sicherlich in Dortmund noch über den Abgang ärgern, dies lässt sich jetzt aber noch lange nicht beurteilen. Erst einmal heißt es sachlich Abschied nehmen, doch vielleicht sehen wir den Innenverteidiger ja bei Gelegenheit in der Champions League wieder… In diesem Sinne: À bientôt, Diallo!