Immer wieder München...
Samstagmorgen, ungefähr 7:15 in einem Dortmunder Stadtteil, abseits jeglicher Zivilisation. Voller Vorfreude auf ne geile Tour mit seinen Leuten räumen wir gerade am Bustreffpunkt alles an schmackhaften Kaltgetränken und Delikatessen ein die wir brauchen – so ziemlich wie „Zott“ hinein ins Weekend-Feeling.
Während der Bus also entspannt in die Richtung Deutschlands rollte, in der der typische Ruhrpottasi keine Chance hat an der Theke ein normales Pils zu bestellen, wurde heftig diskutiert und vermutet, wie der Kick denn ausgehen könnte – von einem 1:1 über 0:1 oder 0:2 war alles dabei. Die 4:0 hatte jedoch keiner auf der Liste, obwohl rein psychologisch alle Zeichen auf 4:0 gestanden hatten - so hatten wir die letzten beiden Spiele in München mit 6:0 (2017/2018) und mit 5:0 (2018/2019) verloren.
Aber uns jodelte noch Julian Weigl’s Ankündigung im Kopf rum, die nach dem glanzvollen Auftritt gegen Inter Mailand am vergangenen Mittwoch das Licht der Welt erbrachte
„Dass wir das Spiel noch gedreht haben: Wahnsinn! Und das verdient. Jetzt haben wir alle Bock auf Samstag.“
Eine Aussage, die zu dem Zeitpunkt natürlich respektive der im Mailand Heimspiel gezeigten Leistung allen Leuten Mut gemacht hatte die nach München fahren.
Am Stadion angekommen letztendlich, haben sich unser Busfahrer Jupp aka Don Kanaille erstmal Böse verfahren, sodass wir in einem kleinen Pulk der Münchener Südkurve landeten.
Gastfreundlichkeit wird ja in München auch groß geschrieben, so wird der Gästeparkplatz sowie Gästeeingang bereits seit letzter Saison umgebaut und man darf jetzt noch länger in dieses grandiose Stadion laufen, ein Anblick bei dem sich das Essen der vergangenen Raststätte nach einem Comeback gesehnt hat.
Nachdem man dann also seinen Platz gefunden hatte im dieses Jahr etwas spärlich gefüllten Gästeblock, startete unsere Borussia ja wieder etwas furioser, kam zu ein paar starken Szenen und konnte gut mithalten, bis kein anderer als Robert Lewandowski wieder alle Kinderträume zum platzen gebracht hatte mit seinem Tor in der 17. Min. Angefühlt hat sich das wie der Moment, als damals im Briefkasten die Absage zur Mini Playback Show eintrudelte – ich wollte doch unbedingt mal groß rauskommen. Shit.
Auch wenn die Chance auf den Ausgleich vor der Pause noch da war, geschossen hat ihn keiner, weshalb es 1:0 in die Kabine ging, Zeit erstmal vor seinem geistigen Auge zu realisieren, was noch passieren könnte. Von Klatsche bis zur Aufholjagd, oder dem klassischen „Borussia - 2:2“ Trick war ja alles noch möglich.
Nach der Pause erfolgte dann relativ schnell das 2:0 für München, welches allerdings auch schon in Halbzeit 1 gefallen war, jedoch aberkannt wurde vom Video-Schiri. FC Bayern München und Video-Schiri, ein Abend der nicht magischer hätte sein können.
Manchmal denkt man sich, kann es nicht noch beschissener werden?
Ja! Kann es – den geilen Videoschiri gab es nach der Pause erneut und während manch einer dachte Schiri Felix Zwayer nimmt gerade eine Bestellung an, so wurde das Tor zwar korrekterweise gegeben, aber der bittere Nachgeschmack des Videoschiris ist natürlich omnipräsent im Stadion.
Dieser anschließende intensive Torjubel des FC Bayern zum nachträglich durch den Videoschiri gegebenen Tor werde ich nie vergessen! Wow, das war so dermaßen intensiv und elektrisierend wie der Ticketschalter von RB-Leipzig wenn der Vorverkauf gegen Hoffenheim zum El Plastico stattfindet.
