Favre über den kleinen Unterschied zwischen Götze und Alcacer
In den letzten Wochen und Monaten ist es ruhig um Mario Götze geworden. 2014 wurde der Mittelfeldspieler Weltmeister, trug sich als Siegtorschütze im Maracana-Stadion in Rio de Janeiro auf dem Spielberichtsbogen ein. Der Rest ist Geschichte. In der Nationalmannschaft ist der gebürtige Memmeninger vermutlich auf ewig Legende und Held in Personalunion.
Im Vereinsfußball lief es seitdem für Mario Götze aber weniger erfreulich. So richtig wollte der Knoten nicht mehr platzen. In der laufenden Spielzeit brachte BVB-Trainer Lucien Favre den Weltmeister aber wieder auf Kurs - und fand für Götze einfach eine neue Position.
Für den gelernten Mittelfeldspieler war im System von Favre auf seiner angestammten Position kein Platz mehr. Im Zentrum, auf der "Zehn", spielt sein guter Freund Marco Reus, den der neue Trainer vom Flügel zurück in die Mitte beorderte.
Im defensiven Mittelfeld braucht es Robustheit, bestenfalls auch etwas mehr Körpergröße. Eine feine Klinge wie Mario Götze hat eher im offensiven Zentrum seine Stärken.
Auch auf der Außenbahn findet sich kein Platz für den Edeltechniker. Für die Position fehlt Götze das Tempo - das war aber schon immer so und ist kein Resultat der letzten Jahre. Dort haben im BVB-Kader unter anderem die pfeilschnellen Jadon Sancho, Maximilian Philipp oder Christian Pulisic ihre Stärken und demzufolge die Nase vorn.
Götze gehört mit seinen Fähigkeiten und seiner Spielanlage ohnehin nicht auf die Außenbahn. Der 26-Jährige kann sich auf kleinstem Raum bewegen, führt den Ball eng am Fuß, ist gedankenschnell und kann das Spiel mit seinen Pässen lenken. Verzichten wollte BVB-Trainer Lucien Favre auf die unumstrittenen Qualitäten des Rechtsfußes nicht. Aus diesem Grund beorderte der Schweizer ihn einfach noch eine Position weiter nach vorne - direkt ins Sturmzentrum.
Seitdem läuft es bei Götze rund. Sein Wert für die Mannschaft darf nicht allein in Toren oder Vorlagen gemessen werden. Sein Stellungsspiel und sein Anlaufverhalten haben sich unter Favre stark verbessert. Sein Spiel ist mannschaftsdienlich und sowohl in der Offensive, als auch in der Defensive wichtig für den Erfolg der Mannschaft.
Eins darf bei alledem nicht vergessen werden: Mario Götze ist erst 26 Jahre alt, kommt gerade erst ins beste Fußballer-Alter. Er kann als Weltmeisterschafts-Siegtorschütze auf einen Erfahrungsschatz zurückgreifen, von dem so manch ein Fußball-Routinier träumen dürfte.
Im Sturmzentrum wechselt Götze sich nun häufig mit dem gelernten Stürmer Paco Alcacer ab. Der Spanier machte vor allem als Edel-Joker auf sich aufmerksam, erzielte Treffer um Treffer nach seinen Einwechslungen.
Götze startete von Beginn, Alcacer löste ihn meist inmitten der zweiten Halbzeit ab. Wenn Götze wirbelte und seine Gegner zuvor müde lief, kam Alcacer - und stach eiskalt zu. Aber worin unterscheiden sich der gelernte Mittelfeldspieler und sein kongenialer Sturm-Ersatz?
"Wir brauchen Stunden um darüber zu sprechen", sagt BVB-Trainer Lucien Favre mit einem grinsen im Gesicht. Die Zeit hatten die Verantwortlichen auf der Pressekonferenz vor dem DFB-Pokal-Spiel gegen Werder Bremen aber nicht. "Paco ist definitiv mehr Stürmer als Mario", fasst Favre sich kurz. Wenig verwunderlich, die beiden wurden schließlich für unterschiedliche Positionen ausgebildet. Aber: "Mario kann auch Stürmer spielen, er macht das sehr, sehr gut."
Gerade die Flexibilität von Götze ist sein großer Trumpf. Das weiß auch Favre. "Mario kann Stürmer und auf der neuneinhalb spielen. Auch im 4-3-3. Das ist ein wenig anders", versucht der 61-Jährige den für Laien kaum greifbaren Unterschied in Worte zu fassen. "Paco ist Stürmer, das ist schon ein Unterschied."
In den Spielen von Beginn an war Alcacer bisher weniger durchschlagskräftig als in seinen Joker-Einsätzen. Favre möchte die Leistung des Spaniers aber nicht nur auf Torbeteiligungen reduzieren.
"Pacos Leistung in Frankfurt war ok", bricht sein Trainer die Lanze für den Angreifer. "Er hat Torchancen gehabt, ist in die Tiefe gelaufen, er hat sehr gut kombiniert."
Bleibt abzuwarten, auf welchen Stürmertyp Favre im DFB-Pokal-Achtelfinale gegen Werder Bremen von Beginn an zurückgreifen möchte.