Der Vorhang geht auf
Nach gut 106 bundesligafreien Tagen, bzw. 2545 bundesligafreien Stunden geht am Sonntag der Vorhang im wunderschönen Westfalenstadion endlich wieder auf. Ob mit oder ohne echten Stürmer wird sich dann vermutlich noch zeigen.
Fakt ist, dass auch die mehr oder minder spannende Weltmeisterschaft in Russland nicht dazu beitragen konnte, die leeren Fußballmonate mit einigermaßen vorhandener Spannung zu füllen, da hat der DFB Pokal am vergangenen Montag schon eher ganze Arbeit geleistet.
Zumindest ich habe an diesem Abend sämtliche Emotionen von „sieht genauso mies aus wie letzte Saison“ über „meine Güte, wir brauchen die Saison gar nicht erst anfangen“ bis hin zu „Dortmund ist der geilste Verein der Welt“ und „ich liebe solche Pokalabende“ durchlebt. Wie groß der Anteil der jeweiligen Emotionen war, behalte ich jetzt besser für mich, man will ja nicht schon zu Saisonbeginn wieder nur motzen. Das ist übrigens auch mein persönliches Vorhaben diese Saison: nicht mehr so viel motzen. Das hat letzte Saison schon Überhand genommen. Auf der anderen Seite: viel Grund zur Euphorie hatte man am 34. Spieltag ja nun auch wirklich nicht. Da kamen die 2545 bundesligafreien Stunden eigentlich ganz gelegen.
Und so brachten die Sommerpause bzw. der erste Juli auch einiges Neues mit sich, nur halt keinen Stürmer. Kam ja auch sehr plötzlich, dass man eventuell noch einen gebrauchen könnte. Aber: ich will ja nicht motzen. Dass es gegen Fürth auch ohne echten 9er gerade so ging, dafür sorgten dann Neuzugang Witsel und Reus. Als Schmelzer zwischendurch versuchte, das Leder wild aufs Tor zu ballern, musste man ja schon fast befürchten, dass es auch so gehen muss. Jedenfalls reihte sich Witsel in die Reihe vieler seiner Vorgänger ein und legte ein eindrucksvolles Debüt hin – nicht umsonst hat Belgien bei der Weltmeisterschaft den dritten Platz belegt. Der euphorisierende Ausgleich in der 95. Minute der Nachspielzeit hat jedenfalls definitiv Lust auf mehr geweckt.
Dass es diese Saison mehr werden soll, dafür ist auch Lucien Favre verantwortlich, der aus der Rumpeltruppe der letzten Saison, bei der scheinbar sowohl sportlich als auch mental einiges schief lief, wieder eine Mannschaft formen soll, die sich nicht nur als Mannschaft versteht, sondern auch sportlich den Ansprüchen wieder genügt – man kann kaum davon ausgehen, dass eine weitere Saison wie die Letzte nochmal zum erhofften Ziel Champions League führen würde. Und auch auf europäischer Ebene hat man sich letzte Saison nicht gerade mit Ruhm bekleckert – da ist durchaus noch etwas Nachholbedarf vorhanden. Wer diese Saison daran glauben darf und Aufbauarbeit und Wiedergutmachung für die letzte Saison leisten muss, wird sich nächsten Donnerstag zeigen.
Zunächst gilt es aber einem anderen Verein, der nächste Saison zumindest nicht in der Königsklasse vertreten sein wird, wieder auf seinen Platz zu verweisen. Vielleicht ist es gar nicht so schlecht, dass gerade zu Beginn der Saison der Verein zu Gast sein wird, den man sich wie keinen Zweiten wegwünscht. Und bevor jetzt die obligatorischen Mateschitz-Verteidiger kommen und etwas von gutem Fußball oder sonstigem erzählen – lasst gut sein! Die vorhandene Antipathie gegenüber des Gegners sollte zumindest gute Stimmung garantieren, denn einen Saisonauftakt mit Heimniederlage gegen diesen Verein möchte sich nun wirklich niemand ausmalen. Zugute könnte uns kommen, dass der Brauseverein am Donnerstag noch ein torloses Remis gegen Luhansk abgeliefert hat und nach der langen Reise hoffentlich nicht die fittesten Beine vorweisen kann. Da dürften auch wir die 120 langen Minuten vom Pokal und die deutlich müden Beine überwunden haben.
Auf Weigl werden wir auch diesen Sonntag weiterhin verzichten müssen, hinter Wolf steht zumindest ein kleines Fragezeichen und auch Witsel wird vermutlich eher wieder als Joker verzaubern dürfen - trotzdem dürften sich mindestens 14 motivierte Spieler finden, die das Spiel am Sonntag schon schaukeln werden.
Ich jedenfalls freue mich auf die neue Saison, Lucien Favre ist bereit und voller Vorfreude, dann kann ja nichts mehr schief gehen – richtig, Mannschaft?
So könnten sie spielen
Ballspielverein: Bürki – Piszczek – Akanji – Diallo – Schmelzer – Delaney – Dahoud – Pulisic – Reus – Götze – Philipp
Trainer: Lucien Favre
Brauseverein: Gulacsi – Laimer – Mukiele – Upamecano – Saracchi – Demme – Ilsanker – Bruma – Forsberg – Werner – Augustin
Trainer: Rangnick
Westfalenstadion: ausverkauft