Nachdem nun vollkommen die Luft raus war und das Barometer schon auf Klatsche stand, erspielte sich Borussia zwar noch ein paar gute Aktionen, aber nichts was mit einem Tor belohnt hätte werden können, sodass man sich noch das 3:0 fang und Mats Hummels noch das 4:0 machte (Mats Hummels spielt seit dieser Saison wieder bei Borussia).
Was soll passieren?
Es ist einfach so unglaublich. Während der Kader wesentlich hochwertiger besetzt ist als es zur letzten Saison der Fall war, kriegt Lucien Favre die Mannschaft einfach nicht in den Griff. Das allerdings auch schon wochenlang, man kann mittlerweile würfeln ob die Mannschaft gut oder schlecht spielt.
Wie jetzt bekannt wurde hat sich München von Niko Kovac nicht unbedingt durch das Frankfurt Spiel getrennt, die Entwicklung der Mannschaft im Allgemeinen jedoch hat die Vereinsführung nicht länger angesprochen und Würstchen Uli, (der ja aktuell seine Abschiedstournee gibt) ist in diesen Dingen ja sehr schnell und direkt.
Aber wäre denn für unsere Borussia ein neuer Trainer unsere Lösung? Jetzt? Würde das funktionieren? Wer wäre denn auf dem Markt?
Schauen wir zunächst mal auf das restliche Programm, damit stehen mit Paderborn (H), Barcelona (A), Hertha (A), Düsseldorf (H), Slavia Prag (H), Mainz (A), Leipzig (H) und Hoffenheim (A) noch einige Kracher an. So ziemlich alle Auswärtsspiele (Barcelona mal ausgenommen) sind keine Selbstläufer, dazu noch die schweren Heimspiele gegen Leipzig und ja – auch Düsseldorf, die haben uns letzte Saison auch noch richtig am Sack gehabt. Alles andere als ein Heimsieg gegen Paderborn wäre sowieso absolute Leistungsverweigerung.
Jedoch sollte man zunächst die Hinrunde abschließen, um dann in der Winterpause zügig einen neuen Trainer zu finden, oder zumindest Möglichkeiten zu eruieren, in welche Richtung der neue Trainer geht. Dass ein Diego Simeone, der nach ner Derbyniederlage persönlich zu jedem Spieler fahren würde um sich auf dem Rasen zu verewigen nicht kommt, ist klar und sollte auch kein Anspruch sein, auch wenn man prinzipiell bei emotionaleren Trainern (á la Klopp) ein besseres Bindungsgefühl aufbauen kann, aber Klopp war – „one in a million“.
Michael Zorc hingegen steht nach wie vor hinter Favre, so stärkte er Favre nach der 4:0 Klatsche den Rücken:
„Den Trainer würde ich da auch komplett rausnehmen, um das ganz klar zu sagen“
Während also nach wie vor Jose Mourinho als potentieller Nachfolger für Favre gehandelt wird (bitte nicht) und alle Medien schon sämtliche Champions League Erfolge aus dem Archiv von Mourinho’s Trainerstationen rauskramten – auf Facebook bereits Mourinho Bilder rumgeisterten mit BVB-Kappe, nahm Zorc mit dem Satz
„Die Gerüchte um Mourinho entbehren jeder Substanz“ - „Wir führen keine Trainerdiskussion“
Wie dem auch sei, intern muss gesprochen und aufgearbeitet werden was man konkret in kurzer Zeit verbessern kann, sonst verliert man den Anschluss an die Spitze. Die nächsten Wochen werden nach wie vor eine starke Belastung für Mannschaft, Management und letztendlich auch den Trainer.
Ach und wenn sich der Trend fortsetzt könnten wir bereits in 5 Jahren wieder 0:1 in München gewinnen, vorausgesetzt wir finden auch mal das Tor. Danke.
- Marc
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