Fußball von Frauen: BVB kündigt Konzept an
Im Rahmen der gestrigen BVB-Mitgliederversammlung hat Geschäftsführer Carsten Cramer die Erarbeitung eines Frauenfußball-Konzepts für das kommende Jahr angekündigt. Die Verantwortlichen deuteten an, nicht unmittelbar ins Profigeschäft vorpreschen zu wollen.
In den vergangenen Jahren hatten die Entscheidungsträger noch mit großer Zurückhaltung reagiert: Angesprochen auf eine Frauenfußball-Abteilung beim BVB lautete die Standardantwort, man wolle anderen, etablierten Vereinen in der Region nicht in die Quere kommen, ihnen als potenzielles Schwergewicht nicht das Wasser abgraben. Spätestens seit der Weltmeisterschaft in diesem Sommer mehren sich aber die Forderungen, der BVB solle mit einem eigenen Team in den Fußball für Frauen einsteigen. Artikuliert wurde sie unter anderem von aktiven Nationalspielerinnen wie Almuth Schult und Lina Magull oder dem neuen DFB-Präsidenten Fritz Keller.
Bei der sonntägigen Jahreshauptversammlung des BVB meldeten sich dann zwei Vereinsmitglieder zum Tagesordnungspunkt "Anträge und Wünsche" und schlossen sich dem an. Der erste Redner gab an, einen entsprechenden schriftlichen Antrag im Vorfeld der Versammlung gestellt zu haben, dieser sei jedoch nicht fristgerecht eingegangen. Zuerst erwiderte Präsident Reinhard Rauball, dass ein Profiteam unter dem Dach des eingetragenen Vereins nicht denkbar sei, da die Finanzierung die Gemeinnützigkeit gefährden würde.
Allein aus Mitgliedsbeiträgen lasse sich kein Profisport finanzieren
Exemplarisch sprach er das Schicksal der Handballerinnen an. Die Profis, die derzeit in der Bundesliga spielen, wurden einst gemeinsam mit dem Fußball-Seniorenbereich in die KGaA ausgegliedert, im Angesicht von Fast-Pleite und Sanierung aber zurück in den e. V. übertragen. 2009 dann der nächste Schock: Weil die Handball-Damen, ebenso wie die Tischtennis-Profis, jahrelang Verluste generiert hatten, drohte dem gesamten BVB der Entzug der Gemeinnützigkeit. Deshalb sollten für beide Teams keine Profi-Lizenzen mehr beantragt werden. Die Rettung erfolgte erst, als die Finanzierung durch einen externen Sponsorenpool gesichert werden konnte. Dieses Modell besteht bis heute. Rauball betonte während der Versammlung, dass sich allein aus Mitgliedsbeiträgen weiterhin kein Profisport finanzieren lasse. Zu einem möglichen Breitensport-Angebot des BVB für Fußball spielende Mädchen oder Frauen äußerte er sich nicht.
Anschließend nahm Carsten Cramer, seit März 2018 einer der Geschäftsführer der KGaA, den Ball auf. Er erklärte, intern hätten die Verantwortlichen von e. V. und KGaA bereits über die Angelegenheit gesprochen. Auch das jüngste Spruchband der Initiative ballspiel.vereint! habe man zur Kenntnis genommen. "Fußball ist für alle da – Frauenteam jetzt" lautete während des Bundesligaspiels gegen Paderborn die deutliche Botschaft auf der Südtribüne. Der BVB wolle sich dem Thema nun stellen und spätestens bis zur nächsten Mitgliederversammlung ein entsprechendes Konzept präsentieren.
Von der Pike aufbauen
Erst am Vortag hatte die Forderung nach einem Profiteam eine weitere prominente Unterstützerin gewonnen, als Nationalteamkapitänin Alexandra Popp das Banner der BVB-Fans in ihrer Instagram-Story aufgegriffen und sich gewünscht hatte: "Wäre schön, wenn es passiert und ich meine Karriere vielleicht bei meinem Herzensverein beenden könnte!" Ob und wie schnell sich der 28-Jährigen diese Möglichkeit bieten wird, ist derzeit noch fraglich. Denn Cramer deutete an, dass man nicht unmittelbar ins Profigeschäft vorpreschen wolle. Dies sei nicht der Weg von Borussia Dortmund, eher wolle man etwas von der Pike aufbauen. Details ließ er, wohl bewusst, jedoch offen.
Was auch immer am Ende stehen wird: Der BVB hat sich damit selbst zu einer ergebnisorientierten Auseinandersetzung mit dem Thema verpflichtet. Und die Ankündigungen, die die 1.165 anwesenden Mitglieder sehr wohlwollend begrüßten, implizierten durchaus, dass am Ende jedenfalls nicht nichts stehen wird.
Mehr zum Thema? Anlässlich der zuletzt lauter werdenden Forderungen hatten wir uns vor der Mitgliederversammlung in einem Kommentar mit der bisherigen Haltung des BVB und möglichen Handlungsfeldern auseinandergesetzt, den ihr hier nachlesen könnt.